Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.Mhc Conversation nagt. Dumas ist den Morgen nach der ersten Aufführung nach Der Buchhandel hat sich in neuester Zeit wieder etwas erholt, und die Schrift" Unter den hiesigen deutschen Literaten -- und Sie wissen, wir haben eine Mhc Conversation nagt. Dumas ist den Morgen nach der ersten Aufführung nach Der Buchhandel hat sich in neuester Zeit wieder etwas erholt, und die Schrift« Unter den hiesigen deutschen Literaten — und Sie wissen, wir haben eine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0292" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267506"/> <p xml:id="ID_1141" prev="#ID_1140"> Mhc Conversation nagt. Dumas ist den Morgen nach der ersten Aufführung nach<lb/> Italien abgereist, um dort unter Citronenbänmcn und süßem Himmel der bitteren<lb/> Pille zu vergessen. Das Interesse für Dumas' ist ganz abgekühlt. Die Vielschrei«<lb/> berci dieses Mannes hat seinen Ruinen abgenutzt, eS ist ein abgestandenes Neno-<lb/> mee. Victor Hugo hingegen bleibt noch immer eine wichtige Pcrsonago, um den<lb/> nvmcher literarische Streit durchgefochten wird, und grade wie man in Deutschland<lb/> Hegelianer und Hegclingcn hat, haben wir hier Hugopbilcn und Hugophobcn. In<lb/> den letzten Tagen beschäftigen sich die Journale mit Angriffen, Neplicmen und Con-<lb/> trerepliqucn, mit welchen die Freunde und Feinde Hugo'S gegeneinander zu Felde<lb/> ziehen. Dieser FroschmciuSler Krieg dreht sich um ein Citat ans dein Horaz, wel¬<lb/> ches Hugo in seinem letzten Buch gebraucht, und worin aus eine kleine Stadt Ita¬<lb/> liens angespielt wird, welche der Verfasser Asculum nannte. Die Hugophobcn be¬<lb/> haupten nun, der Dichter des Hernani sei ein vollständiger Ignorant, da es ni-<lb/> ein ASculmn gegeben, sondern der wahre Name jener Stadt sei vo^ullwtioui,-.<lb/> Die Hugophtlen ihrerseits bestehen hartnäckig daraus, daß dieses ASculum durchaus<lb/> und ausschließlich das Recht habe, eine kleine römische Stadt gewesen zu sein, wäh¬<lb/> rend die Existenz der Ve-xuotutic^in nichts anderes als ein von der Polizei ausge¬<lb/> sprengtes Gerücht sei. - ...</p><lb/> <p xml:id="ID_1142"> Der Buchhandel hat sich in neuester Zeit wieder etwas erholt, und die Schrift«<lb/> steiler,'die bisher ihre Romane in den Feuilletons der Journale abdrucken ließen,<lb/> stellen sich mit ihren Manuscripten wieder häufiger ein. Von Eugene Sue, von<lb/> dem kaum der in äußerlicher wie in innerlicher Beziehung furchtbare Roman Ma¬<lb/> thilde erschienen ist, wird bereits ein neuer vicrbäudiger Roman gedruckt. Ein nicht<lb/> uninteressantes Buch ist: Der frühere Adel und der jetzige, vom Gras Zeller, ei¬<lb/> nem Deutschen, der in französischer Sprache schreibt.- Der Pilger in drei Bänden<lb/> von Vicomte D'Arlincourt ist unter der Presse. Dieses Buch wird viel Aussehen<lb/> und Aergerniß erregen. Der Versasser ist bekanntlich Legitimist und der Gegenstand<lb/> desselben ist eine Wallfahrt zu dem bourbonischen Prätendenten, 'der in Kurzem mit<lb/> der Prinzessin Olga sich vermählen soll. Ich habe in einer Gesellschaft den Ver¬<lb/> fasser ein Bruchstück daraus vorlesen hören s die Ankunft in Kirchberg Z, welches<lb/> ganz prächtig geschrieben ist. Aber mit Ausnahme der trefflichen Schilderungen der<lb/> stevrischen Landschaft sind die Empfindungen faustdick mit Schminke überlade!?. DciS<lb/> wichtigste Buch der ganzen Jahreszeit ist die Fortsetzung des vletiniin-vn-e ne l'^-<lb/> o->,-l6>n! c, welche bei Didot unter dem Titel La»plöinv»kein Nietinnnnire <ki!<lb/> cnclemi-: rr-vn^et!»-! erschienen ist. Während das eigentliche Dictionnaire sich nur<lb/> auf die literarische Sprache beschränkt, d. h. auf die, welche die Academie sanctio-<lb/> nirt hat, enthält das Compl-unent über 114,000 Worte scientifischer, technologischer<lb/> Art, nebst solchen, welche theils veraltet sind, und theils als unsanctionirte Neue¬<lb/> rungen betrachtet werden. Es ist dies gewissermaßen eine Vorstadt außerhalb der<lb/> Barrieren, deren Einwohner keine Stadtbürger sind, die aber nichtsdestoweniger des<lb/> Tags über auf allen Straßen der Hauptstadt angetroffen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1143" next="#ID_1144"> Unter den hiesigen deutschen Literaten — und Sie wissen, wir haben eine<lb/> starke Schwadron hier liegen — trägt man sich mit dem Gerücht, Gutzkow werde-<lb/> im Laufe dieses Monats eintreffen, und eine Zeitlang hier verweilen, um die Thea¬<lb/> ter zu studieren. In der Praxis läßt sich hier viel lernen, aber die Poesie kann</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0292]
Mhc Conversation nagt. Dumas ist den Morgen nach der ersten Aufführung nach
Italien abgereist, um dort unter Citronenbänmcn und süßem Himmel der bitteren
Pille zu vergessen. Das Interesse für Dumas' ist ganz abgekühlt. Die Vielschrei«
berci dieses Mannes hat seinen Ruinen abgenutzt, eS ist ein abgestandenes Neno-
mee. Victor Hugo hingegen bleibt noch immer eine wichtige Pcrsonago, um den
nvmcher literarische Streit durchgefochten wird, und grade wie man in Deutschland
Hegelianer und Hegclingcn hat, haben wir hier Hugopbilcn und Hugophobcn. In
den letzten Tagen beschäftigen sich die Journale mit Angriffen, Neplicmen und Con-
trerepliqucn, mit welchen die Freunde und Feinde Hugo'S gegeneinander zu Felde
ziehen. Dieser FroschmciuSler Krieg dreht sich um ein Citat ans dein Horaz, wel¬
ches Hugo in seinem letzten Buch gebraucht, und worin aus eine kleine Stadt Ita¬
liens angespielt wird, welche der Verfasser Asculum nannte. Die Hugophobcn be¬
haupten nun, der Dichter des Hernani sei ein vollständiger Ignorant, da es ni-
ein ASculmn gegeben, sondern der wahre Name jener Stadt sei vo^ullwtioui,-.
Die Hugophtlen ihrerseits bestehen hartnäckig daraus, daß dieses ASculum durchaus
und ausschließlich das Recht habe, eine kleine römische Stadt gewesen zu sein, wäh¬
rend die Existenz der Ve-xuotutic^in nichts anderes als ein von der Polizei ausge¬
sprengtes Gerücht sei. - ...
Der Buchhandel hat sich in neuester Zeit wieder etwas erholt, und die Schrift«
steiler,'die bisher ihre Romane in den Feuilletons der Journale abdrucken ließen,
stellen sich mit ihren Manuscripten wieder häufiger ein. Von Eugene Sue, von
dem kaum der in äußerlicher wie in innerlicher Beziehung furchtbare Roman Ma¬
thilde erschienen ist, wird bereits ein neuer vicrbäudiger Roman gedruckt. Ein nicht
uninteressantes Buch ist: Der frühere Adel und der jetzige, vom Gras Zeller, ei¬
nem Deutschen, der in französischer Sprache schreibt.- Der Pilger in drei Bänden
von Vicomte D'Arlincourt ist unter der Presse. Dieses Buch wird viel Aussehen
und Aergerniß erregen. Der Versasser ist bekanntlich Legitimist und der Gegenstand
desselben ist eine Wallfahrt zu dem bourbonischen Prätendenten, 'der in Kurzem mit
der Prinzessin Olga sich vermählen soll. Ich habe in einer Gesellschaft den Ver¬
fasser ein Bruchstück daraus vorlesen hören s die Ankunft in Kirchberg Z, welches
ganz prächtig geschrieben ist. Aber mit Ausnahme der trefflichen Schilderungen der
stevrischen Landschaft sind die Empfindungen faustdick mit Schminke überlade!?. DciS
wichtigste Buch der ganzen Jahreszeit ist die Fortsetzung des vletiniin-vn-e ne l'^-
o->,-l6>n! c, welche bei Didot unter dem Titel La»plöinv»kein Nietinnnnire <ki!
cnclemi-: rr-vn^et!»-! erschienen ist. Während das eigentliche Dictionnaire sich nur
auf die literarische Sprache beschränkt, d. h. auf die, welche die Academie sanctio-
nirt hat, enthält das Compl-unent über 114,000 Worte scientifischer, technologischer
Art, nebst solchen, welche theils veraltet sind, und theils als unsanctionirte Neue¬
rungen betrachtet werden. Es ist dies gewissermaßen eine Vorstadt außerhalb der
Barrieren, deren Einwohner keine Stadtbürger sind, die aber nichtsdestoweniger des
Tags über auf allen Straßen der Hauptstadt angetroffen werden.
Unter den hiesigen deutschen Literaten — und Sie wissen, wir haben eine
starke Schwadron hier liegen — trägt man sich mit dem Gerücht, Gutzkow werde-
im Laufe dieses Monats eintreffen, und eine Zeitlang hier verweilen, um die Thea¬
ter zu studieren. In der Praxis läßt sich hier viel lernen, aber die Poesie kann
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