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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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der Verlauf der Zeit bei dem Wribrande war rascher; etwa, eine und eine halbe
Stunde durste sich das Auge der traurigsten Augenweide rühmen und den Baumei¬
ster bewundern, dessen hohe Kunst in der wundervollen Verzweigung der Balken
sichtbar geworden. Nachdem der Thurm seinZJnnres bei der doppelten Beleuchtung
der Sonne und der Flammen den Blicken preisgegeben, sank die hohe) zierliche,
schlanke Spitze in sich selbst zusammen und neigte sich dann nordwestlich über ge¬
sprengte und eingeäscherte Straßen und Häuser. Durch den dicken Dampf leckten
die Riesenflammcn aus den Kirchenfenstern und dem hohen Kirchendach, nach dem
furchtbaren Gckrache trat eine, kleine Pause" ein, und dann wälzte sich wieder der
Donner der Kanonen, mit denen gesprengt wurde, und das dumpfe Krachen der
Minen über die Älster. Noch eine dritte Kirche ward ein Opfer dieses ungeheuren
Brandes, die Gertnidcnkirche; kleiner und unbedeutender, denn ihre beiden Schwe¬
stern, glich ihr Sturz dem Todesseufzer der letzten Sterbenden. Läßt man jetzt den
Blick über die ungeheure Brandstätte schweifen, so sucht man die beiden Ruinen in,
ihrer-ganzen Kläglichkeit und Trauer-die Trümmer überragen, -und unwillkührlich
weilt das Auge am längsten -auf diesen Resten vergangner Größe, als dem schwer¬
sten unersetzlichsten Verlust,-,alSdembeklagenSwcrthestenMoment in dein gapzcn,gro¬
ßen Drama. Ich werde fortfahren, Ihnen über Hamburgs Trauertage zu'schrei¬
ben und an diese Schilderung andere anzureihen; lassen Sie mich nicht länger
hinausschieben, was vor Allem Noth thut zu erwähnen. Hier muß geholfen wer¬
den; Deutschland wird sich nicht zu schämen brauchen, wenn,es den Kölner Dom
dennoch nicht vollendet, wenn es, anstatt ,ein Monument aufzubauen, dem gleiches
Schicksal, wie,Se. Petri und Se. Nicolai in Hamburg,- zu Theil werden,kann,,-5-
seine Gaben den Tausenden zu Gute kommen läßt, die mit diesem Brands,dem
Elende preisgegeben sind., Hamburg hat bei jeder-Gelegenheit Beweise der größten
Milde, des wahren Christenthums gegeben, und stand von jeher an der Spitze, da
wo es sich um Unterstützung handelte Jetzt ist die Stunde gekommen, da es der
-- g, -- Hülfe selbst bedarf. Möge das ganze Vaterland helfen. '




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der Verlauf der Zeit bei dem Wribrande war rascher; etwa, eine und eine halbe
Stunde durste sich das Auge der traurigsten Augenweide rühmen und den Baumei¬
ster bewundern, dessen hohe Kunst in der wundervollen Verzweigung der Balken
sichtbar geworden. Nachdem der Thurm seinZJnnres bei der doppelten Beleuchtung
der Sonne und der Flammen den Blicken preisgegeben, sank die hohe) zierliche,
schlanke Spitze in sich selbst zusammen und neigte sich dann nordwestlich über ge¬
sprengte und eingeäscherte Straßen und Häuser. Durch den dicken Dampf leckten
die Riesenflammcn aus den Kirchenfenstern und dem hohen Kirchendach, nach dem
furchtbaren Gckrache trat eine, kleine Pause" ein, und dann wälzte sich wieder der
Donner der Kanonen, mit denen gesprengt wurde, und das dumpfe Krachen der
Minen über die Älster. Noch eine dritte Kirche ward ein Opfer dieses ungeheuren
Brandes, die Gertnidcnkirche; kleiner und unbedeutender, denn ihre beiden Schwe¬
stern, glich ihr Sturz dem Todesseufzer der letzten Sterbenden. Läßt man jetzt den
Blick über die ungeheure Brandstätte schweifen, so sucht man die beiden Ruinen in,
ihrer-ganzen Kläglichkeit und Trauer-die Trümmer überragen, -und unwillkührlich
weilt das Auge am längsten -auf diesen Resten vergangner Größe, als dem schwer¬
sten unersetzlichsten Verlust,-,alSdembeklagenSwcrthestenMoment in dein gapzcn,gro¬
ßen Drama. Ich werde fortfahren, Ihnen über Hamburgs Trauertage zu'schrei¬
ben und an diese Schilderung andere anzureihen; lassen Sie mich nicht länger
hinausschieben, was vor Allem Noth thut zu erwähnen. Hier muß geholfen wer¬
den; Deutschland wird sich nicht zu schämen brauchen, wenn,es den Kölner Dom
dennoch nicht vollendet, wenn es, anstatt ,ein Monument aufzubauen, dem gleiches
Schicksal, wie,Se. Petri und Se. Nicolai in Hamburg,- zu Theil werden,kann,,-5-
seine Gaben den Tausenden zu Gute kommen läßt, die mit diesem Brands,dem
Elende preisgegeben sind., Hamburg hat bei jeder-Gelegenheit Beweise der größten
Milde, des wahren Christenthums gegeben, und stand von jeher an der Spitze, da
wo es sich um Unterstützung handelte Jetzt ist die Stunde gekommen, da es der
— g, — Hülfe selbst bedarf. Möge das ganze Vaterland helfen. '




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[0517] der Verlauf der Zeit bei dem Wribrande war rascher; etwa, eine und eine halbe Stunde durste sich das Auge der traurigsten Augenweide rühmen und den Baumei¬ ster bewundern, dessen hohe Kunst in der wundervollen Verzweigung der Balken sichtbar geworden. Nachdem der Thurm seinZJnnres bei der doppelten Beleuchtung der Sonne und der Flammen den Blicken preisgegeben, sank die hohe) zierliche, schlanke Spitze in sich selbst zusammen und neigte sich dann nordwestlich über ge¬ sprengte und eingeäscherte Straßen und Häuser. Durch den dicken Dampf leckten die Riesenflammcn aus den Kirchenfenstern und dem hohen Kirchendach, nach dem furchtbaren Gckrache trat eine, kleine Pause" ein, und dann wälzte sich wieder der Donner der Kanonen, mit denen gesprengt wurde, und das dumpfe Krachen der Minen über die Älster. Noch eine dritte Kirche ward ein Opfer dieses ungeheuren Brandes, die Gertnidcnkirche; kleiner und unbedeutender, denn ihre beiden Schwe¬ stern, glich ihr Sturz dem Todesseufzer der letzten Sterbenden. Läßt man jetzt den Blick über die ungeheure Brandstätte schweifen, so sucht man die beiden Ruinen in, ihrer-ganzen Kläglichkeit und Trauer-die Trümmer überragen, -und unwillkührlich weilt das Auge am längsten -auf diesen Resten vergangner Größe, als dem schwer¬ sten unersetzlichsten Verlust,-,alSdembeklagenSwcrthestenMoment in dein gapzcn,gro¬ ßen Drama. Ich werde fortfahren, Ihnen über Hamburgs Trauertage zu'schrei¬ ben und an diese Schilderung andere anzureihen; lassen Sie mich nicht länger hinausschieben, was vor Allem Noth thut zu erwähnen. Hier muß geholfen wer¬ den; Deutschland wird sich nicht zu schämen brauchen, wenn,es den Kölner Dom dennoch nicht vollendet, wenn es, anstatt ,ein Monument aufzubauen, dem gleiches Schicksal, wie,Se. Petri und Se. Nicolai in Hamburg,- zu Theil werden,kann,,-5- seine Gaben den Tausenden zu Gute kommen läßt, die mit diesem Brands,dem Elende preisgegeben sind., Hamburg hat bei jeder-Gelegenheit Beweise der größten Milde, des wahren Christenthums gegeben, und stand von jeher an der Spitze, da wo es sich um Unterstützung handelte Jetzt ist die Stunde gekommen, da es der — g, — Hülfe selbst bedarf. Möge das ganze Vaterland helfen. ' W"'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/517>, abgerufen am 30.06.2024.