Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.. So lange als die Industrie und die Wissenschaft, die Schwester ." .'.'Mi/der.Industrie und der Wissenschaft, die von ihr .nicht zu tren¬ . So lange als die Industrie und die Wissenschaft, die Schwester ." .'.'Mi/der.Industrie und der Wissenschaft, die von ihr .nicht zu tren¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0508" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267721"/> <p xml:id="ID_1766"> . So lange als die Industrie und die Wissenschaft, die Schwester<lb/> der erstem, die sie erleuchtet, noch in ihrer Kindheit sich befanden,-<lb/> machte die Thätigkeit der Völker den Krieg zu ihrer Hauptbeschäftigung.<lb/> Durch Krieg, und Eroberung suchte man Reichthum. Der Krieg allein<lb/> brachte Auszeichnung. Die natürliche Neigung der Oberhäupter, ihre<lb/> Überlegenheit durch äußern Aufwand an den Tag zu legen, konnte<lb/> nicht anders als'durch.Unterjochung der größern Anzahl befriedigt wer¬<lb/> den, denn, die Arbeit eines Menschen gab urendlich wenig Ertrag. Der<lb/> Kriegeradel, .der, bei alle dem,.den Leibeigenen.den Dienst leistete, daß<lb/> er sie'gegen die Herren der benachbarten Länder beschützte, glaubte sich,<lb/> befugt, ihnen, als Gegendienst dafür, die härtesten Arbeiten aufzuerle¬<lb/> gen. Er lebte auf ihre Kosten, forderte Zehnten, grundherrschaftliche .<lb/> Dienste von ihnen, und tausend Pflichten unter allen möglichen Vor¬<lb/> handen. Vom Herrendienst' erschöpft und unter das Joch gebeugt, wur¬<lb/> den die Massen moralisch herabgewürdigt und aller Cultur beraubt.<lb/> Ohne Industrie ist keine Gesellschaft gedenklich, es sei denn mit einer<lb/> Mehrzahl Elender, welche einer gcwaltübcnden Minderzahl zum Fu߬<lb/> schemel und als Nutzstoff dient. Ohne Industrie würde die Gleichheit<lb/> ewig ein"'Hirngespinnst, die Freiheit ein lügenhafter Traum bleiben. .</p><lb/> <p xml:id="ID_1767"> ." .'.'Mi/der.Industrie und der Wissenschaft, die von ihr .nicht zu tren¬<lb/> nen. ist,"cun'ter Industrie aber verstehe ich'hier so gut den Ackerbau als<lb/> den Handel und die Manufacturen) kann und muß Alles eine neue Ge¬<lb/> stalt annehmen. Das. wohlverstandene Interesse eines Volkes fordert<lb/> es, daß seine Nachbaren reich seien, aufdaß es mit ihnen einen aus¬<lb/> gedehnten Austausch unterhalten könne. Da nun dieser Austausch, un¬<lb/> ter gewissen leicht zu erfüllenden Bedingungen, für beide Theile vor¬<lb/> theilhaft sein'muß,'so ergiebt sich daraus, daß ein Volk alsdann, in¬<lb/> dem es sich selber bereichert, auch zu der Bereicherung der umwohnen¬<lb/> den Völker beiträgt. Mit einem Worte, bei dem industriellen Regime<lb/> können die internationalen Verhälwisse. auf die Idee gemeinschaftlicher<lb/> Interessen und Vergesellschaftung gegründet werden, dahingegen unter<lb/> dem Militärregime die internationale Politik zum Zweck die Beraubung,<lb/> zum.Mittel aber die Unterdrückung hat. Vermittelst der Industrie kann<lb/> der. erhabne Gedanke der. Einheit des menschlichen Geschlechts, welchen<lb/> das Christenthum verkündet hat, seine irdische Bewahrheitung finden,<lb/> .denn' ylsdann werden die Völker Brüder; beim Kriegsstaate — ist Frem¬<lb/> der und Feind gleichbedeutend.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0508]
. So lange als die Industrie und die Wissenschaft, die Schwester
der erstem, die sie erleuchtet, noch in ihrer Kindheit sich befanden,-
machte die Thätigkeit der Völker den Krieg zu ihrer Hauptbeschäftigung.
Durch Krieg, und Eroberung suchte man Reichthum. Der Krieg allein
brachte Auszeichnung. Die natürliche Neigung der Oberhäupter, ihre
Überlegenheit durch äußern Aufwand an den Tag zu legen, konnte
nicht anders als'durch.Unterjochung der größern Anzahl befriedigt wer¬
den, denn, die Arbeit eines Menschen gab urendlich wenig Ertrag. Der
Kriegeradel, .der, bei alle dem,.den Leibeigenen.den Dienst leistete, daß
er sie'gegen die Herren der benachbarten Länder beschützte, glaubte sich,
befugt, ihnen, als Gegendienst dafür, die härtesten Arbeiten aufzuerle¬
gen. Er lebte auf ihre Kosten, forderte Zehnten, grundherrschaftliche .
Dienste von ihnen, und tausend Pflichten unter allen möglichen Vor¬
handen. Vom Herrendienst' erschöpft und unter das Joch gebeugt, wur¬
den die Massen moralisch herabgewürdigt und aller Cultur beraubt.
Ohne Industrie ist keine Gesellschaft gedenklich, es sei denn mit einer
Mehrzahl Elender, welche einer gcwaltübcnden Minderzahl zum Fu߬
schemel und als Nutzstoff dient. Ohne Industrie würde die Gleichheit
ewig ein"'Hirngespinnst, die Freiheit ein lügenhafter Traum bleiben. .
." .'.'Mi/der.Industrie und der Wissenschaft, die von ihr .nicht zu tren¬
nen. ist,"cun'ter Industrie aber verstehe ich'hier so gut den Ackerbau als
den Handel und die Manufacturen) kann und muß Alles eine neue Ge¬
stalt annehmen. Das. wohlverstandene Interesse eines Volkes fordert
es, daß seine Nachbaren reich seien, aufdaß es mit ihnen einen aus¬
gedehnten Austausch unterhalten könne. Da nun dieser Austausch, un¬
ter gewissen leicht zu erfüllenden Bedingungen, für beide Theile vor¬
theilhaft sein'muß,'so ergiebt sich daraus, daß ein Volk alsdann, in¬
dem es sich selber bereichert, auch zu der Bereicherung der umwohnen¬
den Völker beiträgt. Mit einem Worte, bei dem industriellen Regime
können die internationalen Verhälwisse. auf die Idee gemeinschaftlicher
Interessen und Vergesellschaftung gegründet werden, dahingegen unter
dem Militärregime die internationale Politik zum Zweck die Beraubung,
zum.Mittel aber die Unterdrückung hat. Vermittelst der Industrie kann
der. erhabne Gedanke der. Einheit des menschlichen Geschlechts, welchen
das Christenthum verkündet hat, seine irdische Bewahrheitung finden,
.denn' ylsdann werden die Völker Brüder; beim Kriegsstaate — ist Frem¬
der und Feind gleichbedeutend.
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