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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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zwei glückliche Lebensepochen gehabt, die erste zu der Zeit der Minnesän¬
ger in ihrem Kindesalter, wo sie träumerisch,und unbewußt in der gol¬
denen Wiege lag/, und in ihrer letzten Zeit, wo sie, wie ein kräftiger
Mann sich plötzlich aufraffte, und die schmählichen Bande, mit denen sie ge-
,fesselt war, zerriß, und den schweren Hammer ergriff, das Erbtheil des
alten deutschen Gottes Odin, und an die Pforten der Völker mit donnern¬
den Schlägen klopfte,, und Einlaß begehrte, und ihn auch erhielt.

Die Zeit, die zwischen diesen beiden glücklichen Epochen unserer
Literatur liegt, war eine Zeit schwerer Prüfung, und harter Leiden.
Unsere Poesie hat in dieser Zeit viel Aehnlichkeit mit jener heiligen Ge-
noveva, die, von der Seite ihres ritterlichen Gatten verstoßen, nackt und
barfuß in der Wildniß umherirrt, und ihr Kind mit Kräutern und
Wurzeln, mit der Milch einer mitleidigen Hirschkuh ernähren muß, bis
nach langen Jahren ihr Gatte auf der Jagd sie zufällig wieder findet,
und/ gerührt von ihrer Schönheit und Ausdauer, ihr zu Füßen Mi,
und sie unter Sang und Klang wieder in sein Schloß zurückführt. >

-- Wird strlMßt, --




zwei glückliche Lebensepochen gehabt, die erste zu der Zeit der Minnesän¬
ger in ihrem Kindesalter, wo sie träumerisch,und unbewußt in der gol¬
denen Wiege lag/, und in ihrer letzten Zeit, wo sie, wie ein kräftiger
Mann sich plötzlich aufraffte, und die schmählichen Bande, mit denen sie ge-
,fesselt war, zerriß, und den schweren Hammer ergriff, das Erbtheil des
alten deutschen Gottes Odin, und an die Pforten der Völker mit donnern¬
den Schlägen klopfte,, und Einlaß begehrte, und ihn auch erhielt.

Die Zeit, die zwischen diesen beiden glücklichen Epochen unserer
Literatur liegt, war eine Zeit schwerer Prüfung, und harter Leiden.
Unsere Poesie hat in dieser Zeit viel Aehnlichkeit mit jener heiligen Ge-
noveva, die, von der Seite ihres ritterlichen Gatten verstoßen, nackt und
barfuß in der Wildniß umherirrt, und ihr Kind mit Kräutern und
Wurzeln, mit der Milch einer mitleidigen Hirschkuh ernähren muß, bis
nach langen Jahren ihr Gatte auf der Jagd sie zufällig wieder findet,
und/ gerührt von ihrer Schönheit und Ausdauer, ihr zu Füßen Mi,
und sie unter Sang und Klang wieder in sein Schloß zurückführt. >

— Wird strlMßt, —




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[0476] zwei glückliche Lebensepochen gehabt, die erste zu der Zeit der Minnesän¬ ger in ihrem Kindesalter, wo sie träumerisch,und unbewußt in der gol¬ denen Wiege lag/, und in ihrer letzten Zeit, wo sie, wie ein kräftiger Mann sich plötzlich aufraffte, und die schmählichen Bande, mit denen sie ge- ,fesselt war, zerriß, und den schweren Hammer ergriff, das Erbtheil des alten deutschen Gottes Odin, und an die Pforten der Völker mit donnern¬ den Schlägen klopfte,, und Einlaß begehrte, und ihn auch erhielt. Die Zeit, die zwischen diesen beiden glücklichen Epochen unserer Literatur liegt, war eine Zeit schwerer Prüfung, und harter Leiden. Unsere Poesie hat in dieser Zeit viel Aehnlichkeit mit jener heiligen Ge- noveva, die, von der Seite ihres ritterlichen Gatten verstoßen, nackt und barfuß in der Wildniß umherirrt, und ihr Kind mit Kräutern und Wurzeln, mit der Milch einer mitleidigen Hirschkuh ernähren muß, bis nach langen Jahren ihr Gatte auf der Jagd sie zufällig wieder findet, und/ gerührt von ihrer Schönheit und Ausdauer, ihr zu Füßen Mi, und sie unter Sang und Klang wieder in sein Schloß zurückführt. > — Wird strlMßt, —

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/476>, abgerufen am 04.07.2024.