Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.NUß -- so war es eben ein Professor der Philosophie, der diesen Aus- - Während, andere Dichter jener Zeit gewöhnlich Cändid'äten der/Theo¬ NUß — so war es eben ein Professor der Philosophie, der diesen Aus- - Während, andere Dichter jener Zeit gewöhnlich Cändid'äten der/Theo¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0302" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267515"/> <p xml:id="ID_1159" prev="#ID_1158"> NUß — so war es eben ein Professor der Philosophie, der diesen Aus-<lb/> spruchMat. Die Schönheit adelt allein, und es giebt also in ihrem<lb/> Gebiete keine Aristokratie, ja „die üppige Rede, die an einem Strohdach<lb/> emporklettert, ist schöner und poetischer, als der unfruchtbare Epheu, der<lb/> sich um Paläste breitet." Auch der gewaltige Shakspeare lebte zu einer<lb/> Zeit, wo die letzte Nachblüthe des Ritterthums zu Grabe sank, und die<lb/> Macht einer neuen Cultur siegreich, emporstieg; und,in denselben Jahren,<lb/> wo die ostindische Compagnie gegründet" wurde,/entstanden "Julius Cä¬<lb/> sar" und „Othello. — Frankfurt, in, Mitte, des Binnenlands gele¬<lb/> gen, sieht freilich keine Flotten nach den asiatischen Küsten oder nach<lb/> der neuen Welt ausziehen;- aber auch in kleinerem Maßstabe hat ein<lb/> reges Leben seine tiefere Bedeutung. Schrieb doch Schiller an Göthe,<lb/> die Zeil in Frankfurt sei der Ort,"wo man das Gedicht: die Theilung<lb/> der Erde, mit rechtem Sinne lesen könne. Auch kann ein geübtes Auge<lb/> leicht in^den Spa'zirgängertt/aus Göthe's Faust die Nachwirkungen un¬<lb/> serer MGümMGMaldfkste/'ftkennen. Ja, unsere Stadt sah den An¬<lb/> fang dieses unfkerblichew Gedichtes, das von' den Jahren der Kindheit<lb/> An Göthe Hin ganzes Leben hindurch im Sinne trug, bis der achtzig¬<lb/> jährige Greis' das vollendete Werk unter, sieben Siegel legen konnte, um<lb/> es - nie'mletzr''. aHMm. ^' ' Wie /ein knospender Frühling^ drängte sich in<lb/> Per-sieÜMr'JaAed',,,it'!' Frankfurt Alles 'zusammen, "was' Zugendfrische<lb/> und warmes', 'hossnungrciches Leben ^ in sich'fühlte; hier war der Aus¬<lb/> gangspunkt einer neuen Poesie/ in dieser Gegend residirte das junge<lb/> Deutschland jener Zeit. Freilich, Göthe's Name ragt hervor, ihm wird<lb/> Ehre gebracht, und seine trefflichen Genossen nennt nur noch der litera¬<lb/> rische Forscher. ' Große Männer ragen als riesige« Felsenhäupter in die<lb/> fernste' Zeit, .während der Fluthstrom der Vergessenheit das Gestein über¬<lb/> spült, worin sie'Wurzel'faßten. '' - . ' -</p><lb/> <p xml:id="ID_1160" next="#ID_1161"> - Während, andere Dichter jener Zeit gewöhnlich Cändid'äten der/Theo¬<lb/> logie, ^odex. Schulmeister, waren, die. tin bewegtes, freies Leben 'kaum von<lb/> ferne-zlannten, ,.so lebten dagegen Klinger, Hein'se), UnzMh.OWe<lb/> in, hochgeW.cM. Kreisen, lernten/ das Getriebe, der/ ,L,eiv.enH'aW,/'die<lb/> Conflict.dex-Societät kennen, , und/sahen ein, /daß mW/iii'ö.'Herz des<lb/> Volkes greifen müsse, um zu den Herzen, zu reden; daß nicht'durch Idyl¬<lb/> len und Pathetische Oden, sondern durch einen frischen Geist unsere Poesie<lb/> gerettet werden müsse., .„Hier wollen wir eines anderen herrlichen. Vor¬<lb/> zugs gedenken, eines Einflusses, der zwar sanft und' geräuschlos, aber</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0302]
NUß — so war es eben ein Professor der Philosophie, der diesen Aus-
spruchMat. Die Schönheit adelt allein, und es giebt also in ihrem
Gebiete keine Aristokratie, ja „die üppige Rede, die an einem Strohdach
emporklettert, ist schöner und poetischer, als der unfruchtbare Epheu, der
sich um Paläste breitet." Auch der gewaltige Shakspeare lebte zu einer
Zeit, wo die letzte Nachblüthe des Ritterthums zu Grabe sank, und die
Macht einer neuen Cultur siegreich, emporstieg; und,in denselben Jahren,
wo die ostindische Compagnie gegründet" wurde,/entstanden "Julius Cä¬
sar" und „Othello. — Frankfurt, in, Mitte, des Binnenlands gele¬
gen, sieht freilich keine Flotten nach den asiatischen Küsten oder nach
der neuen Welt ausziehen;- aber auch in kleinerem Maßstabe hat ein
reges Leben seine tiefere Bedeutung. Schrieb doch Schiller an Göthe,
die Zeil in Frankfurt sei der Ort,"wo man das Gedicht: die Theilung
der Erde, mit rechtem Sinne lesen könne. Auch kann ein geübtes Auge
leicht in^den Spa'zirgängertt/aus Göthe's Faust die Nachwirkungen un¬
serer MGümMGMaldfkste/'ftkennen. Ja, unsere Stadt sah den An¬
fang dieses unfkerblichew Gedichtes, das von' den Jahren der Kindheit
An Göthe Hin ganzes Leben hindurch im Sinne trug, bis der achtzig¬
jährige Greis' das vollendete Werk unter, sieben Siegel legen konnte, um
es - nie'mletzr''. aHMm. ^' ' Wie /ein knospender Frühling^ drängte sich in
Per-sieÜMr'JaAed',,,it'!' Frankfurt Alles 'zusammen, "was' Zugendfrische
und warmes', 'hossnungrciches Leben ^ in sich'fühlte; hier war der Aus¬
gangspunkt einer neuen Poesie/ in dieser Gegend residirte das junge
Deutschland jener Zeit. Freilich, Göthe's Name ragt hervor, ihm wird
Ehre gebracht, und seine trefflichen Genossen nennt nur noch der litera¬
rische Forscher. ' Große Männer ragen als riesige« Felsenhäupter in die
fernste' Zeit, .während der Fluthstrom der Vergessenheit das Gestein über¬
spült, worin sie'Wurzel'faßten. '' - . ' -
- Während, andere Dichter jener Zeit gewöhnlich Cändid'äten der/Theo¬
logie, ^odex. Schulmeister, waren, die. tin bewegtes, freies Leben 'kaum von
ferne-zlannten, ,.so lebten dagegen Klinger, Hein'se), UnzMh.OWe
in, hochgeW.cM. Kreisen, lernten/ das Getriebe, der/ ,L,eiv.enH'aW,/'die
Conflict.dex-Societät kennen, , und/sahen ein, /daß mW/iii'ö.'Herz des
Volkes greifen müsse, um zu den Herzen, zu reden; daß nicht'durch Idyl¬
len und Pathetische Oden, sondern durch einen frischen Geist unsere Poesie
gerettet werden müsse., .„Hier wollen wir eines anderen herrlichen. Vor¬
zugs gedenken, eines Einflusses, der zwar sanft und' geräuschlos, aber
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |