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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Den Frieden wahrend Deiner Brust, der hier
Für immer von Dir flieht,
''

Richard. , So glaubst auch Du
Durch Gold mich zu verlocken? Dann hast Du
Mich nie verstanden. Wär' es Glanz allein,
Wonach ich strebe, nicht mit solchem Muthe
Trotze' ich wohl der Gefahr. Was Götterkraft
In meine Seele bringt, der Gottheit würdig
Muß es auch sein. Gemeine Erdenlust
Genügt mir nicht; zum Himmel streb' ich auf,
Wo nicht, zur Hölle; König oder Sclave!
- Ein Mittelweg ist meiner Seele fremde

Jsabella. Du bist betäubt; in Wahnwitz schwelgt Dein Geist;
Umsonst strebst Du nach jener Hol/,' Dein Weg
Ist untergraben. Tritt zurück, entfliehe!
O hör', es ist der letzte Rettungsruf,
Noch liegt das Schicksal frei in Deinen Händen,
Noch kurze Zeit -- und nimmer kannst Du's wenden.

Richard. Es ist umsonst und Malte man den Leib
Auf glüh'ndem Roste hier und bot' mir dort
Zur Lockung jede Luft der Welt und wärst
,Du selber, Du, der Erde schönster Schmuck,
Der Preis, von meinem Ziele lass' ich nicht.
Schau nicht so trübe, Mädchen, sei getrost;
Dem Muth'gen hilft das Glück. Ich klopfe bald
Mit Siegerhand an jenes Klosters Pforte,
Das Dich verbirgt, und rufe Dich heraus,
Die Stirne mir zu kränzen mit dem Lorbeer,
Und mit der Liebe Kranz. ^

Jsabella. Unglücklicher!
Kann nichts aus Deinem Taumel Dich erwecken?
So stürze denn in des Verderbens Gruft
Hinab; fahr hin, Du trügerischer Demant
Im Ringe meines Lebens; hart und glänzend >
Wie Edelstein, und täuschend doch und falsch. --
Leb' wohl! Dein guter Engel weicht von Dir
In dieser Stunde. Daß ich Dich geliebt,


Den Frieden wahrend Deiner Brust, der hier
Für immer von Dir flieht,
''

Richard. , So glaubst auch Du
Durch Gold mich zu verlocken? Dann hast Du
Mich nie verstanden. Wär' es Glanz allein,
Wonach ich strebe, nicht mit solchem Muthe
Trotze' ich wohl der Gefahr. Was Götterkraft
In meine Seele bringt, der Gottheit würdig
Muß es auch sein. Gemeine Erdenlust
Genügt mir nicht; zum Himmel streb' ich auf,
Wo nicht, zur Hölle; König oder Sclave!
- Ein Mittelweg ist meiner Seele fremde

Jsabella. Du bist betäubt; in Wahnwitz schwelgt Dein Geist;
Umsonst strebst Du nach jener Hol/,' Dein Weg
Ist untergraben. Tritt zurück, entfliehe!
O hör', es ist der letzte Rettungsruf,
Noch liegt das Schicksal frei in Deinen Händen,
Noch kurze Zeit — und nimmer kannst Du's wenden.

Richard. Es ist umsonst und Malte man den Leib
Auf glüh'ndem Roste hier und bot' mir dort
Zur Lockung jede Luft der Welt und wärst
,Du selber, Du, der Erde schönster Schmuck,
Der Preis, von meinem Ziele lass' ich nicht.
Schau nicht so trübe, Mädchen, sei getrost;
Dem Muth'gen hilft das Glück. Ich klopfe bald
Mit Siegerhand an jenes Klosters Pforte,
Das Dich verbirgt, und rufe Dich heraus,
Die Stirne mir zu kränzen mit dem Lorbeer,
Und mit der Liebe Kranz. ^

Jsabella. Unglücklicher!
Kann nichts aus Deinem Taumel Dich erwecken?
So stürze denn in des Verderbens Gruft
Hinab; fahr hin, Du trügerischer Demant
Im Ringe meines Lebens; hart und glänzend >
Wie Edelstein, und täuschend doch und falsch. —
Leb' wohl! Dein guter Engel weicht von Dir
In dieser Stunde. Daß ich Dich geliebt,


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[0320] Den Frieden wahrend Deiner Brust, der hier Für immer von Dir flieht, '' Richard. , So glaubst auch Du Durch Gold mich zu verlocken? Dann hast Du Mich nie verstanden. Wär' es Glanz allein, Wonach ich strebe, nicht mit solchem Muthe Trotze' ich wohl der Gefahr. Was Götterkraft In meine Seele bringt, der Gottheit würdig Muß es auch sein. Gemeine Erdenlust Genügt mir nicht; zum Himmel streb' ich auf, Wo nicht, zur Hölle; König oder Sclave! - Ein Mittelweg ist meiner Seele fremde Jsabella. Du bist betäubt; in Wahnwitz schwelgt Dein Geist; Umsonst strebst Du nach jener Hol/,' Dein Weg Ist untergraben. Tritt zurück, entfliehe! O hör', es ist der letzte Rettungsruf, Noch liegt das Schicksal frei in Deinen Händen, Noch kurze Zeit — und nimmer kannst Du's wenden. Richard. Es ist umsonst und Malte man den Leib Auf glüh'ndem Roste hier und bot' mir dort Zur Lockung jede Luft der Welt und wärst ,Du selber, Du, der Erde schönster Schmuck, Der Preis, von meinem Ziele lass' ich nicht. Schau nicht so trübe, Mädchen, sei getrost; Dem Muth'gen hilft das Glück. Ich klopfe bald Mit Siegerhand an jenes Klosters Pforte, Das Dich verbirgt, und rufe Dich heraus, Die Stirne mir zu kränzen mit dem Lorbeer, Und mit der Liebe Kranz. ^ Jsabella. Unglücklicher! Kann nichts aus Deinem Taumel Dich erwecken? So stürze denn in des Verderbens Gruft Hinab; fahr hin, Du trügerischer Demant Im Ringe meines Lebens; hart und glänzend > Wie Edelstein, und täuschend doch und falsch. — Leb' wohl! Dein guter Engel weicht von Dir In dieser Stunde. Daß ich Dich geliebt,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/320>, abgerufen am 28.06.2024.