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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Beilage, Ur. 1.

behaupteten aber, daß die Hand, welche giebt, nicht das Recht habe, die
Verwendung ihrer Gabe zu überwachen. Sie verschanzten sich hinter
dem in der Constitution von 1831 festgestellten Princip, demzufolge der
Unterricht gänzlich frei sein soll. Man muß es als einen für den Ver¬
söhnungsplan des Herrn Nothomb sehr glücklichen Umstand betrachten,
daß er in der Deputirtenkammer und unter den Katholiken einen Mann
angetroffen, der dieselben versöhnenden Absichten hegt, der entschlossen ist,
ernsthaft zu prüfen, in wie weit die religiöse Meinung nachgeben darf,
um dadurch ein gutes Einverständnis zu Stande zu bringen, und der
endlich durch seinen Einfluß seine Partei zur Annahme dieser Concessionen
bewegen-kann. Herr Nothomb hat in Herrn'Dechamps den Mann ge¬
troffen, der diese Bedingungen in sich vereinigt. Nach mehreren
Conferenzen sind sie über das vorzuschlagende System übereingekommen.
Wenn wir gut unterrichtet sind, so würde eine doppelte Beaufsichtigung
die Basis des den Kammern bald vorzulegenden Gesetzvorschlages sein.
Von der Idee ausgehend, daß die Erziehung der Jugend.nicht blos die
Vervollkommnung des Geistes, sondern auch die des Herzens umfassen,
und vor allen Dingen durchaus religiös sein muß, schlagen Herr No,
thomb und Deck) ämps vor, der Regierung einer- und den Bischöfen an¬
derem Seits. das^Mehl, einer, concurrireiiden Beaufsichtig der von der
Regie.r'ung?.unter.sen,tztH -Schulen und - der Abfassung - eines Berichts - über
die. Lage ^Kiefer! ..Institute -zuzugestehen ; - beide Berichte'- würden -am...Ende.
jedes.-.Pahres. veröffentlicht werden../ Man ist augenblicklich noch nicht'
sicher, ob.Herr. de. Theur, früherer/Minister des Innern und Conseils-
Präsident/diesem Systeme beistimmen wird. Dieser Exminister genießt immer
noch eines großen Einflusses unter den Katholiken, und ohne seine Bestimmung
ist- ,keine Majorität über, diese Frage ,möglich. Es ist gewiß, daß-man in
UnterhandlungenMit ihm. steht, und da er, als er Minister war, ge¬
neigt schien,.-der-bürgerlichen Macht.größere Concessionen zu. machen
als die sie heute, fordert, so kann man sich mit der Hoffnung schmeicheln,
die Opposition zu neutralisieren, die er im Namen der am Meisten ver- -.
langenden Katholiken zu machen versucht sein könnte.

5':-Ol.rr.De, chmnpF.'wird,-den ihm und Herrn Nothomb angehören¬
den, Gehe.tzvorschlag, als die . Folge eines vor 2 Jahren über diesen. Ge--
genstqyd' .ihn,', abverlangten, Berichts überreichen. D.em, .GesMorMag.'
zufolge werden -alle Gemeinden gezwungen sein, ' auf. ihre Wen.'eine,,'


Beilage, Ur. 1.

behaupteten aber, daß die Hand, welche giebt, nicht das Recht habe, die
Verwendung ihrer Gabe zu überwachen. Sie verschanzten sich hinter
dem in der Constitution von 1831 festgestellten Princip, demzufolge der
Unterricht gänzlich frei sein soll. Man muß es als einen für den Ver¬
söhnungsplan des Herrn Nothomb sehr glücklichen Umstand betrachten,
daß er in der Deputirtenkammer und unter den Katholiken einen Mann
angetroffen, der dieselben versöhnenden Absichten hegt, der entschlossen ist,
ernsthaft zu prüfen, in wie weit die religiöse Meinung nachgeben darf,
um dadurch ein gutes Einverständnis zu Stande zu bringen, und der
endlich durch seinen Einfluß seine Partei zur Annahme dieser Concessionen
bewegen-kann. Herr Nothomb hat in Herrn'Dechamps den Mann ge¬
troffen, der diese Bedingungen in sich vereinigt. Nach mehreren
Conferenzen sind sie über das vorzuschlagende System übereingekommen.
Wenn wir gut unterrichtet sind, so würde eine doppelte Beaufsichtigung
die Basis des den Kammern bald vorzulegenden Gesetzvorschlages sein.
Von der Idee ausgehend, daß die Erziehung der Jugend.nicht blos die
Vervollkommnung des Geistes, sondern auch die des Herzens umfassen,
und vor allen Dingen durchaus religiös sein muß, schlagen Herr No,
thomb und Deck) ämps vor, der Regierung einer- und den Bischöfen an¬
derem Seits. das^Mehl, einer, concurrireiiden Beaufsichtig der von der
Regie.r'ung?.unter.sen,tztH -Schulen und - der Abfassung - eines Berichts - über
die. Lage ^Kiefer! ..Institute -zuzugestehen ; - beide Berichte'- würden -am...Ende.
jedes.-.Pahres. veröffentlicht werden../ Man ist augenblicklich noch nicht'
sicher, ob.Herr. de. Theur, früherer/Minister des Innern und Conseils-
Präsident/diesem Systeme beistimmen wird. Dieser Exminister genießt immer
noch eines großen Einflusses unter den Katholiken, und ohne seine Bestimmung
ist- ,keine Majorität über, diese Frage ,möglich. Es ist gewiß, daß-man in
UnterhandlungenMit ihm. steht, und da er, als er Minister war, ge¬
neigt schien,.-der-bürgerlichen Macht.größere Concessionen zu. machen
als die sie heute, fordert, so kann man sich mit der Hoffnung schmeicheln,
die Opposition zu neutralisieren, die er im Namen der am Meisten ver- -.
langenden Katholiken zu machen versucht sein könnte.

5':-Ol.rr.De, chmnpF.'wird,-den ihm und Herrn Nothomb angehören¬
den, Gehe.tzvorschlag, als die . Folge eines vor 2 Jahren über diesen. Ge--
genstqyd' .ihn,', abverlangten, Berichts überreichen. D.em, .GesMorMag.'
zufolge werden -alle Gemeinden gezwungen sein, ' auf. ihre Wen.'eine,,'


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[0297] Beilage, Ur. 1. behaupteten aber, daß die Hand, welche giebt, nicht das Recht habe, die Verwendung ihrer Gabe zu überwachen. Sie verschanzten sich hinter dem in der Constitution von 1831 festgestellten Princip, demzufolge der Unterricht gänzlich frei sein soll. Man muß es als einen für den Ver¬ söhnungsplan des Herrn Nothomb sehr glücklichen Umstand betrachten, daß er in der Deputirtenkammer und unter den Katholiken einen Mann angetroffen, der dieselben versöhnenden Absichten hegt, der entschlossen ist, ernsthaft zu prüfen, in wie weit die religiöse Meinung nachgeben darf, um dadurch ein gutes Einverständnis zu Stande zu bringen, und der endlich durch seinen Einfluß seine Partei zur Annahme dieser Concessionen bewegen-kann. Herr Nothomb hat in Herrn'Dechamps den Mann ge¬ troffen, der diese Bedingungen in sich vereinigt. Nach mehreren Conferenzen sind sie über das vorzuschlagende System übereingekommen. Wenn wir gut unterrichtet sind, so würde eine doppelte Beaufsichtigung die Basis des den Kammern bald vorzulegenden Gesetzvorschlages sein. Von der Idee ausgehend, daß die Erziehung der Jugend.nicht blos die Vervollkommnung des Geistes, sondern auch die des Herzens umfassen, und vor allen Dingen durchaus religiös sein muß, schlagen Herr No, thomb und Deck) ämps vor, der Regierung einer- und den Bischöfen an¬ derem Seits. das^Mehl, einer, concurrireiiden Beaufsichtig der von der Regie.r'ung?.unter.sen,tztH -Schulen und - der Abfassung - eines Berichts - über die. Lage ^Kiefer! ..Institute -zuzugestehen ; - beide Berichte'- würden -am...Ende. jedes.-.Pahres. veröffentlicht werden../ Man ist augenblicklich noch nicht' sicher, ob.Herr. de. Theur, früherer/Minister des Innern und Conseils- Präsident/diesem Systeme beistimmen wird. Dieser Exminister genießt immer noch eines großen Einflusses unter den Katholiken, und ohne seine Bestimmung ist- ,keine Majorität über, diese Frage ,möglich. Es ist gewiß, daß-man in UnterhandlungenMit ihm. steht, und da er, als er Minister war, ge¬ neigt schien,.-der-bürgerlichen Macht.größere Concessionen zu. machen als die sie heute, fordert, so kann man sich mit der Hoffnung schmeicheln, die Opposition zu neutralisieren, die er im Namen der am Meisten ver- -. langenden Katholiken zu machen versucht sein könnte. 5':-Ol.rr.De, chmnpF.'wird,-den ihm und Herrn Nothomb angehören¬ den, Gehe.tzvorschlag, als die . Folge eines vor 2 Jahren über diesen. Ge-- genstqyd' .ihn,', abverlangten, Berichts überreichen. D.em, .GesMorMag.' zufolge werden -alle Gemeinden gezwungen sein, ' auf. ihre Wen.'eine,,'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/297>, abgerufen am 24.07.2024.