Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.schien sogar, wenn ihn nicht etwa persönliche Beziehungen hierin allzu , So.verließen unsre Deutschen das Schauspiel,, entzückt, über die Leopold Mozart',, der die Pariser Lebensart noch nicht kannte, kam schien sogar, wenn ihn nicht etwa persönliche Beziehungen hierin allzu , So.verließen unsre Deutschen das Schauspiel,, entzückt, über die Leopold Mozart',, der die Pariser Lebensart noch nicht kannte, kam <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0462" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267675"/> <p xml:id="ID_1641" prev="#ID_1640"> schien sogar, wenn ihn nicht etwa persönliche Beziehungen hierin allzu<lb/> weit führten, das vM seinem Vater dirigirte Musikkorps der Fürstbi¬<lb/> schöflichen Kapelle in Salzburg vorzüglicher. Das.Orchester, der Oper<lb/> spielte,stark, ohne Takt, ohne Ensemble, ohne Nuance,, und oft ganz<lb/> unrichtig; der Kapellmeister' schlug fortwährend .und ohne sich irre ma¬<lb/> chen zu lassen mit seinem Stäbe den Takt, kümmerte sich aber nicht um<lb/> die Fehler der erecutirenden, Musiker. So lang die Ouvertüre dauerte,<lb/> stand Wolfgang Mozart wahre, Folterqualen aus. Endlich ging der<lb/> Vorhang in die Höhe. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß, keiner<lb/> der Darstellenden der Familie Mozart bekannt war. Aber derselbe ge¬<lb/> fällige Nachbar, der ihr vorhin die Einzelnheiten, den Brand und Wie¬<lb/> deraufbau der Oper betreffend, .erzählt hatte, befand sich auch jetzt ne¬<lb/> ben ihr und gab ihnen die genaueste Auskunft über die einzelnen'Sän¬<lb/> ger und Sängerinnen, wie sie nacheinander auf die Bühne kamen. /Ob¬<lb/> gleich es aber zum Theil die größten Berühmtheiten jener Zeit waren,<lb/> so war W. Mozart doch weit entfernt, den Enthusiasmus.seines Nach¬<lb/> bars zu theilen. Trotz seiner Unerfahrenheit bemerkte er hoch — ,und-<lb/> hierin kam ihm das zarte Gefühl, mit dem er begabt war, zu Hülfe —<lb/> daß die Künstler der Oper mit ihrem großen. Stimmen keine großen<lb/> , Sänger/wären.</p><lb/> <p xml:id="ID_1642"> , So.verließen unsre Deutschen das Schauspiel,, entzückt, über die<lb/> Pracht und den Pomp, den^sie gesehen, aber im Allgemeinen sehr un¬<lb/> zufrieden mit der Musik. ' Als. sie nach Hause kamen, fanden sie eine<lb/> neue Ueberraschung vor, nämlich eine Einladung des Baron Holbach<lb/> für den morgenden Abend. Ohne zu wissen, wer diese. Person sei, zwei¬<lb/> felten sie nicht, auch hierin eine Wirkung der Protection Grimm's zu<lb/> . sehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1643" next="#ID_1644"> Leopold Mozart',, der die Pariser Lebensart noch nicht kannte, kam<lb/> mit aller Pünktlichkeit eines Provinzbewohners, und ward von einem<lb/> Livrecbedienten in die Säle des Baron von Holbach eingeführt, noch ehe<lb/> dieser sich in dieselben begeben hatte. Das Haus des Baron von Hol-<lb/> bach war sowohl wegen des geistreichen Hausherrn, als auch seines<lb/> trefflichen Koches halber der Sammelplatz aller in Wissenschaften und<lb/> Literatur ausgezeichneten Männer von Paris, welche sich alle Samstage<lb/> dort zusammenfanden. Namentlich waren Diderot, d'Alembert, Condil-<lb/> lac, Buffon, Grimm, Galiani, I. I. Rousseau, also die größten Be-<lb/> .rühmtheiten der Zeit die täglichen Gäste dieses Hauses. Holbach selbst<lb/> hatte, in Bezug auf Musik sich auf Rousseau's Seite geschlagen und ftir</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0462]
schien sogar, wenn ihn nicht etwa persönliche Beziehungen hierin allzu
weit führten, das vM seinem Vater dirigirte Musikkorps der Fürstbi¬
schöflichen Kapelle in Salzburg vorzüglicher. Das.Orchester, der Oper
spielte,stark, ohne Takt, ohne Ensemble, ohne Nuance,, und oft ganz
unrichtig; der Kapellmeister' schlug fortwährend .und ohne sich irre ma¬
chen zu lassen mit seinem Stäbe den Takt, kümmerte sich aber nicht um
die Fehler der erecutirenden, Musiker. So lang die Ouvertüre dauerte,
stand Wolfgang Mozart wahre, Folterqualen aus. Endlich ging der
Vorhang in die Höhe. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß, keiner
der Darstellenden der Familie Mozart bekannt war. Aber derselbe ge¬
fällige Nachbar, der ihr vorhin die Einzelnheiten, den Brand und Wie¬
deraufbau der Oper betreffend, .erzählt hatte, befand sich auch jetzt ne¬
ben ihr und gab ihnen die genaueste Auskunft über die einzelnen'Sän¬
ger und Sängerinnen, wie sie nacheinander auf die Bühne kamen. /Ob¬
gleich es aber zum Theil die größten Berühmtheiten jener Zeit waren,
so war W. Mozart doch weit entfernt, den Enthusiasmus.seines Nach¬
bars zu theilen. Trotz seiner Unerfahrenheit bemerkte er hoch — ,und-
hierin kam ihm das zarte Gefühl, mit dem er begabt war, zu Hülfe —
daß die Künstler der Oper mit ihrem großen. Stimmen keine großen
, Sänger/wären.
, So.verließen unsre Deutschen das Schauspiel,, entzückt, über die
Pracht und den Pomp, den^sie gesehen, aber im Allgemeinen sehr un¬
zufrieden mit der Musik. ' Als. sie nach Hause kamen, fanden sie eine
neue Ueberraschung vor, nämlich eine Einladung des Baron Holbach
für den morgenden Abend. Ohne zu wissen, wer diese. Person sei, zwei¬
felten sie nicht, auch hierin eine Wirkung der Protection Grimm's zu
. sehen.
Leopold Mozart',, der die Pariser Lebensart noch nicht kannte, kam
mit aller Pünktlichkeit eines Provinzbewohners, und ward von einem
Livrecbedienten in die Säle des Baron von Holbach eingeführt, noch ehe
dieser sich in dieselben begeben hatte. Das Haus des Baron von Hol-
bach war sowohl wegen des geistreichen Hausherrn, als auch seines
trefflichen Koches halber der Sammelplatz aller in Wissenschaften und
Literatur ausgezeichneten Männer von Paris, welche sich alle Samstage
dort zusammenfanden. Namentlich waren Diderot, d'Alembert, Condil-
lac, Buffon, Grimm, Galiani, I. I. Rousseau, also die größten Be-
.rühmtheiten der Zeit die täglichen Gäste dieses Hauses. Holbach selbst
hatte, in Bezug auf Musik sich auf Rousseau's Seite geschlagen und ftir
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