Bolkshefe ruhen; es hat eines, furchtbaren, mahnenden Beispiels bedurft, um Furchtbareres abzuwenden. -- Jetzt irren die armen Hamburger in der Trümmerwelt umher, und wo sich zwei begegnen, da freuen sie sich mit jener stummen Schmerzensmiene/ daß sie noch' am Leben., "Wie ist es Ihnen .ergangen?// -- fragte ich einen meiner Bekannten. -- Er zeigte auf seinen Rock. Während wir fortgingen, konnte er noch scher¬ zen. "Ich trage jetzt Leipziger Strümpfe// -- sagte er mit geheimnißvol- len Vertraue!,. -- //Leipziger Strümpfe?" fragte ^ich, und dachte an die Leipziger Lerchen, die wir einmal .in heiterer Gesellschaft zusammen ver¬ zehrt. //Leipziger Strümpfe// >-- wiederholte er bejahend und zeigte mir die Erklärung, indem er sein Beinkleid ein wenig aufhob. Der Arme war auf die Leipziger Zeitung abonnirt, und wann er sie gelesen, dann wickelte er sie um seine Füße, und/benutzte sie als Strümpfe. //Da ich einmal auf den Strumpf gekommen bin, fuhr er fort, so will ich Ih¬ nen doch erzählen, welch enormer Strumpf bei dieser Gelegenheit mit zu Grunde gegangen ist. Der Verfasser ,/Hannchen'ö und derKüchlcin/- zeigte uns jüngst bei Tisch einen Strumpf von solcher Größe, Länge und Weite, daß man füglich einen jener jungen, geschnürten Lieutenants mit Sack und Pack in ihm hätte ^verbergen, können, und einen Pantoffel da¬ zu^ in, welchem/einmeugeborneö! Kind vollkommen > Platz zum Schlum¬ mern,finden, konnte. - Pantoffel, und Strumpf wurden^ von! einem' Flü¬ gelmanne jener alten Potsdamer Niesengardc Friedrich Wilhelm I. ge!- tragen, der sich gewiß nicht träumen ließ, daß man einst auf der Pfaueninsel den Brandgeruch spüren würde, zu dem seine colossale Ehauffürc in der allgemeinen Feuersbrunst das Ihrige mit beitragen sollte.// --Der alte Würdige Dr. Eberhard hat sich jetzt,an die Elbe geflüchtet; , sein Verlust an schätzbaren Papieren und gesammelten Seltenheiten betrübt den lie¬ benswürdigen, hellen Greis eben sosehr, als er überhaupt,zu bekla¬ gen ist. ' - - -
Bolkshefe ruhen; es hat eines, furchtbaren, mahnenden Beispiels bedurft, um Furchtbareres abzuwenden. — Jetzt irren die armen Hamburger in der Trümmerwelt umher, und wo sich zwei begegnen, da freuen sie sich mit jener stummen Schmerzensmiene/ daß sie noch' am Leben., „Wie ist es Ihnen .ergangen?// — fragte ich einen meiner Bekannten. — Er zeigte auf seinen Rock. Während wir fortgingen, konnte er noch scher¬ zen. „Ich trage jetzt Leipziger Strümpfe// — sagte er mit geheimnißvol- len Vertraue!,. — //Leipziger Strümpfe?" fragte ^ich, und dachte an die Leipziger Lerchen, die wir einmal .in heiterer Gesellschaft zusammen ver¬ zehrt. //Leipziger Strümpfe// >— wiederholte er bejahend und zeigte mir die Erklärung, indem er sein Beinkleid ein wenig aufhob. Der Arme war auf die Leipziger Zeitung abonnirt, und wann er sie gelesen, dann wickelte er sie um seine Füße, und/benutzte sie als Strümpfe. //Da ich einmal auf den Strumpf gekommen bin, fuhr er fort, so will ich Ih¬ nen doch erzählen, welch enormer Strumpf bei dieser Gelegenheit mit zu Grunde gegangen ist. Der Verfasser ,/Hannchen'ö und derKüchlcin/- zeigte uns jüngst bei Tisch einen Strumpf von solcher Größe, Länge und Weite, daß man füglich einen jener jungen, geschnürten Lieutenants mit Sack und Pack in ihm hätte ^verbergen, können, und einen Pantoffel da¬ zu^ in, welchem/einmeugeborneö! Kind vollkommen > Platz zum Schlum¬ mern,finden, konnte. - Pantoffel, und Strumpf wurden^ von! einem' Flü¬ gelmanne jener alten Potsdamer Niesengardc Friedrich Wilhelm I. ge!- tragen, der sich gewiß nicht träumen ließ, daß man einst auf der Pfaueninsel den Brandgeruch spüren würde, zu dem seine colossale Ehauffürc in der allgemeinen Feuersbrunst das Ihrige mit beitragen sollte.// —Der alte Würdige Dr. Eberhard hat sich jetzt,an die Elbe geflüchtet; , sein Verlust an schätzbaren Papieren und gesammelten Seltenheiten betrübt den lie¬ benswürdigen, hellen Greis eben sosehr, als er überhaupt,zu bekla¬ gen ist. ' - - -
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Bolkshefe ruhen; es hat eines, furchtbaren, mahnenden Beispiels bedurft,
um Furchtbareres abzuwenden. — Jetzt irren die armen Hamburger in
der Trümmerwelt umher, und wo sich zwei begegnen, da freuen sie sich
mit jener stummen Schmerzensmiene/ daß sie noch' am Leben., „Wie
ist es Ihnen .ergangen?// — fragte ich einen meiner Bekannten. — Er
zeigte auf seinen Rock. Während wir fortgingen, konnte er noch scher¬
zen. „Ich trage jetzt Leipziger Strümpfe// — sagte er mit geheimnißvol-
len Vertraue!,. — //Leipziger Strümpfe?" fragte ^ich, und dachte an die
Leipziger Lerchen, die wir einmal .in heiterer Gesellschaft zusammen ver¬
zehrt. //Leipziger Strümpfe// >— wiederholte er bejahend und zeigte mir
die Erklärung, indem er sein Beinkleid ein wenig aufhob. Der Arme
war auf die Leipziger Zeitung abonnirt, und wann er sie gelesen, dann
wickelte er sie um seine Füße, und/benutzte sie als Strümpfe. //Da ich
einmal auf den Strumpf gekommen bin, fuhr er fort, so will ich Ih¬
nen doch erzählen, welch enormer Strumpf bei dieser Gelegenheit mit
zu Grunde gegangen ist. Der Verfasser ,/Hannchen'ö und derKüchlcin/-
zeigte uns jüngst bei Tisch einen Strumpf von solcher Größe, Länge und
Weite, daß man füglich einen jener jungen, geschnürten Lieutenants mit
Sack und Pack in ihm hätte ^verbergen, können, und einen Pantoffel da¬
zu^ in, welchem/einmeugeborneö! Kind vollkommen > Platz zum Schlum¬
mern,finden, konnte. - Pantoffel, und Strumpf wurden^ von! einem' Flü¬
gelmanne jener alten Potsdamer Niesengardc Friedrich Wilhelm I. ge!-
tragen, der sich gewiß nicht träumen ließ, daß man einst auf der Pfaueninsel
den Brandgeruch spüren würde, zu dem seine colossale Ehauffürc
in der allgemeinen Feuersbrunst das Ihrige mit beitragen sollte.// —Der alte
Würdige Dr. Eberhard hat sich jetzt,an die Elbe geflüchtet; , sein Verlust
an schätzbaren Papieren und gesammelten Seltenheiten betrübt den lie¬
benswürdigen, hellen Greis eben sosehr, als er überhaupt,zu bekla¬
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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/568>, abgerufen am 22.12.2024.
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