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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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durch den ^Courier" im Jahr'W04. Der Katalog giebt die näheren
Umstände dieser Waffenchat an. Als der General Noailles und einem
kleinen Kriegsfahrzeuge von Se.'Domingo zurückkam, stieß er auf einen
englischen' Schooner,' mit dem er eine- Zeitlang in Gesellschaft segelte,
indem der Engländer vermeinte, daß er gleich ihm von der Flotille zu
Jamaica verschlagen sei. Aber beim Anbruch der Nacht griff der Ge¬
neral den Kriegsfchooner an, enterte ihn, und brachte ihn, nach einem
hartnäckigen Gefecht, in seine Gewalt. Diese glänzende That hat Gu-
dins Pinsel, mit der Energie, die man bei ihm gewohnt ist, verherr¬
licht. Der Tag ist eben niedergesunken; schon breitet sich ein leises
Dunkel über die Meeresfläche; nur am Horizont sieht man den letzten
ersterbenden Schimmer des Abends. Auf diesem, Schauplätze voll ent¬
zückender Nuhe sieht man zwei Männerschaaren, die, verloren auf dem
unermeßlichen Ocean, sich auf dem schwanken Verdeck ihrer gebrechlichen
Fahrzeuge unter einander anfallen und todten.--
'

Im Uebrigen findet man einen Ueberffüß an Seestiicken auf dem
Salon. Fast alle stellen glorreiche Siege der Franzosen über ihre ewi¬
gen und glücklichen Nebenbuhler zur See, die Engländer, dar.

Die Fehler und großen Eigenschaften des französischen Nationalcha-
rakters-springen bei jeder Gelegenheit ins Auge. Der Patriotismus, die-
Vaterlandsliebe, zwei erhabene Eigenschaften, werden- durch den Zopf der-
Uebertreibung und der Prahlerei, der ihnen angehängt ist, lächerlich..
Ein echter Sohn Altenglands, .der nicht die philosophische Ruhe Sir-
Charles Napier's besitzt, wird gewiß in Entrüstung ausbrechen,' wenn
er "das Verzeichniß von'1342 durchläuft. Außer der Waffenthat, Welche-
wir eben erwähnt haben, und einem andern Gemälde' Gudins, welches
die Wegnahme von sieben englischen, catalonischen und holländischen Schif¬
fen durch den "Adler" im Jahr 1711 vorstellt, trifft Man noch das>
Gefecht von Algesiras von Morel-Fatio an, und eine Episode aus-der
verhängnißvollen Schlacht bei Trafalgcir von Causs<-> wo die Franzosen-
für die Niederlage, die sie erlitten, den Trost hatten, Nelson auf seiner
Quartierbank zu todten. Das sonderbarste Beispiel dieses Seepatrio¬
tismus hat ein Maler gegeben, welcher die Eroberung der //Alacrity"
durch die von De Mackau befehligte Brigg ,/die Biene", zur Darstel¬
lung gewählt hat. Der Künstler hat nicht unterlassen, uns durch den
Katalog zu unterrichten, daß der Engländer 13 Zweiunddreißigvfünder
und '2 Achtpsünder hatte, dahingegen der Franzose die nämliche Anzahl
Vievundzwanzigpfünder nebst 2 achtpfündigen Geschützen trug, ein Um-


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durch den ^Courier" im Jahr'W04. Der Katalog giebt die näheren
Umstände dieser Waffenchat an. Als der General Noailles und einem
kleinen Kriegsfahrzeuge von Se.'Domingo zurückkam, stieß er auf einen
englischen' Schooner,' mit dem er eine- Zeitlang in Gesellschaft segelte,
indem der Engländer vermeinte, daß er gleich ihm von der Flotille zu
Jamaica verschlagen sei. Aber beim Anbruch der Nacht griff der Ge¬
neral den Kriegsfchooner an, enterte ihn, und brachte ihn, nach einem
hartnäckigen Gefecht, in seine Gewalt. Diese glänzende That hat Gu-
dins Pinsel, mit der Energie, die man bei ihm gewohnt ist, verherr¬
licht. Der Tag ist eben niedergesunken; schon breitet sich ein leises
Dunkel über die Meeresfläche; nur am Horizont sieht man den letzten
ersterbenden Schimmer des Abends. Auf diesem, Schauplätze voll ent¬
zückender Nuhe sieht man zwei Männerschaaren, die, verloren auf dem
unermeßlichen Ocean, sich auf dem schwanken Verdeck ihrer gebrechlichen
Fahrzeuge unter einander anfallen und todten.--
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Im Uebrigen findet man einen Ueberffüß an Seestiicken auf dem
Salon. Fast alle stellen glorreiche Siege der Franzosen über ihre ewi¬
gen und glücklichen Nebenbuhler zur See, die Engländer, dar.

Die Fehler und großen Eigenschaften des französischen Nationalcha-
rakters-springen bei jeder Gelegenheit ins Auge. Der Patriotismus, die-
Vaterlandsliebe, zwei erhabene Eigenschaften, werden- durch den Zopf der-
Uebertreibung und der Prahlerei, der ihnen angehängt ist, lächerlich..
Ein echter Sohn Altenglands, .der nicht die philosophische Ruhe Sir-
Charles Napier's besitzt, wird gewiß in Entrüstung ausbrechen,' wenn
er "das Verzeichniß von'1342 durchläuft. Außer der Waffenthat, Welche-
wir eben erwähnt haben, und einem andern Gemälde' Gudins, welches
die Wegnahme von sieben englischen, catalonischen und holländischen Schif¬
fen durch den „Adler" im Jahr 1711 vorstellt, trifft Man noch das>
Gefecht von Algesiras von Morel-Fatio an, und eine Episode aus-der
verhängnißvollen Schlacht bei Trafalgcir von Causs<-> wo die Franzosen-
für die Niederlage, die sie erlitten, den Trost hatten, Nelson auf seiner
Quartierbank zu todten. Das sonderbarste Beispiel dieses Seepatrio¬
tismus hat ein Maler gegeben, welcher die Eroberung der //Alacrity"
durch die von De Mackau befehligte Brigg ,/die Biene", zur Darstel¬
lung gewählt hat. Der Künstler hat nicht unterlassen, uns durch den
Katalog zu unterrichten, daß der Engländer 13 Zweiunddreißigvfünder
und '2 Achtpsünder hatte, dahingegen der Franzose die nämliche Anzahl
Vievundzwanzigpfünder nebst 2 achtpfündigen Geschützen trug, ein Um-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/411>, abgerufen am 04.07.2024.