Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

Bild:
<< vorherige Seite

---, Der rühmlichstbckanntc PianistBaldcnecker, dessen Talentschonbci seinem ersten
Auftreten im Conscrvatoir die beste Anerkennung gefunden, hat auch mit großemBeifalle in
dem Saale der Philharmonie in Brüssel gespielt. Bei der außerordentlich großen
Zahl von fremden Künstlern, welche dies- a Winter' in Brüssel concertirten, ist der
günstige Erfolg des Herrn Valeenecker ein um so Sprechenderer Beweis sür dessen
Talent. Grazie des Vortrags und bedeutende Fingerfertigkeit sind die hervorstechen¬
den Eigenschaften seines Spiels.

-- Der Oster-Meßcatalog oder das "V-rzeichniß der Bücher, welche von Mi¬
chaelis INI bis Ostern 1Ä42 neu gedruckt oder aufgelegt worden sind," enthält
nicht weniger als 44S6 Nummern. Von dieser Zahl müssen wir allerdings 44g
in fremden Sprachen geschriebene und im Auslande erschienene Werke abrechnen,
die in den Mcßcatnlog aufgenommen sind, weil ihre Verleger den Vertrieb in
Deutschland deutschen Commissionären überlassen haben; es bleiben aber immer
noch nicht weniger als 4037 Nummern, die in der kurzen Frist eines halben Jah¬
res in Deutschland gedruckt sind; und wenn die Thätigkeit unserer deutschen Pres¬
sen während des Sommer-Halbjahres jener während des Winter-Halbjahres gleich
käme, so könnten wir uns die tröstliche Hoffnung machen, die durch die Betrieb¬
samkeit unserer Buchhändler in Jahres Frist an das Licht gestellten Werke die Zahl
3000 übersteigen zu sehen. Wer die Aufgabe hätte, diese innerhalb eines Jahres
herausgegebene Bibliothek durchzulesen, der müßte täglich -- die Sonntage nicht
ausgenommen -- mehr als zwanzig verschiedene Werke lesen, unter denen einige
zwei, andere sogar drei und mehr Bände zählen. Ne.denen Wir an, daß jedes die¬
ser Werke nur einen einzigen Band umfaßte, und daß jedes nur in einer Auflage
von 600 Exemplaren gedruckt wäre, was wir als den geringsten Satz betrachten
dürfen, so erhalten wir die Zahl von 4,M0,0M Exemplaren; unddacsinDcutsch-
lanv keine zehn Millionen Familien giebt, so müßte im Durchschnitte jede zweite
Familie eines der neu erschienenen Werke kaufen, wenn die Gesammtzahl der ge¬
druckten Exemplare abgesetzt werden sollte. Daran ist uun freilich nicht zu denken,
denn alljährlich werden Hunderte und Tausende von Centnern unverkäuflicher Ma-
culatur oder so genannter Krebse nach Leipzig zurückgeschickt. Dennoch bleibt die
Masse der wirklich verkauften Bücher groß genug, um den Buchhandel, vom rein
financiellen Standpunkte aus, zu einem der wichtigsten Zweige des deutschen Han¬
delsverkehrs zu machen. Die Millionen, die durch denselben jährlich umgesetzt wer¬
den, sind selbst in Bezug auf die politische Stellung der Presse nicht ohne Bedeu¬
tung. So freisinnig im Allgemeinen die sächsische Regierung ist, so fürchten wir
doch, daß sie nicht immer den Muth gehabt hätte, die Presse gegen so manche von
außen kommende Forderungen zu schützen, wenn ihr die wichtigen Interessen des
leipziger Buchhandels nicht eine Art von Zwang aufgelegt hätten.




-—, Der rühmlichstbckanntc PianistBaldcnecker, dessen Talentschonbci seinem ersten
Auftreten im Conscrvatoir die beste Anerkennung gefunden, hat auch mit großemBeifalle in
dem Saale der Philharmonie in Brüssel gespielt. Bei der außerordentlich großen
Zahl von fremden Künstlern, welche dies- a Winter' in Brüssel concertirten, ist der
günstige Erfolg des Herrn Valeenecker ein um so Sprechenderer Beweis sür dessen
Talent. Grazie des Vortrags und bedeutende Fingerfertigkeit sind die hervorstechen¬
den Eigenschaften seines Spiels.

— Der Oster-Meßcatalog oder das »V-rzeichniß der Bücher, welche von Mi¬
chaelis INI bis Ostern 1Ä42 neu gedruckt oder aufgelegt worden sind,« enthält
nicht weniger als 44S6 Nummern. Von dieser Zahl müssen wir allerdings 44g
in fremden Sprachen geschriebene und im Auslande erschienene Werke abrechnen,
die in den Mcßcatnlog aufgenommen sind, weil ihre Verleger den Vertrieb in
Deutschland deutschen Commissionären überlassen haben; es bleiben aber immer
noch nicht weniger als 4037 Nummern, die in der kurzen Frist eines halben Jah¬
res in Deutschland gedruckt sind; und wenn die Thätigkeit unserer deutschen Pres¬
sen während des Sommer-Halbjahres jener während des Winter-Halbjahres gleich
käme, so könnten wir uns die tröstliche Hoffnung machen, die durch die Betrieb¬
samkeit unserer Buchhändler in Jahres Frist an das Licht gestellten Werke die Zahl
3000 übersteigen zu sehen. Wer die Aufgabe hätte, diese innerhalb eines Jahres
herausgegebene Bibliothek durchzulesen, der müßte täglich — die Sonntage nicht
ausgenommen — mehr als zwanzig verschiedene Werke lesen, unter denen einige
zwei, andere sogar drei und mehr Bände zählen. Ne.denen Wir an, daß jedes die¬
ser Werke nur einen einzigen Band umfaßte, und daß jedes nur in einer Auflage
von 600 Exemplaren gedruckt wäre, was wir als den geringsten Satz betrachten
dürfen, so erhalten wir die Zahl von 4,M0,0M Exemplaren; unddacsinDcutsch-
lanv keine zehn Millionen Familien giebt, so müßte im Durchschnitte jede zweite
Familie eines der neu erschienenen Werke kaufen, wenn die Gesammtzahl der ge¬
druckten Exemplare abgesetzt werden sollte. Daran ist uun freilich nicht zu denken,
denn alljährlich werden Hunderte und Tausende von Centnern unverkäuflicher Ma-
culatur oder so genannter Krebse nach Leipzig zurückgeschickt. Dennoch bleibt die
Masse der wirklich verkauften Bücher groß genug, um den Buchhandel, vom rein
financiellen Standpunkte aus, zu einem der wichtigsten Zweige des deutschen Han¬
delsverkehrs zu machen. Die Millionen, die durch denselben jährlich umgesetzt wer¬
den, sind selbst in Bezug auf die politische Stellung der Presse nicht ohne Bedeu¬
tung. So freisinnig im Allgemeinen die sächsische Regierung ist, so fürchten wir
doch, daß sie nicht immer den Muth gehabt hätte, die Presse gegen so manche von
außen kommende Forderungen zu schützen, wenn ihr die wichtigen Interessen des
leipziger Buchhandels nicht eine Art von Zwang aufgelegt hätten.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0488" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267701"/>
            <p xml:id="ID_1707"> -&#x2014;, Der rühmlichstbckanntc PianistBaldcnecker, dessen Talentschonbci seinem ersten<lb/>
Auftreten im Conscrvatoir die beste Anerkennung gefunden, hat auch mit großemBeifalle in<lb/>
dem Saale der Philharmonie in Brüssel gespielt. Bei der außerordentlich großen<lb/>
Zahl von fremden Künstlern, welche dies- a Winter' in Brüssel concertirten, ist der<lb/>
günstige Erfolg des Herrn Valeenecker ein um so Sprechenderer Beweis sür dessen<lb/>
Talent. Grazie des Vortrags und bedeutende Fingerfertigkeit sind die hervorstechen¬<lb/>
den Eigenschaften seines Spiels.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1708"> &#x2014; Der Oster-Meßcatalog oder das »V-rzeichniß der Bücher, welche von Mi¬<lb/>
chaelis INI bis Ostern 1Ä42 neu gedruckt oder aufgelegt worden sind,« enthält<lb/>
nicht weniger als 44S6 Nummern. Von dieser Zahl müssen wir allerdings 44g<lb/>
in fremden Sprachen geschriebene und im Auslande erschienene Werke abrechnen,<lb/>
die in den Mcßcatnlog aufgenommen sind, weil ihre Verleger den Vertrieb in<lb/>
Deutschland deutschen Commissionären überlassen haben; es bleiben aber immer<lb/>
noch nicht weniger als 4037 Nummern, die in der kurzen Frist eines halben Jah¬<lb/>
res in Deutschland gedruckt sind; und wenn die Thätigkeit unserer deutschen Pres¬<lb/>
sen während des Sommer-Halbjahres jener während des Winter-Halbjahres gleich<lb/>
käme, so könnten wir uns die tröstliche Hoffnung machen, die durch die Betrieb¬<lb/>
samkeit unserer Buchhändler in Jahres Frist an das Licht gestellten Werke die Zahl<lb/>
3000 übersteigen zu sehen. Wer die Aufgabe hätte, diese innerhalb eines Jahres<lb/>
herausgegebene Bibliothek durchzulesen, der müßte täglich &#x2014; die Sonntage nicht<lb/>
ausgenommen &#x2014; mehr als zwanzig verschiedene Werke lesen, unter denen einige<lb/>
zwei, andere sogar drei und mehr Bände zählen. Ne.denen Wir an, daß jedes die¬<lb/>
ser Werke nur einen einzigen Band umfaßte, und daß jedes nur in einer Auflage<lb/>
von 600 Exemplaren gedruckt wäre, was wir als den geringsten Satz betrachten<lb/>
dürfen, so erhalten wir die Zahl von 4,M0,0M Exemplaren; unddacsinDcutsch-<lb/>
lanv keine zehn Millionen Familien giebt, so müßte im Durchschnitte jede zweite<lb/>
Familie eines der neu erschienenen Werke kaufen, wenn die Gesammtzahl der ge¬<lb/>
druckten Exemplare abgesetzt werden sollte. Daran ist uun freilich nicht zu denken,<lb/>
denn alljährlich werden Hunderte und Tausende von Centnern unverkäuflicher Ma-<lb/>
culatur oder so genannter Krebse nach Leipzig zurückgeschickt. Dennoch bleibt die<lb/>
Masse der wirklich verkauften Bücher groß genug, um den Buchhandel, vom rein<lb/>
financiellen Standpunkte aus, zu einem der wichtigsten Zweige des deutschen Han¬<lb/>
delsverkehrs zu machen. Die Millionen, die durch denselben jährlich umgesetzt wer¬<lb/>
den, sind selbst in Bezug auf die politische Stellung der Presse nicht ohne Bedeu¬<lb/>
tung. So freisinnig im Allgemeinen die sächsische Regierung ist, so fürchten wir<lb/>
doch, daß sie nicht immer den Muth gehabt hätte, die Presse gegen so manche von<lb/>
außen kommende Forderungen zu schützen, wenn ihr die wichtigen Interessen des<lb/>
leipziger Buchhandels nicht eine Art von Zwang aufgelegt hätten.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0488] -—, Der rühmlichstbckanntc PianistBaldcnecker, dessen Talentschonbci seinem ersten Auftreten im Conscrvatoir die beste Anerkennung gefunden, hat auch mit großemBeifalle in dem Saale der Philharmonie in Brüssel gespielt. Bei der außerordentlich großen Zahl von fremden Künstlern, welche dies- a Winter' in Brüssel concertirten, ist der günstige Erfolg des Herrn Valeenecker ein um so Sprechenderer Beweis sür dessen Talent. Grazie des Vortrags und bedeutende Fingerfertigkeit sind die hervorstechen¬ den Eigenschaften seines Spiels. — Der Oster-Meßcatalog oder das »V-rzeichniß der Bücher, welche von Mi¬ chaelis INI bis Ostern 1Ä42 neu gedruckt oder aufgelegt worden sind,« enthält nicht weniger als 44S6 Nummern. Von dieser Zahl müssen wir allerdings 44g in fremden Sprachen geschriebene und im Auslande erschienene Werke abrechnen, die in den Mcßcatnlog aufgenommen sind, weil ihre Verleger den Vertrieb in Deutschland deutschen Commissionären überlassen haben; es bleiben aber immer noch nicht weniger als 4037 Nummern, die in der kurzen Frist eines halben Jah¬ res in Deutschland gedruckt sind; und wenn die Thätigkeit unserer deutschen Pres¬ sen während des Sommer-Halbjahres jener während des Winter-Halbjahres gleich käme, so könnten wir uns die tröstliche Hoffnung machen, die durch die Betrieb¬ samkeit unserer Buchhändler in Jahres Frist an das Licht gestellten Werke die Zahl 3000 übersteigen zu sehen. Wer die Aufgabe hätte, diese innerhalb eines Jahres herausgegebene Bibliothek durchzulesen, der müßte täglich — die Sonntage nicht ausgenommen — mehr als zwanzig verschiedene Werke lesen, unter denen einige zwei, andere sogar drei und mehr Bände zählen. Ne.denen Wir an, daß jedes die¬ ser Werke nur einen einzigen Band umfaßte, und daß jedes nur in einer Auflage von 600 Exemplaren gedruckt wäre, was wir als den geringsten Satz betrachten dürfen, so erhalten wir die Zahl von 4,M0,0M Exemplaren; unddacsinDcutsch- lanv keine zehn Millionen Familien giebt, so müßte im Durchschnitte jede zweite Familie eines der neu erschienenen Werke kaufen, wenn die Gesammtzahl der ge¬ druckten Exemplare abgesetzt werden sollte. Daran ist uun freilich nicht zu denken, denn alljährlich werden Hunderte und Tausende von Centnern unverkäuflicher Ma- culatur oder so genannter Krebse nach Leipzig zurückgeschickt. Dennoch bleibt die Masse der wirklich verkauften Bücher groß genug, um den Buchhandel, vom rein financiellen Standpunkte aus, zu einem der wichtigsten Zweige des deutschen Han¬ delsverkehrs zu machen. Die Millionen, die durch denselben jährlich umgesetzt wer¬ den, sind selbst in Bezug auf die politische Stellung der Presse nicht ohne Bedeu¬ tung. So freisinnig im Allgemeinen die sächsische Regierung ist, so fürchten wir doch, daß sie nicht immer den Muth gehabt hätte, die Presse gegen so manche von außen kommende Forderungen zu schützen, wenn ihr die wichtigen Interessen des leipziger Buchhandels nicht eine Art von Zwang aufgelegt hätten.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/488
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/488>, abgerufen am 22.12.2024.