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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Laube's Lustspiel Rococo wird in Dresden aufgeführt. Ob es wie die wiener
Posse von Bciuerle deutsche oder französische "alte Herren," altes Deutschland oder
altes Frankreich zum Inhalt hat, ist uns unbekannt. Sein Monaldcschi wird in
Dresden ohne deu vierten Akt, hier mit demselben gegeben. Kühne hat eine Tra¬
gödie an die deutschen Bühnen versendet, Jscmra betitelt. Auch Marggre.ff und
Willkomm sind wieder mit dramatischen Produktionen beschäftigt. In Berlin gibt
man Werber's Columbus, -den-die, Kritik der eleganten Zeitung, der deutschen
Jahrbücher und des Piloten übertrieben verdammen, während die Berliner, we¬
nigstens in einigen Kreisen, ihn übertrieben erheben. Von Friedrich von Heyden,
dem Novellisten, Regierungsrath in Breslau, wird in Berlin ein Drama "Na¬
dir?" einstudiert. Glück auf! deutscher Fleiß.


--n.


. . Nolet D", Brauwerk.

Daß'die, ssamändischc Sprache nicht des Wohlklangs entbehrt, sondern unter
der Behandlung, eines gewandten Poeten, Reim'und Schmelz, gleich jeder anderen
cultivirten Sprache gewinnen kann, dafür erhielten wir einen neuen Beweis durch'
das Epos - "Ambiorix" von Nolet De Brauwere. Schöne kräftige, Verse!
Der zarten-Empfindung fehlt nirgends der zarte, Ausbruch dem ^geharnischten Ge¬
danken nirgends das, geharnischte lWvrt. 'Nolet de Brauwere ist einer der, begab"
echten^unter den/lüngeren^flamändischen Poeten; obschon er mehr der "holländischen
Richtung, huldigt. ' ' DM ergibt, sich schon aus der Wahl seines Stoffes, welcher
der römischen Zeit angehört. Die, Vorliebe der Holländer für den Classicismus
ist für den"'Aufschwung der niederländischen, Literatur el"' Bleigewicht, namentlich
für die-Flamänvcr, deren ganze Geschichte und Volksthümlichkeit im, Mittelalter,
im Romanticismus'.'steht. Wenn, wir für Nolet de Brauwere einen Pendant in
der deutschen Literatur nennen, sollen, so möchten wir ans Alringcr hinweisen..


Die Wiener Briefe in der AuoSburner Allgemeinen ZeituUA.

" Oesterreich ist wie.ein großes, stilles Merz ,dgS kleinste, S..)iffchen, das,-sich
auf seiner,Oberfläche, zeigt/ Zieht aller Augen,'auf,sich. Die Stimmen,aus^Oester-
reich.'find so selten,, d"K wenn eine sich hören läßt) alle Wcstchinhorcht. Dieß sollte
der Verfasser!Stuer Briefe bedenken, und sein.Geschäft gewissenhafter und weniger
willkühr.lich '>und-MHtlmniger verrichten. Die allgemeine Zeitung bringt selten Aus¬
führliches^,ü,her Oesterreichs wenn, es ein Mal geschieht/ so-Mte dieß nicht im Fcuil-
letonistenstple-und in Feuilletonspxüngen geschehen-,,, sondern.mit ruhiger Umsicht. Jelde
Briefe tauchen mir-von Zeit z"'Zeit-auf, -und sie haben in ihren'langen Zwischen-


Laube's Lustspiel Rococo wird in Dresden aufgeführt. Ob es wie die wiener
Posse von Bciuerle deutsche oder französische »alte Herren," altes Deutschland oder
altes Frankreich zum Inhalt hat, ist uns unbekannt. Sein Monaldcschi wird in
Dresden ohne deu vierten Akt, hier mit demselben gegeben. Kühne hat eine Tra¬
gödie an die deutschen Bühnen versendet, Jscmra betitelt. Auch Marggre.ff und
Willkomm sind wieder mit dramatischen Produktionen beschäftigt. In Berlin gibt
man Werber's Columbus, -den-die, Kritik der eleganten Zeitung, der deutschen
Jahrbücher und des Piloten übertrieben verdammen, während die Berliner, we¬
nigstens in einigen Kreisen, ihn übertrieben erheben. Von Friedrich von Heyden,
dem Novellisten, Regierungsrath in Breslau, wird in Berlin ein Drama „Na¬
dir?" einstudiert. Glück auf! deutscher Fleiß.


—n.


. . Nolet D«, Brauwerk.

Daß'die, ssamändischc Sprache nicht des Wohlklangs entbehrt, sondern unter
der Behandlung, eines gewandten Poeten, Reim'und Schmelz, gleich jeder anderen
cultivirten Sprache gewinnen kann, dafür erhielten wir einen neuen Beweis durch'
das Epos - „Ambiorix" von Nolet De Brauwere. Schöne kräftige, Verse!
Der zarten-Empfindung fehlt nirgends der zarte, Ausbruch dem ^geharnischten Ge¬
danken nirgends das, geharnischte lWvrt. 'Nolet de Brauwere ist einer der, begab«
echten^unter den/lüngeren^flamändischen Poeten; obschon er mehr der "holländischen
Richtung, huldigt. ' ' DM ergibt, sich schon aus der Wahl seines Stoffes, welcher
der römischen Zeit angehört. Die, Vorliebe der Holländer für den Classicismus
ist für den«'Aufschwung der niederländischen, Literatur el»' Bleigewicht, namentlich
für die-Flamänvcr, deren ganze Geschichte und Volksthümlichkeit im, Mittelalter,
im Romanticismus'.'steht. Wenn, wir für Nolet de Brauwere einen Pendant in
der deutschen Literatur nennen, sollen, so möchten wir ans Alringcr hinweisen..


Die Wiener Briefe in der AuoSburner Allgemeinen ZeituUA.

„ Oesterreich ist wie.ein großes, stilles Merz ,dgS kleinste, S..)iffchen, das,-sich
auf seiner,Oberfläche, zeigt/ Zieht aller Augen,'auf,sich. Die Stimmen,aus^Oester-
reich.'find so selten,, d«K wenn eine sich hören läßt) alle Wcstchinhorcht. Dieß sollte
der Verfasser!Stuer Briefe bedenken, und sein.Geschäft gewissenhafter und weniger
willkühr.lich '>und-MHtlmniger verrichten. Die allgemeine Zeitung bringt selten Aus¬
führliches^,ü,her Oesterreichs wenn, es ein Mal geschieht/ so-Mte dieß nicht im Fcuil-
letonistenstple-und in Feuilletonspxüngen geschehen-,,, sondern.mit ruhiger Umsicht. Jelde
Briefe tauchen mir-von Zeit z»'Zeit-auf, -und sie haben in ihren'langen Zwischen-


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[0170] Laube's Lustspiel Rococo wird in Dresden aufgeführt. Ob es wie die wiener Posse von Bciuerle deutsche oder französische »alte Herren," altes Deutschland oder altes Frankreich zum Inhalt hat, ist uns unbekannt. Sein Monaldcschi wird in Dresden ohne deu vierten Akt, hier mit demselben gegeben. Kühne hat eine Tra¬ gödie an die deutschen Bühnen versendet, Jscmra betitelt. Auch Marggre.ff und Willkomm sind wieder mit dramatischen Produktionen beschäftigt. In Berlin gibt man Werber's Columbus, -den-die, Kritik der eleganten Zeitung, der deutschen Jahrbücher und des Piloten übertrieben verdammen, während die Berliner, we¬ nigstens in einigen Kreisen, ihn übertrieben erheben. Von Friedrich von Heyden, dem Novellisten, Regierungsrath in Breslau, wird in Berlin ein Drama „Na¬ dir?" einstudiert. Glück auf! deutscher Fleiß. —n. . . Nolet D«, Brauwerk. Daß'die, ssamändischc Sprache nicht des Wohlklangs entbehrt, sondern unter der Behandlung, eines gewandten Poeten, Reim'und Schmelz, gleich jeder anderen cultivirten Sprache gewinnen kann, dafür erhielten wir einen neuen Beweis durch' das Epos - „Ambiorix" von Nolet De Brauwere. Schöne kräftige, Verse! Der zarten-Empfindung fehlt nirgends der zarte, Ausbruch dem ^geharnischten Ge¬ danken nirgends das, geharnischte lWvrt. 'Nolet de Brauwere ist einer der, begab« echten^unter den/lüngeren^flamändischen Poeten; obschon er mehr der "holländischen Richtung, huldigt. ' ' DM ergibt, sich schon aus der Wahl seines Stoffes, welcher der römischen Zeit angehört. Die, Vorliebe der Holländer für den Classicismus ist für den«'Aufschwung der niederländischen, Literatur el»' Bleigewicht, namentlich für die-Flamänvcr, deren ganze Geschichte und Volksthümlichkeit im, Mittelalter, im Romanticismus'.'steht. Wenn, wir für Nolet de Brauwere einen Pendant in der deutschen Literatur nennen, sollen, so möchten wir ans Alringcr hinweisen.. Die Wiener Briefe in der AuoSburner Allgemeinen ZeituUA. „ Oesterreich ist wie.ein großes, stilles Merz ,dgS kleinste, S..)iffchen, das,-sich auf seiner,Oberfläche, zeigt/ Zieht aller Augen,'auf,sich. Die Stimmen,aus^Oester- reich.'find so selten,, d«K wenn eine sich hören läßt) alle Wcstchinhorcht. Dieß sollte der Verfasser!Stuer Briefe bedenken, und sein.Geschäft gewissenhafter und weniger willkühr.lich '>und-MHtlmniger verrichten. Die allgemeine Zeitung bringt selten Aus¬ führliches^,ü,her Oesterreichs wenn, es ein Mal geschieht/ so-Mte dieß nicht im Fcuil- letonistenstple-und in Feuilletonspxüngen geschehen-,,, sondern.mit ruhiger Umsicht. Jelde Briefe tauchen mir-von Zeit z»'Zeit-auf, -und sie haben in ihren'langen Zwischen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/170>, abgerufen am 30.06.2024.