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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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bereit, die Gutentags stehen hinter den Thüren, und auf den ersten
Ruf sind die Lilienfreunde zum T......"

,/Hütet Euch .wohl, was Gewalttbätigeö zu unternehmen," ent-
gegnete Dekonink; "es ist überall ^der Gebrauch, seinen Landesherrn Mit
Pracht einzuholen,,-- das kann die Bürgerschaft nicht entehren. Es
ist besser, Unsre Kraft für gewichtigere Anstrengungen aufzubewahren.
Das Land ist mit ftanzösischen Kriegsknechten überdeckt und vielleicht
möchten wir gegen sie zu kurz schießen."

' , >/Aber, Meister, es dauert schon zu lange. Laßt uns lieber den
Knoten mit einem guten Messer durchschneiden, als so lange arbeiten,
um ihn zu lösen. Ihr versteht mich wohl!"
'

,"O ja, aber'das ist nicht gut gedacht; die Vorsicht, Breitet, ist
das kräftigste Messer, -- es schneidet wohl langsam, aber es wird nie
stumpf, und bricht auch nicht. ^- Was wollt Ihr nun die Thore,
schließen? Damit ist nichts gewonnen. Hört und laßt Euch gesagt
sein. Laßt das Unwetter still vorüberziehen, laßt die Kriegsknechte sich
zum Theil nach Frankreich begeben haben; gebt den Franzosen und Li-
liensreunden Etwas nach, damit ihre Wachsamkeit ermüde^..."
^ "Nein!" fiel Breitet ein, "das soll nicht 'geschehen. Sie fangen
schon an, so verwöhnt und so Unerträglich zu werden. Sie rauben den
Bauern ihr freies Eigenthum, sie schwächen Mädchen und Frauen,
als ob wir ihre Sclavett wären.// ^ / ' ^ ' '
'

,/Um so besser, Meister Jan, uM so besser!" ,
'

- "Um so besser? Was soll das sägen, Meister? Habt Ihr Euern
Koller umgewendet, und wollt Ihr Eure,Fuchsschlauheit gebrauchen ,
um uns zu verrathen?' -- Ich weiß nicht, aber es scheint mir, daß
Ihr anfangt, nach der Lilie zu riechen. Die Pest möge Euch zermal¬
men, wenn das wahr ist!"
', "Nein nein, mein Freund Jan! Ueberlegt nur, daß, jemehr sie
die Gemüther erbittern, ^um so schneller die Erlösung naht. Denn,
Wenn' sie ihre Thäten verschleierten, und unter einem Schein von
Rechtschaffenheit herrschten, so würde das Volk unter dem Joche in
Schlaf fallen, Und dann würde das Gebäude unserer Freiheit für immer
zu Gründe gehen. Wißt, daß die Tyrannei der Herrscher, wie eine
Muttch die Freiheit des Volkes ausbrütet.//, "' -



?) Miart's oder WienfreitM ncmMe'usu diejenigen Flamänder, die es mit
den Franzsien hielten. - -
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bereit, die Gutentags stehen hinter den Thüren, und auf den ersten
Ruf sind die Lilienfreunde zum T......"

,/Hütet Euch .wohl, was Gewalttbätigeö zu unternehmen," ent-
gegnete Dekonink; „es ist überall ^der Gebrauch, seinen Landesherrn Mit
Pracht einzuholen,,— das kann die Bürgerschaft nicht entehren. Es
ist besser, Unsre Kraft für gewichtigere Anstrengungen aufzubewahren.
Das Land ist mit ftanzösischen Kriegsknechten überdeckt und vielleicht
möchten wir gegen sie zu kurz schießen."

' , >/Aber, Meister, es dauert schon zu lange. Laßt uns lieber den
Knoten mit einem guten Messer durchschneiden, als so lange arbeiten,
um ihn zu lösen. Ihr versteht mich wohl!"
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,„O ja, aber'das ist nicht gut gedacht; die Vorsicht, Breitet, ist
das kräftigste Messer, — es schneidet wohl langsam, aber es wird nie
stumpf, und bricht auch nicht. ^- Was wollt Ihr nun die Thore,
schließen? Damit ist nichts gewonnen. Hört und laßt Euch gesagt
sein. Laßt das Unwetter still vorüberziehen, laßt die Kriegsknechte sich
zum Theil nach Frankreich begeben haben; gebt den Franzosen und Li-
liensreunden Etwas nach, damit ihre Wachsamkeit ermüde^..."
^ "Nein!" fiel Breitet ein, "das soll nicht 'geschehen. Sie fangen
schon an, so verwöhnt und so Unerträglich zu werden. Sie rauben den
Bauern ihr freies Eigenthum, sie schwächen Mädchen und Frauen,
als ob wir ihre Sclavett wären.// ^ / ' ^ ' '
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- "Um so besser? Was soll das sägen, Meister? Habt Ihr Euern
Koller umgewendet, und wollt Ihr Eure,Fuchsschlauheit gebrauchen ,
um uns zu verrathen?' — Ich weiß nicht, aber es scheint mir, daß
Ihr anfangt, nach der Lilie zu riechen. Die Pest möge Euch zermal¬
men, wenn das wahr ist!"
', "Nein nein, mein Freund Jan! Ueberlegt nur, daß, jemehr sie
die Gemüther erbittern, ^um so schneller die Erlösung naht. Denn,
Wenn' sie ihre Thäten verschleierten, und unter einem Schein von
Rechtschaffenheit herrschten, so würde das Volk unter dem Joche in
Schlaf fallen, Und dann würde das Gebäude unserer Freiheit für immer
zu Gründe gehen. Wißt, daß die Tyrannei der Herrscher, wie eine
Muttch die Freiheit des Volkes ausbrütet.//, "' -



?) Miart's oder WienfreitM ncmMe'usu diejenigen Flamänder, die es mit
den Franzsien hielten. - -
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[0441] bereit, die Gutentags stehen hinter den Thüren, und auf den ersten Ruf sind die Lilienfreunde zum T......" ,/Hütet Euch .wohl, was Gewalttbätigeö zu unternehmen," ent- gegnete Dekonink; „es ist überall ^der Gebrauch, seinen Landesherrn Mit Pracht einzuholen,,— das kann die Bürgerschaft nicht entehren. Es ist besser, Unsre Kraft für gewichtigere Anstrengungen aufzubewahren. Das Land ist mit ftanzösischen Kriegsknechten überdeckt und vielleicht möchten wir gegen sie zu kurz schießen." ' , >/Aber, Meister, es dauert schon zu lange. Laßt uns lieber den Knoten mit einem guten Messer durchschneiden, als so lange arbeiten, um ihn zu lösen. Ihr versteht mich wohl!" ' ,„O ja, aber'das ist nicht gut gedacht; die Vorsicht, Breitet, ist das kräftigste Messer, — es schneidet wohl langsam, aber es wird nie stumpf, und bricht auch nicht. ^- Was wollt Ihr nun die Thore, schließen? Damit ist nichts gewonnen. Hört und laßt Euch gesagt sein. Laßt das Unwetter still vorüberziehen, laßt die Kriegsknechte sich zum Theil nach Frankreich begeben haben; gebt den Franzosen und Li- liensreunden Etwas nach, damit ihre Wachsamkeit ermüde^..." ^ "Nein!" fiel Breitet ein, "das soll nicht 'geschehen. Sie fangen schon an, so verwöhnt und so Unerträglich zu werden. Sie rauben den Bauern ihr freies Eigenthum, sie schwächen Mädchen und Frauen, als ob wir ihre Sclavett wären.// ^ / ' ^ ' ' ' ,/Um so besser, Meister Jan, uM so besser!" , ' - "Um so besser? Was soll das sägen, Meister? Habt Ihr Euern Koller umgewendet, und wollt Ihr Eure,Fuchsschlauheit gebrauchen , um uns zu verrathen?' — Ich weiß nicht, aber es scheint mir, daß Ihr anfangt, nach der Lilie zu riechen. Die Pest möge Euch zermal¬ men, wenn das wahr ist!" ', "Nein nein, mein Freund Jan! Ueberlegt nur, daß, jemehr sie die Gemüther erbittern, ^um so schneller die Erlösung naht. Denn, Wenn' sie ihre Thäten verschleierten, und unter einem Schein von Rechtschaffenheit herrschten, so würde das Volk unter dem Joche in Schlaf fallen, Und dann würde das Gebäude unserer Freiheit für immer zu Gründe gehen. Wißt, daß die Tyrannei der Herrscher, wie eine Muttch die Freiheit des Volkes ausbrütet.//, "' - ?) Miart's oder WienfreitM ncmMe'usu diejenigen Flamänder, die es mit den Franzsien hielten. - - Ü9 >

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/441>, abgerufen am 23.07.2024.