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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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sei; solange man nämlich die Gegensätze des Classischen nud Romanti¬
schen, des Antiken und Modernen, im Nmsonnement festhielt. Aesthe¬
tiker und Literarhistoriker pflegten dann, kamen sie in ihren Darlegun- ,
gen auf die Behandlung des Häßlichen in 'der Kunst, auf Thersites in
der Jliade zu sprechen, um es zu bestätigen, de-.ß das Häßliche eigentlich
gar keine Gegenständlichkeit für die beschreibende Kunst sein dürfe, wie
in der ganzen weiten Gallerie homerischer Gestalten nur diese Eine Un-
form von- Persönlichkeit.? anzutreffen- sei/ und der Dichter''nach' seinem
großen Naturinstinct in Zeichnung dieses einzigen Häßlichen unter seinen
Kindern mit einer naiven' Mchtigkeit sich' abgefunden habe. Philoktet
in der Sophokleischen Tragödie-, -wurde-dann wohl weiter raisonnirt,
habe eine körperliche Unschönheit, ein lazarethmaßigcs,, Uebel an den
Fußen, nur als 'LüßeM'Motiv- züM'Seelenfchme'r^,' und zum morali¬
schen Unglück, als dem eigentlichen Inhalt des Stückes. Im Ganzen
aber mußte man natürlich dabei bleiben, daß die antike Poesie, schon
nus Verwandtschaft- mit dem Jdcalschöncn der plastischen Kunst, das
Häßliche, nicht indem-Bereich -ihrer DarstMarkeitcnigezogcn'chabe.. Erst
die Poesie,moderner>RWantik, .hie nach,dewc.Zerstören aller,,sinnlichen
HMnonie -tiefer M.d-^eigeMniget> - ist Me.^UonanM des Menfchenle-.
ven^ griff^ha^M.^stiMfWl menschlicher/Geburt?,das^ Siegel ^-einer
geistigen, Gewalt -gedruckt, .vor der )vir^ wenigstens/ staunen^,i Shakspea-^
re's. gehöckerter- -Mchard jhe.Mus-Atze hindurch - der .Held, eines ..tragischen
Spiels. .AX^.-)HM'Hat>-een-MmMsches Gelüst, nach KönigkvWen, er
ist Mlange,und.Tiger,-in Ejner Person, er -ist geistig ^sy' häßlich-w'le,^
körperlich;- aber-^die MaG.des' Geistes, soll ^Ksi äußere,und,iniier,e Mi߬
form, seines..WeW MchiM, Md hinwegsehen. iibcx die Häßlichkeit,
die -ohne,,den Halse,^der- sie . hebt und?beflügelte immer, zur "'pe-Msdre'
bleibt. ^ Und bet alle dein ist dieser Shakspearcsche Versuch, die Scheu߬
lichkeit, zur., GeisteM-oße! zu ergeben, ein, verfehlter,,;^da,6, Drama H in
seiner Wage WiefMd-.,kgM,M'es,.die Gewalt der Charakteristik, diesen
HaM^Ger.MK. ziz jjmM- harmonischen Ausgleich bringen,,, den, dn.
ächte Werk ier'-MM Me M^bezNM D.le, HMchkck^ des Geists,und,
Leibes, .kann. es nicht zu..der Höhe bringen^,-. ,die.wir,K'/die?Glorie des .
rein Tragischen verlangen. Nach meinem Gefühl leidet auch die,,Tra-,
Zödie..OKello an-Mein,; Wagniß, /das,,Häßliche/ zu /adelst^,.so,,daß es
ein^ Träger ^es;.Kann'ntexesses werde,^ Für die äußere, Häßlichkeit des-,
MHren/ist/,sei^ ,-Täubchc,us j
Dcsde>in),na>-deren Aussage der Dichter- sogar vor Gy-fest,.Mecntilirtnrid


sei; solange man nämlich die Gegensätze des Classischen nud Romanti¬
schen, des Antiken und Modernen, im Nmsonnement festhielt. Aesthe¬
tiker und Literarhistoriker pflegten dann, kamen sie in ihren Darlegun- ,
gen auf die Behandlung des Häßlichen in 'der Kunst, auf Thersites in
der Jliade zu sprechen, um es zu bestätigen, de-.ß das Häßliche eigentlich
gar keine Gegenständlichkeit für die beschreibende Kunst sein dürfe, wie
in der ganzen weiten Gallerie homerischer Gestalten nur diese Eine Un-
form von- Persönlichkeit.? anzutreffen- sei/ und der Dichter''nach' seinem
großen Naturinstinct in Zeichnung dieses einzigen Häßlichen unter seinen
Kindern mit einer naiven' Mchtigkeit sich' abgefunden habe. Philoktet
in der Sophokleischen Tragödie-, -wurde-dann wohl weiter raisonnirt,
habe eine körperliche Unschönheit, ein lazarethmaßigcs,, Uebel an den
Fußen, nur als 'LüßeM'Motiv- züM'Seelenfchme'r^,' und zum morali¬
schen Unglück, als dem eigentlichen Inhalt des Stückes. Im Ganzen
aber mußte man natürlich dabei bleiben, daß die antike Poesie, schon
nus Verwandtschaft- mit dem Jdcalschöncn der plastischen Kunst, das
Häßliche, nicht indem-Bereich -ihrer DarstMarkeitcnigezogcn'chabe.. Erst
die Poesie,moderner>RWantik, .hie nach,dewc.Zerstören aller,,sinnlichen
HMnonie -tiefer M.d-^eigeMniget> - ist Me.^UonanM des Menfchenle-.
ven^ griff^ha^M.^stiMfWl menschlicher/Geburt?,das^ Siegel ^-einer
geistigen, Gewalt -gedruckt, .vor der )vir^ wenigstens/ staunen^,i Shakspea-^
re's. gehöckerter- -Mchard jhe.Mus-Atze hindurch - der .Held, eines ..tragischen
Spiels. .AX^.-)HM'Hat>-een-MmMsches Gelüst, nach KönigkvWen, er
ist Mlange,und.Tiger,-in Ejner Person, er -ist geistig ^sy' häßlich-w'le,^
körperlich;- aber-^die MaG.des' Geistes, soll ^Ksi äußere,und,iniier,e Mi߬
form, seines..WeW MchiM, Md hinwegsehen. iibcx die Häßlichkeit,
die -ohne,,den Halse,^der- sie . hebt und?beflügelte immer, zur «'pe-Msdre'
bleibt. ^ Und bet alle dein ist dieser Shakspearcsche Versuch, die Scheu߬
lichkeit, zur., GeisteM-oße! zu ergeben, ein, verfehlter,,;^da,6, Drama H in
seiner Wage WiefMd-.,kgM,M'es,.die Gewalt der Charakteristik, diesen
HaM^Ger.MK. ziz jjmM- harmonischen Ausgleich bringen,,, den, dn.
ächte Werk ier'-MM Me M^bezNM D.le, HMchkck^ des Geists,und,
Leibes, .kann. es nicht zu..der Höhe bringen^,-. ,die.wir,K'/die?Glorie des .
rein Tragischen verlangen. Nach meinem Gefühl leidet auch die,,Tra-,
Zödie..OKello an-Mein,; Wagniß, /das,,Häßliche/ zu /adelst^,.so,,daß es
ein^ Träger ^es;.Kann'ntexesses werde,^ Für die äußere, Häßlichkeit des-,
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[0174] sei; solange man nämlich die Gegensätze des Classischen nud Romanti¬ schen, des Antiken und Modernen, im Nmsonnement festhielt. Aesthe¬ tiker und Literarhistoriker pflegten dann, kamen sie in ihren Darlegun- , gen auf die Behandlung des Häßlichen in 'der Kunst, auf Thersites in der Jliade zu sprechen, um es zu bestätigen, de-.ß das Häßliche eigentlich gar keine Gegenständlichkeit für die beschreibende Kunst sein dürfe, wie in der ganzen weiten Gallerie homerischer Gestalten nur diese Eine Un- form von- Persönlichkeit.? anzutreffen- sei/ und der Dichter''nach' seinem großen Naturinstinct in Zeichnung dieses einzigen Häßlichen unter seinen Kindern mit einer naiven' Mchtigkeit sich' abgefunden habe. Philoktet in der Sophokleischen Tragödie-, -wurde-dann wohl weiter raisonnirt, habe eine körperliche Unschönheit, ein lazarethmaßigcs,, Uebel an den Fußen, nur als 'LüßeM'Motiv- züM'Seelenfchme'r^,' und zum morali¬ schen Unglück, als dem eigentlichen Inhalt des Stückes. Im Ganzen aber mußte man natürlich dabei bleiben, daß die antike Poesie, schon nus Verwandtschaft- mit dem Jdcalschöncn der plastischen Kunst, das Häßliche, nicht indem-Bereich -ihrer DarstMarkeitcnigezogcn'chabe.. Erst die Poesie,moderner>RWantik, .hie nach,dewc.Zerstören aller,,sinnlichen HMnonie -tiefer M.d-^eigeMniget> - ist Me.^UonanM des Menfchenle-. ven^ griff^ha^M.^stiMfWl menschlicher/Geburt?,das^ Siegel ^-einer geistigen, Gewalt -gedruckt, .vor der )vir^ wenigstens/ staunen^,i Shakspea-^ re's. gehöckerter- -Mchard jhe.Mus-Atze hindurch - der .Held, eines ..tragischen Spiels. .AX^.-)HM'Hat>-een-MmMsches Gelüst, nach KönigkvWen, er ist Mlange,und.Tiger,-in Ejner Person, er -ist geistig ^sy' häßlich-w'le,^ körperlich;- aber-^die MaG.des' Geistes, soll ^Ksi äußere,und,iniier,e Mi߬ form, seines..WeW MchiM, Md hinwegsehen. iibcx die Häßlichkeit, die -ohne,,den Halse,^der- sie . hebt und?beflügelte immer, zur «'pe-Msdre' bleibt. ^ Und bet alle dein ist dieser Shakspearcsche Versuch, die Scheu߬ lichkeit, zur., GeisteM-oße! zu ergeben, ein, verfehlter,,;^da,6, Drama H in seiner Wage WiefMd-.,kgM,M'es,.die Gewalt der Charakteristik, diesen HaM^Ger.MK. ziz jjmM- harmonischen Ausgleich bringen,,, den, dn. ächte Werk ier'-MM Me M^bezNM D.le, HMchkck^ des Geists,und, Leibes, .kann. es nicht zu..der Höhe bringen^,-. ,die.wir,K'/die?Glorie des . rein Tragischen verlangen. Nach meinem Gefühl leidet auch die,,Tra-, Zödie..OKello an-Mein,; Wagniß, /das,,Häßliche/ zu /adelst^,.so,,daß es ein^ Träger ^es;.Kann'ntexesses werde,^ Für die äußere, Häßlichkeit des-, MHren/ist/,sei^ ,-Täubchc,us j Dcsde>in),na>-deren Aussage der Dichter- sogar vor Gy-fest,.Mecntilirtnrid

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/174>, abgerufen am 22.12.2024.