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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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(wil! ngch d?!n Haust; Menaldcöchi tritt ihr in den Weg.)
Splva Erlaubt, Herr"

MonaldeSchi. Ihr habt zu erlauben, Fräulein, ich aber bitte, denn Ihr
seid, schön, und ich bin eS nicht. Die Schönheit befiehlt in der ganzen Welt. Was
beklagen sich die Weiber, daß es nicht Amazonenreichc gebe, und daß der Mann
die Welt regiere! Wir schwachen Männer! Allen Gcdankcnfvähnen sind wir unter¬
worfen, die der oder jener Grübler zu Tage bringt: da gehört das Recht der Macht
bald dem Kaiser, bald der Kirche, bald den LehcnStrcigcrn, bald der Menge, da
müssen wir uns winden und drehen, studiren und disputiren, warten und wagen
um das Wörtchen Macht. Das Weib aber, das glückliche Weib! sie pflegt gleich¬
gültig ihres Wohlseins, ihrer Hautfarbe, ihrer Locken und Fingernagel, sie erscheint
bloß, und die Macht ist bei ihr, unbestritten, unbefragt -- sind sie nicht glücklicher
als wir, mein Fräulein?

Splva. Und wenn wir nicht schön sind?

MonaldeSchi. Und wenn wir nicht klug sind? Ein thörichter Mann ist viel
unmächtiger, als eine unschöne Frau; die schönen verbünden sich gern mit ihr, und
sie leitet die Fäden des Schicksals, sie ist wiederum mächtig. Daß sie nicht schön
sei, läßt sie sich wie eine Ungerechtigkeit des Schicksals Vergüten, denn jede Frau
hält es für eine Ungerechtigkeit des Schicksals, sür einen Irrthum der Natur, wenn
sie nicht schön ist, und sie hat Recht, es ist die Bestimmung des Weibes: zu gefal¬
len. Wenn wir aber nicht besonders klug sind, so kräht kein Hahn darnach, da
sollen wir arbeiten, da sollen wir uns bescheiden, eS sind der Dinge zu viel, die
der Mann können soll, man läßt uns unbeachteter Seite, mein nimmt sich kaum
die Mühe zu bemerken: 's ist ein unbedeutender Mensch!

Splva. Ihr möchtet wohl bedauert sein, daß Ihr einen Degen an der Seite
tragt, und einem wehrlosen Mädchen den Weg vertretet?

i (telle zurück,)
MonaldeSch Vergebung, mein Fräulein, man ist nicht mehr
im Wege, wenn man nicht mehr aufhalten will.

Splva. Eure Neugier war so kurz wie rasch. --

MonaldeSchi. Mancher Mensch lebte länger, wenn'S der Tod zuließe --

! (ce
erlaubt mein Fräulein, Ihr verliert da etwas mit Eurer eiligen Entfernung
,
hebt eine Schleife auf.)

Splva. Eure Unterhaltung?

MonaldeSchi. Auch eine Schleife!

a (darnach l-mand,)
Splv Ich danke Euch --

i (die Schleif- MiicksMcnd.)
MonaldeSch Ich würde Euch viel lebhafter dan¬
! (Malström ist schon seit einign Zeit im Hin-
ken, wenn Ihr mir nicht danken Wolltet
lcrgnmdc erschienen, jetzt tritt ce eilig vor und zwischen beide,)


(wil! ngch d?!n Haust; Menaldcöchi tritt ihr in den Weg.)
Splva Erlaubt, Herr«

MonaldeSchi. Ihr habt zu erlauben, Fräulein, ich aber bitte, denn Ihr
seid, schön, und ich bin eS nicht. Die Schönheit befiehlt in der ganzen Welt. Was
beklagen sich die Weiber, daß es nicht Amazonenreichc gebe, und daß der Mann
die Welt regiere! Wir schwachen Männer! Allen Gcdankcnfvähnen sind wir unter¬
worfen, die der oder jener Grübler zu Tage bringt: da gehört das Recht der Macht
bald dem Kaiser, bald der Kirche, bald den LehcnStrcigcrn, bald der Menge, da
müssen wir uns winden und drehen, studiren und disputiren, warten und wagen
um das Wörtchen Macht. Das Weib aber, das glückliche Weib! sie pflegt gleich¬
gültig ihres Wohlseins, ihrer Hautfarbe, ihrer Locken und Fingernagel, sie erscheint
bloß, und die Macht ist bei ihr, unbestritten, unbefragt — sind sie nicht glücklicher
als wir, mein Fräulein?

Splva. Und wenn wir nicht schön sind?

MonaldeSchi. Und wenn wir nicht klug sind? Ein thörichter Mann ist viel
unmächtiger, als eine unschöne Frau; die schönen verbünden sich gern mit ihr, und
sie leitet die Fäden des Schicksals, sie ist wiederum mächtig. Daß sie nicht schön
sei, läßt sie sich wie eine Ungerechtigkeit des Schicksals Vergüten, denn jede Frau
hält es für eine Ungerechtigkeit des Schicksals, sür einen Irrthum der Natur, wenn
sie nicht schön ist, und sie hat Recht, es ist die Bestimmung des Weibes: zu gefal¬
len. Wenn wir aber nicht besonders klug sind, so kräht kein Hahn darnach, da
sollen wir arbeiten, da sollen wir uns bescheiden, eS sind der Dinge zu viel, die
der Mann können soll, man läßt uns unbeachteter Seite, mein nimmt sich kaum
die Mühe zu bemerken: 's ist ein unbedeutender Mensch!

Splva. Ihr möchtet wohl bedauert sein, daß Ihr einen Degen an der Seite
tragt, und einem wehrlosen Mädchen den Weg vertretet?

i (telle zurück,)
MonaldeSch Vergebung, mein Fräulein, man ist nicht mehr
im Wege, wenn man nicht mehr aufhalten will.

Splva. Eure Neugier war so kurz wie rasch. —

MonaldeSchi. Mancher Mensch lebte länger, wenn'S der Tod zuließe —

! (ce
erlaubt mein Fräulein, Ihr verliert da etwas mit Eurer eiligen Entfernung
,
hebt eine Schleife auf.)

Splva. Eure Unterhaltung?

MonaldeSchi. Auch eine Schleife!

a (darnach l-mand,)
Splv Ich danke Euch —

i (die Schleif- MiicksMcnd.)
MonaldeSch Ich würde Euch viel lebhafter dan¬
! (Malström ist schon seit einign Zeit im Hin-
ken, wenn Ihr mir nicht danken Wolltet
lcrgnmdc erschienen, jetzt tritt ce eilig vor und zwischen beide,)


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[0044] (wil! ngch d?!n Haust; Menaldcöchi tritt ihr in den Weg.) Splva Erlaubt, Herr« MonaldeSchi. Ihr habt zu erlauben, Fräulein, ich aber bitte, denn Ihr seid, schön, und ich bin eS nicht. Die Schönheit befiehlt in der ganzen Welt. Was beklagen sich die Weiber, daß es nicht Amazonenreichc gebe, und daß der Mann die Welt regiere! Wir schwachen Männer! Allen Gcdankcnfvähnen sind wir unter¬ worfen, die der oder jener Grübler zu Tage bringt: da gehört das Recht der Macht bald dem Kaiser, bald der Kirche, bald den LehcnStrcigcrn, bald der Menge, da müssen wir uns winden und drehen, studiren und disputiren, warten und wagen um das Wörtchen Macht. Das Weib aber, das glückliche Weib! sie pflegt gleich¬ gültig ihres Wohlseins, ihrer Hautfarbe, ihrer Locken und Fingernagel, sie erscheint bloß, und die Macht ist bei ihr, unbestritten, unbefragt — sind sie nicht glücklicher als wir, mein Fräulein? Splva. Und wenn wir nicht schön sind? MonaldeSchi. Und wenn wir nicht klug sind? Ein thörichter Mann ist viel unmächtiger, als eine unschöne Frau; die schönen verbünden sich gern mit ihr, und sie leitet die Fäden des Schicksals, sie ist wiederum mächtig. Daß sie nicht schön sei, läßt sie sich wie eine Ungerechtigkeit des Schicksals Vergüten, denn jede Frau hält es für eine Ungerechtigkeit des Schicksals, sür einen Irrthum der Natur, wenn sie nicht schön ist, und sie hat Recht, es ist die Bestimmung des Weibes: zu gefal¬ len. Wenn wir aber nicht besonders klug sind, so kräht kein Hahn darnach, da sollen wir arbeiten, da sollen wir uns bescheiden, eS sind der Dinge zu viel, die der Mann können soll, man läßt uns unbeachteter Seite, mein nimmt sich kaum die Mühe zu bemerken: 's ist ein unbedeutender Mensch! Splva. Ihr möchtet wohl bedauert sein, daß Ihr einen Degen an der Seite tragt, und einem wehrlosen Mädchen den Weg vertretet? i (telle zurück,) MonaldeSch Vergebung, mein Fräulein, man ist nicht mehr im Wege, wenn man nicht mehr aufhalten will. Splva. Eure Neugier war so kurz wie rasch. — MonaldeSchi. Mancher Mensch lebte länger, wenn'S der Tod zuließe — ! (ce erlaubt mein Fräulein, Ihr verliert da etwas mit Eurer eiligen Entfernung , hebt eine Schleife auf.) Splva. Eure Unterhaltung? MonaldeSchi. Auch eine Schleife! a (darnach l-mand,) Splv Ich danke Euch — i (die Schleif- MiicksMcnd.) MonaldeSch Ich würde Euch viel lebhafter dan¬ ! (Malström ist schon seit einign Zeit im Hin- ken, wenn Ihr mir nicht danken Wolltet lcrgnmdc erschienen, jetzt tritt ce eilig vor und zwischen beide,)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/44>, abgerufen am 23.07.2024.