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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Santinelli. steck Deinen Degen ein, Giulio! ich erkenne Dieser der
Schwcchhaftigkeit.

Monaldeschi. steck erst den Deinen ein, ich erkannte Dich eher, als
Du mich.

Santinelli. Plage Dich der Teufel, mir doch nachzulaufen?

M

(lachend vorkommend, indem er ihm die H.ind bittet, die jener glcich-
onaldeschi
M!o ninüut.)
Ich bin Dir nicht nachgelaufen, Du bist vor mir hergelaufen und
hast mir die Wege gebahnt, ist das meine Schuld?

Santinelli. Du wolltest ja nach Frankreich?

Monaldeschi. Es gefiel mir da nicht, es gibt da zu viel Prätentionen.
Mazarin ist selbst abhängig, kann nur kleine Schritte machen, und ist ein Mann;
nur zwischen unterschiedenen Geschlechtern kann ein überwältigender Einfluß eintre¬
ten -- um, wie weit hast Du'ö gebracht? Bist Du glücklich?

S

i (mürrisch.)
antinell Bah!

Monaldeschi. Mürrisch wie immer! Du vergällst Dir doch Dein Leben
recht, Francesco; von Jugend auf hast Du Dich mit Berechnung und Aerger und
Haß übergeschlagen, und hast Dir selbst keine Freude gegönnt.

Santinelli. Was geht'S Dich an? Trägst Du meine Haut zu Grabe?
Diese sogenannte Tugend, daß Ihr immer um andere Menschen sorgt, ist eine
lästige Lüge und eine lügenhafte Sitte: Jedermann hat in Wahrheit nur mit sich
zu thun. Ich habe Dir damals in Rom gesagt: geh nicht auf meine Spur! Mir
ist jeder Bekannte lästig, der mir zum zweiten Male auf andern Bahnen begegnet.
Er schleppt fremde Dinge herbei, und das kann beiderseitig nur stören, denn das
Vergangene ist abgethan, und ist fremd, und ist eine störende Zumuthung, mag sie
sich Liebe, Freundschaft oder was weiß ich! nenneu. Was haben wir deshalb ge.
mcinschaftlich, weil wir in Rom neben einander unsere Jugend verschleudert haben?
Was?

M

(sich Mut.)
onaldeschi Setze Dich, Francesco, setze Dicht Du sollst
beruhigt werden. Erstens will ich nichts von Dir. Zweitens mache ich Dir mein
Kompliment, wie Deine sonst schweigsame Verschlossenheit rednerisch und flüssig ge¬
worden ist, fast philosophisch -- das macht das fremde Land, die fremde Sprache,
die fremde Umgebung, man wird dadurch genöthigt sich über sich selbst aufzuklären,
man wird Philosoph.

Santinelli. Ich glaube. Du bist thöricht genug, Schmeichelei an mir zu
versuchen -- unverbesserlicher Fant!

Monaldeschi. Unverbesserlicher Argwohn! Wer sagt Dir denn, daß ich
Dir gefallen will? Wer sagt Dir denn, daß ich irgend etwas von Dkr will?

Santinelli. Auch wenn Du nichts von mir willst, bist Du mir im Wege.


Santinelli. steck Deinen Degen ein, Giulio! ich erkenne Dieser der
Schwcchhaftigkeit.

Monaldeschi. steck erst den Deinen ein, ich erkannte Dich eher, als
Du mich.

Santinelli. Plage Dich der Teufel, mir doch nachzulaufen?

M

(lachend vorkommend, indem er ihm die H.ind bittet, die jener glcich-
onaldeschi
M!o ninüut.)
Ich bin Dir nicht nachgelaufen, Du bist vor mir hergelaufen und
hast mir die Wege gebahnt, ist das meine Schuld?

Santinelli. Du wolltest ja nach Frankreich?

Monaldeschi. Es gefiel mir da nicht, es gibt da zu viel Prätentionen.
Mazarin ist selbst abhängig, kann nur kleine Schritte machen, und ist ein Mann;
nur zwischen unterschiedenen Geschlechtern kann ein überwältigender Einfluß eintre¬
ten — um, wie weit hast Du'ö gebracht? Bist Du glücklich?

S

i (mürrisch.)
antinell Bah!

Monaldeschi. Mürrisch wie immer! Du vergällst Dir doch Dein Leben
recht, Francesco; von Jugend auf hast Du Dich mit Berechnung und Aerger und
Haß übergeschlagen, und hast Dir selbst keine Freude gegönnt.

Santinelli. Was geht'S Dich an? Trägst Du meine Haut zu Grabe?
Diese sogenannte Tugend, daß Ihr immer um andere Menschen sorgt, ist eine
lästige Lüge und eine lügenhafte Sitte: Jedermann hat in Wahrheit nur mit sich
zu thun. Ich habe Dir damals in Rom gesagt: geh nicht auf meine Spur! Mir
ist jeder Bekannte lästig, der mir zum zweiten Male auf andern Bahnen begegnet.
Er schleppt fremde Dinge herbei, und das kann beiderseitig nur stören, denn das
Vergangene ist abgethan, und ist fremd, und ist eine störende Zumuthung, mag sie
sich Liebe, Freundschaft oder was weiß ich! nenneu. Was haben wir deshalb ge.
mcinschaftlich, weil wir in Rom neben einander unsere Jugend verschleudert haben?
Was?

M

(sich Mut.)
onaldeschi Setze Dich, Francesco, setze Dicht Du sollst
beruhigt werden. Erstens will ich nichts von Dir. Zweitens mache ich Dir mein
Kompliment, wie Deine sonst schweigsame Verschlossenheit rednerisch und flüssig ge¬
worden ist, fast philosophisch — das macht das fremde Land, die fremde Sprache,
die fremde Umgebung, man wird dadurch genöthigt sich über sich selbst aufzuklären,
man wird Philosoph.

Santinelli. Ich glaube. Du bist thöricht genug, Schmeichelei an mir zu
versuchen — unverbesserlicher Fant!

Monaldeschi. Unverbesserlicher Argwohn! Wer sagt Dir denn, daß ich
Dir gefallen will? Wer sagt Dir denn, daß ich irgend etwas von Dkr will?

Santinelli. Auch wenn Du nichts von mir willst, bist Du mir im Wege.


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[0049] Santinelli. steck Deinen Degen ein, Giulio! ich erkenne Dieser der Schwcchhaftigkeit. Monaldeschi. steck erst den Deinen ein, ich erkannte Dich eher, als Du mich. Santinelli. Plage Dich der Teufel, mir doch nachzulaufen? M (lachend vorkommend, indem er ihm die H.ind bittet, die jener glcich- onaldeschi M!o ninüut.) Ich bin Dir nicht nachgelaufen, Du bist vor mir hergelaufen und hast mir die Wege gebahnt, ist das meine Schuld? Santinelli. Du wolltest ja nach Frankreich? Monaldeschi. Es gefiel mir da nicht, es gibt da zu viel Prätentionen. Mazarin ist selbst abhängig, kann nur kleine Schritte machen, und ist ein Mann; nur zwischen unterschiedenen Geschlechtern kann ein überwältigender Einfluß eintre¬ ten — um, wie weit hast Du'ö gebracht? Bist Du glücklich? S i (mürrisch.) antinell Bah! Monaldeschi. Mürrisch wie immer! Du vergällst Dir doch Dein Leben recht, Francesco; von Jugend auf hast Du Dich mit Berechnung und Aerger und Haß übergeschlagen, und hast Dir selbst keine Freude gegönnt. Santinelli. Was geht'S Dich an? Trägst Du meine Haut zu Grabe? Diese sogenannte Tugend, daß Ihr immer um andere Menschen sorgt, ist eine lästige Lüge und eine lügenhafte Sitte: Jedermann hat in Wahrheit nur mit sich zu thun. Ich habe Dir damals in Rom gesagt: geh nicht auf meine Spur! Mir ist jeder Bekannte lästig, der mir zum zweiten Male auf andern Bahnen begegnet. Er schleppt fremde Dinge herbei, und das kann beiderseitig nur stören, denn das Vergangene ist abgethan, und ist fremd, und ist eine störende Zumuthung, mag sie sich Liebe, Freundschaft oder was weiß ich! nenneu. Was haben wir deshalb ge. mcinschaftlich, weil wir in Rom neben einander unsere Jugend verschleudert haben? Was? M (sich Mut.) onaldeschi Setze Dich, Francesco, setze Dicht Du sollst beruhigt werden. Erstens will ich nichts von Dir. Zweitens mache ich Dir mein Kompliment, wie Deine sonst schweigsame Verschlossenheit rednerisch und flüssig ge¬ worden ist, fast philosophisch — das macht das fremde Land, die fremde Sprache, die fremde Umgebung, man wird dadurch genöthigt sich über sich selbst aufzuklären, man wird Philosoph. Santinelli. Ich glaube. Du bist thöricht genug, Schmeichelei an mir zu versuchen — unverbesserlicher Fant! Monaldeschi. Unverbesserlicher Argwohn! Wer sagt Dir denn, daß ich Dir gefallen will? Wer sagt Dir denn, daß ich irgend etwas von Dkr will? Santinelli. Auch wenn Du nichts von mir willst, bist Du mir im Wege.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/49>, abgerufen am 22.12.2024.