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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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wurden die jetzige Burgundische Bibliothek, die ein Staatseigenthum ist.
Seitdem hat sie keine weiteren Schicksale erlebt, als daß ihr und dem
Palast des Museums durch eine Nachlässigkeit der Dachdecker im März
des Jahres 1326 eine neue Feuersgefahr drohte, die aber glücklicher
Weise ohne Verlust vorüberging.

Dies war das letzte Ereigniß von einiger Wichtigkeit, das die An¬
nalen der Burgundischen Bibliothek einzutragen hatten. Die alte Bü¬
cherei Philipps des Guten hat, wie man sieht, viel Revolutionen mit
durchgemacht:---von ihren Eigenthümern verkauft, dann vom Feuer ver¬
wüstet, dann zwei Mal durch das Recht des Stärkeren geplündert und
zwei Mal zurückerstattet. Es scheint uns daher Nichts so wunderbar
zu sein, als daß sie trotz dieser traurigen Verwüstungen noch so viele
ihrer ersten Gründung ungehörige Bände besitzt.

Wir wollen nun schließlich noch eine bibliographische Geschichte
dieser Bibliothek geben. > '

Der schon erwähnte Herr von Laserna Santcmder, der von 17S5
bis 1811 das Amt des Ober-Bibliothekars der Brüsseler Bibliotheken
bekleidete, hat im Jahr 1809 ein jetzt überaus selten gewordenes Werk¬
chen veröffentlicht, das voll merkwürdiger historischer wie bibliographischer
Notizen über die Burgundische Bibliothek ist. Der Titel des Werkes
ist: "Nvinoii'v jüstoricsuo für 1s IiidliotlteHue eine 6e Lourg'og'iio";
es geht bis 17S8. Als Fortsetzung und Vervollständigung dieses Buchs
ist nun in neuerer Zeit (^1840) erschienen: Wstolre clesDibllotKe^usf
xubÜM"s ac la VelZiHue N. IVswur: (Vom. 4. WMochK-
czuok alö Vi'uxollos.) Der Versasser dieses Werkes^ Bibliothekar der-
Königlichen Bibliothek, behandelt in der ersten Abtheilung seines Buchs
die Burgundische Bibliothek und von dem Laserna'schen Werke ausgehend
vervollständigt er es in vielen Einzelnheiten und giebt dem Text wieder
Stücke, die sein Vorgänger nur erwähnt hatte; das Buch geht übrigens
bis aus unsere Zeit. Außerdem enthält auch folgendes Werk: Vocu^
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Vwsji, manche schätzenswerthe Notiz uber^ die Burgundische Tu>
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Wir selbst werden vielleicht späterhin in einem Weiten bibllSM?-
phischer. Artikel über die andern, Bibliotheken, sowohl Brüssels als Bel¬
giens überhaupt, unsern deutschen Lesern das Jnteressanteste zusammenzu¬
stellen versuchen. _^


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wurden die jetzige Burgundische Bibliothek, die ein Staatseigenthum ist.
Seitdem hat sie keine weiteren Schicksale erlebt, als daß ihr und dem
Palast des Museums durch eine Nachlässigkeit der Dachdecker im März
des Jahres 1326 eine neue Feuersgefahr drohte, die aber glücklicher
Weise ohne Verlust vorüberging.

Dies war das letzte Ereigniß von einiger Wichtigkeit, das die An¬
nalen der Burgundischen Bibliothek einzutragen hatten. Die alte Bü¬
cherei Philipps des Guten hat, wie man sieht, viel Revolutionen mit
durchgemacht:-—von ihren Eigenthümern verkauft, dann vom Feuer ver¬
wüstet, dann zwei Mal durch das Recht des Stärkeren geplündert und
zwei Mal zurückerstattet. Es scheint uns daher Nichts so wunderbar
zu sein, als daß sie trotz dieser traurigen Verwüstungen noch so viele
ihrer ersten Gründung ungehörige Bände besitzt.

Wir wollen nun schließlich noch eine bibliographische Geschichte
dieser Bibliothek geben. > '

Der schon erwähnte Herr von Laserna Santcmder, der von 17S5
bis 1811 das Amt des Ober-Bibliothekars der Brüsseler Bibliotheken
bekleidete, hat im Jahr 1809 ein jetzt überaus selten gewordenes Werk¬
chen veröffentlicht, das voll merkwürdiger historischer wie bibliographischer
Notizen über die Burgundische Bibliothek ist. Der Titel des Werkes
ist: „Nvinoii'v jüstoricsuo für 1s IiidliotlteHue eine 6e Lourg'og'iio";
es geht bis 17S8. Als Fortsetzung und Vervollständigung dieses Buchs
ist nun in neuerer Zeit (^1840) erschienen: Wstolre clesDibllotKe^usf
xubÜM«s ac la VelZiHue N. IVswur: (Vom. 4. WMochK-
czuok alö Vi'uxollos.) Der Versasser dieses Werkes^ Bibliothekar der-
Königlichen Bibliothek, behandelt in der ersten Abtheilung seines Buchs
die Burgundische Bibliothek und von dem Laserna'schen Werke ausgehend
vervollständigt er es in vielen Einzelnheiten und giebt dem Text wieder
Stücke, die sein Vorgänger nur erwähnt hatte; das Buch geht übrigens
bis aus unsere Zeit. Außerdem enthält auch folgendes Werk: Vocu^
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Wir selbst werden vielleicht späterhin in einem Weiten bibllSM?-
phischer. Artikel über die andern, Bibliotheken, sowohl Brüssels als Bel¬
giens überhaupt, unsern deutschen Lesern das Jnteressanteste zusammenzu¬
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/250>, abgerufen am 22.12.2024.