Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

Bild:
<< vorherige Seite
Was kümmert's deine, grünen Auen,
So treu geliebt von der Natur?
Die, statt der kalten weißen Hülle,
Mit Silberblüthenschnee in Fülle
Mild überschüttet Feld und Flur.
Mag sich im Eis der Norden spiegeln,
Nie, Andalusien, hält den Lauf
Der Frost von deinen Bächen aus;
Sie rieseln-fröhlich von den Hügeln,
Und gleiten lachend durch das Thal',
Sanft über Moos und weißem Sande,
Längs immer grünem Uferrande,
Bei immer warmem Sonnenstrahl.
Wie schön weiß nicht in deinen Hainen,
Granaten- und Olivengrün,
Wenn duftend die Orangen blühn,
Mit ihrem Golde sich zu einem
Wo hat die Traube hob're Glut
Als dort an deinen vollen Neben,
Die, schlängelnd sich, voll Feuerblut,
Empor an deinen Ulmen heben?
Wenn heiß die Sommersonne sticht,
Russe du im Schatten deiner Bäume,
Und schlummerst, bis der Sterne Licht
Hell funkelt durch die Weltenräume;
Dann weht vom Meer, das dich umspült,
Erfrischung deiner Brust zu bringen,
Ein Lüftchen, das -mit feuchten Schwingen
Dein armes Antlitz labend kühlt.
Kein Wunder, daß des Islams Schaaren
Als sie, vom African'schen Strande
Nach deinem Mh'nden Uferrande
Beim Allahschreien hingefahren,
In allen Schlachten Sieger waren,
Auf deiner schönen Berge Höhen
Entzückt, bewundernd blieben stehen,
Die Waffen alle niederlegen,
Das Blut von ihren Schwertern, fegen,
Und fortan deine Früchte hier
In deinen Fluren wollen essen,
Ihr eignes Vaterland vergessen,
Und nun am Guadalquivir,
Der Mauren Nitterspiele Zier,
Die Frauen statt des Kreuzes ehren, -
Und Minnesang den Völkern lehren.

Was kümmert's deine, grünen Auen,
So treu geliebt von der Natur?
Die, statt der kalten weißen Hülle,
Mit Silberblüthenschnee in Fülle
Mild überschüttet Feld und Flur.
Mag sich im Eis der Norden spiegeln,
Nie, Andalusien, hält den Lauf
Der Frost von deinen Bächen aus;
Sie rieseln-fröhlich von den Hügeln,
Und gleiten lachend durch das Thal',
Sanft über Moos und weißem Sande,
Längs immer grünem Uferrande,
Bei immer warmem Sonnenstrahl.
Wie schön weiß nicht in deinen Hainen,
Granaten- und Olivengrün,
Wenn duftend die Orangen blühn,
Mit ihrem Golde sich zu einem
Wo hat die Traube hob're Glut
Als dort an deinen vollen Neben,
Die, schlängelnd sich, voll Feuerblut,
Empor an deinen Ulmen heben?
Wenn heiß die Sommersonne sticht,
Russe du im Schatten deiner Bäume,
Und schlummerst, bis der Sterne Licht
Hell funkelt durch die Weltenräume;
Dann weht vom Meer, das dich umspült,
Erfrischung deiner Brust zu bringen,
Ein Lüftchen, das -mit feuchten Schwingen
Dein armes Antlitz labend kühlt.
Kein Wunder, daß des Islams Schaaren
Als sie, vom African'schen Strande
Nach deinem Mh'nden Uferrande
Beim Allahschreien hingefahren,
In allen Schlachten Sieger waren,
Auf deiner schönen Berge Höhen
Entzückt, bewundernd blieben stehen,
Die Waffen alle niederlegen,
Das Blut von ihren Schwertern, fegen,
Und fortan deine Früchte hier
In deinen Fluren wollen essen,
Ihr eignes Vaterland vergessen,
Und nun am Guadalquivir,
Der Mauren Nitterspiele Zier,
Die Frauen statt des Kreuzes ehren, -
Und Minnesang den Völkern lehren.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0354" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267567"/>
            <lg xml:id="POEMID_8" prev="#POEMID_7" type="poem" next="#POEMID_9">
              <l> Was kümmert's deine, grünen Auen,<lb/>
So treu geliebt von der Natur?<lb/>
Die, statt der kalten weißen Hülle,<lb/>
Mit Silberblüthenschnee in Fülle<lb/>
Mild überschüttet Feld und Flur.<lb/>
Mag sich im Eis der Norden spiegeln,<lb/>
Nie, Andalusien, hält den Lauf<lb/>
Der Frost von deinen Bächen aus;<lb/>
Sie rieseln-fröhlich von den Hügeln,<lb/>
Und gleiten lachend durch das Thal',<lb/>
Sanft über Moos und weißem Sande,<lb/>
Längs immer grünem Uferrande,<lb/>
Bei immer warmem Sonnenstrahl.<lb/>
Wie schön weiß nicht in deinen Hainen,<lb/>
Granaten- und Olivengrün,<lb/>
Wenn duftend die Orangen blühn,<lb/>
Mit ihrem Golde sich zu einem<lb/>
Wo hat die Traube hob're Glut<lb/>
Als dort an deinen vollen Neben,<lb/>
Die, schlängelnd sich, voll Feuerblut,<lb/>
Empor an deinen Ulmen heben?<lb/>
Wenn heiß die Sommersonne sticht,<lb/>
Russe du im Schatten deiner Bäume,<lb/>
Und schlummerst, bis der Sterne Licht<lb/>
Hell funkelt durch die Weltenräume;<lb/>
Dann weht vom Meer, das dich umspült,<lb/>
Erfrischung deiner Brust zu bringen,<lb/>
Ein Lüftchen, das -mit feuchten Schwingen<lb/>
Dein armes Antlitz labend kühlt.<lb/>
Kein Wunder, daß des Islams Schaaren<lb/>
Als sie, vom African'schen Strande<lb/>
Nach deinem Mh'nden Uferrande<lb/>
Beim Allahschreien hingefahren,<lb/>
In allen Schlachten Sieger waren,<lb/>
Auf deiner schönen Berge Höhen<lb/>
Entzückt, bewundernd blieben stehen,<lb/>
Die Waffen alle niederlegen,<lb/>
Das Blut von ihren Schwertern, fegen,<lb/>
Und fortan deine Früchte hier<lb/>
In deinen Fluren wollen essen,<lb/>
Ihr eignes Vaterland vergessen,<lb/>
Und nun am Guadalquivir,<lb/>
Der Mauren Nitterspiele Zier,<lb/>
Die Frauen statt des Kreuzes ehren, -<lb/>
Und Minnesang den Völkern lehren.</l>
            </lg><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0354] Was kümmert's deine, grünen Auen, So treu geliebt von der Natur? Die, statt der kalten weißen Hülle, Mit Silberblüthenschnee in Fülle Mild überschüttet Feld und Flur. Mag sich im Eis der Norden spiegeln, Nie, Andalusien, hält den Lauf Der Frost von deinen Bächen aus; Sie rieseln-fröhlich von den Hügeln, Und gleiten lachend durch das Thal', Sanft über Moos und weißem Sande, Längs immer grünem Uferrande, Bei immer warmem Sonnenstrahl. Wie schön weiß nicht in deinen Hainen, Granaten- und Olivengrün, Wenn duftend die Orangen blühn, Mit ihrem Golde sich zu einem Wo hat die Traube hob're Glut Als dort an deinen vollen Neben, Die, schlängelnd sich, voll Feuerblut, Empor an deinen Ulmen heben? Wenn heiß die Sommersonne sticht, Russe du im Schatten deiner Bäume, Und schlummerst, bis der Sterne Licht Hell funkelt durch die Weltenräume; Dann weht vom Meer, das dich umspült, Erfrischung deiner Brust zu bringen, Ein Lüftchen, das -mit feuchten Schwingen Dein armes Antlitz labend kühlt. Kein Wunder, daß des Islams Schaaren Als sie, vom African'schen Strande Nach deinem Mh'nden Uferrande Beim Allahschreien hingefahren, In allen Schlachten Sieger waren, Auf deiner schönen Berge Höhen Entzückt, bewundernd blieben stehen, Die Waffen alle niederlegen, Das Blut von ihren Schwertern, fegen, Und fortan deine Früchte hier In deinen Fluren wollen essen, Ihr eignes Vaterland vergessen, Und nun am Guadalquivir, Der Mauren Nitterspiele Zier, Die Frauen statt des Kreuzes ehren, - Und Minnesang den Völkern lehren.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/354
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/354>, abgerufen am 22.12.2024.