Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.Hing es an meinen Zügen. Hoch erregt Äsabella. O, ich seh' es kommen. Richard. Mein Schicksal wandte sich mit jenem Tag. Isabella. Verführerischer, unglücksel'ger Wahn! Richard. Bald drauf rief Margaretha wich hierher; 43
Hing es an meinen Zügen. Hoch erregt Äsabella. O, ich seh' es kommen. Richard. Mein Schicksal wandte sich mit jenem Tag. Isabella. Verführerischer, unglücksel'ger Wahn! Richard. Bald drauf rief Margaretha wich hierher; 43
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0317" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267530"/> <p xml:id="ID_1234" prev="#ID_1233"> Hing es an meinen Zügen. Hoch erregt<lb/> Schien sie und flüsterte mit dem Begleiter,<lb/> Und sah mich wieder an und heftiger<lb/> Ward dann ihr leis Gespräch', und endlich trat<lb/> Sie auf mich zu und fragte: "Knabe, hast<lb/> "Du Lust, mit einem Schwert zu spielen?" ""Wie?<lb/> „"Ein Schwert?"" frug ich. ""Was ist ein Schwert?<lb/> "Ein Schwert, mein Knabe," sagte sie, "das ist<lb/> „Ein großes, scharfgewetztes Messer, womit Helden<lb/> "Die Welt in Stücke theilen." — Eure Muhme,<lb/> Die Fürstin war es.</p><lb/> <p xml:id="ID_1235"> Äsabella. O, ich seh' es kommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1236"> Richard. Mein Schicksal wandte sich mit jenem Tag.<lb/> Ich ward in eine fremde Stadt gebracht;<lb/> Man lehrte mich/ wie man das Schwert gebraucht,<lb/> Die Lanze schwingt, das Roß, das stolze, zähmt, ,<lb/> Und jede Kunst, die einen Ritter ziert.<lb/> Den Ehrgeiz goß man flammend mir in's Herz.<lb/> Nach Spanien ging's, in heißer Maurenschlacht<lb/> Lernt' Heldenthaten ich und Heldensinn;<lb/> Ich half Alhambra stürzen und den stolzen<lb/> Abenceragen sah ich knieen vor<lb/> Dem Sieger. Damals ward es klar in mir,<lb/> Das höchste Glück der Erde ist die Macht!<lb/> Nur der ist groß, der über. Andre herrsche<lb/> Das Leben aber gleicht der Wendeltreppe,<lb/> Die auf zum hohen Thurme führt, nur wer<lb/> Die höchste Senf' erstieg, steht nah' dem Himmel,<lb/> Nur der ist wahrhaft Gottes Ebenbild!! —</p><lb/> <p xml:id="ID_1237"> Isabella. Verführerischer, unglücksel'ger Wahn!</p><lb/> <p xml:id="ID_1238" next="#ID_1239"> Richard. Bald drauf rief Margaretha wich hierher;<lb/> Sie zeigte mir den Weg, zu dem sie mich<lb/> Bestimmt, von England sprach sie, von dem Volle,<lb/> Das aus Erlösung harrt. Da blitzt' es auf!<lb/> Das Dunkel meinet unbekannten Herkunft<lb/> Lag plötzlich vor dem innern Blick enthuAt.<lb/> Es ist das Baterland, zu dessen Rettung<lb/> Du bist berufen — tönt' es in mein Ohr.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 43</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0317]
Hing es an meinen Zügen. Hoch erregt
Schien sie und flüsterte mit dem Begleiter,
Und sah mich wieder an und heftiger
Ward dann ihr leis Gespräch', und endlich trat
Sie auf mich zu und fragte: "Knabe, hast
"Du Lust, mit einem Schwert zu spielen?" ""Wie?
„"Ein Schwert?"" frug ich. ""Was ist ein Schwert?
"Ein Schwert, mein Knabe," sagte sie, "das ist
„Ein großes, scharfgewetztes Messer, womit Helden
"Die Welt in Stücke theilen." — Eure Muhme,
Die Fürstin war es.
Äsabella. O, ich seh' es kommen.
Richard. Mein Schicksal wandte sich mit jenem Tag.
Ich ward in eine fremde Stadt gebracht;
Man lehrte mich/ wie man das Schwert gebraucht,
Die Lanze schwingt, das Roß, das stolze, zähmt, ,
Und jede Kunst, die einen Ritter ziert.
Den Ehrgeiz goß man flammend mir in's Herz.
Nach Spanien ging's, in heißer Maurenschlacht
Lernt' Heldenthaten ich und Heldensinn;
Ich half Alhambra stürzen und den stolzen
Abenceragen sah ich knieen vor
Dem Sieger. Damals ward es klar in mir,
Das höchste Glück der Erde ist die Macht!
Nur der ist groß, der über. Andre herrsche
Das Leben aber gleicht der Wendeltreppe,
Die auf zum hohen Thurme führt, nur wer
Die höchste Senf' erstieg, steht nah' dem Himmel,
Nur der ist wahrhaft Gottes Ebenbild!! —
Isabella. Verführerischer, unglücksel'ger Wahn!
Richard. Bald drauf rief Margaretha wich hierher;
Sie zeigte mir den Weg, zu dem sie mich
Bestimmt, von England sprach sie, von dem Volle,
Das aus Erlösung harrt. Da blitzt' es auf!
Das Dunkel meinet unbekannten Herkunft
Lag plötzlich vor dem innern Blick enthuAt.
Es ist das Baterland, zu dessen Rettung
Du bist berufen — tönt' es in mein Ohr.
43
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |