Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

Bild:
<< vorherige Seite

Es -beweist nichts als daß der Kaiser von Rußland mit seiner Ar¬
mee von 800000 Mann, -- etwas mehr oder weniger thut nichts zur
Sache, -- daß der Kaiser von Nußland, der nordische Coloß, in
seiner Eigenschaft als Erbe seines Bruders Alexander, um sein Mi߬
vergnügen kund zu geben, nichts thun kann, als einigen kleinen Scha¬
bernack zu spielen, das beweist ferner, daß man trotz einer Armee von
600000 Mann nicht eine militärische Macht erster Ordnung sein muß,
wenn man sie aus einem zwar ungeheuren, aber aus heterogenen, schlecht
verbundenen Elementen bestehenden Reiche aussucht. Die Ereignisse ha¬
ben dieß wohl klar genug bewiesen. Nußland bedürfte zweier Jahre
und zweier Feldzüge, um die türkische Macht niederzuringen, um das zu
thun, was der Pascha von Aegypten in einigen Wochen leichtw.'g fertig
gebracht hätte, wenn ihn die europäischen Mächte hätten gehen lassen.
Nußland bedürfte auch zweier Jahre und fast auch zweier Feldzüge um
40000 Polen zu besiegen; Rußland endlich müht sich seit einer Reihe
von Jahren in ohnmächtigen Anstrengungen ab, um die wilden Bevöl¬
kerungen des Caucasus zu unterwerfen, und es hat noch nicht den ge¬
ringsten glücklichen Erfolg errungen"

^ Aber der nordische Kaiser, der Massen von riesigen Reiterschaaren
befehligt, der Revüen von 100000 Mann vornimmt, der seine Soldaten
.nicht mehr zählt, setzt seine Eigenschaft als Coloß sonderbar auf's Spiel,
wenn er sein Mißvergnügen ausspricht, die thatsächlichen Bezeugungen
desselben aber nur in Schmollereien bestehen läßt; er zeigt damit deut¬
lich, daß er nur unter denselben Bedingungen, wie sein Bruder, Coloß
sein kann, d. h. wenn England, oder richtiger noch, wenn Oesterreich
and Preußen ihre Macht und vor allem Hre Einwilligung dazu her¬
geben. --




Es -beweist nichts als daß der Kaiser von Rußland mit seiner Ar¬
mee von 800000 Mann, — etwas mehr oder weniger thut nichts zur
Sache, — daß der Kaiser von Nußland, der nordische Coloß, in
seiner Eigenschaft als Erbe seines Bruders Alexander, um sein Mi߬
vergnügen kund zu geben, nichts thun kann, als einigen kleinen Scha¬
bernack zu spielen, das beweist ferner, daß man trotz einer Armee von
600000 Mann nicht eine militärische Macht erster Ordnung sein muß,
wenn man sie aus einem zwar ungeheuren, aber aus heterogenen, schlecht
verbundenen Elementen bestehenden Reiche aussucht. Die Ereignisse ha¬
ben dieß wohl klar genug bewiesen. Nußland bedürfte zweier Jahre
und zweier Feldzüge, um die türkische Macht niederzuringen, um das zu
thun, was der Pascha von Aegypten in einigen Wochen leichtw.'g fertig
gebracht hätte, wenn ihn die europäischen Mächte hätten gehen lassen.
Nußland bedürfte auch zweier Jahre und fast auch zweier Feldzüge um
40000 Polen zu besiegen; Rußland endlich müht sich seit einer Reihe
von Jahren in ohnmächtigen Anstrengungen ab, um die wilden Bevöl¬
kerungen des Caucasus zu unterwerfen, und es hat noch nicht den ge¬
ringsten glücklichen Erfolg errungen»

^ Aber der nordische Kaiser, der Massen von riesigen Reiterschaaren
befehligt, der Revüen von 100000 Mann vornimmt, der seine Soldaten
.nicht mehr zählt, setzt seine Eigenschaft als Coloß sonderbar auf's Spiel,
wenn er sein Mißvergnügen ausspricht, die thatsächlichen Bezeugungen
desselben aber nur in Schmollereien bestehen läßt; er zeigt damit deut¬
lich, daß er nur unter denselben Bedingungen, wie sein Bruder, Coloß
sein kann, d. h. wenn England, oder richtiger noch, wenn Oesterreich
and Preußen ihre Macht und vor allem Hre Einwilligung dazu her¬
geben. —




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0126" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267341"/>
          <p xml:id="ID_710"> Es -beweist nichts als daß der Kaiser von Rußland mit seiner Ar¬<lb/>
mee von 800000 Mann, &#x2014; etwas mehr oder weniger thut nichts zur<lb/>
Sache, &#x2014; daß der Kaiser von Nußland, der nordische Coloß, in<lb/>
seiner Eigenschaft als Erbe seines Bruders Alexander, um sein Mi߬<lb/>
vergnügen kund zu geben, nichts thun kann, als einigen kleinen Scha¬<lb/>
bernack zu spielen, das beweist ferner, daß man trotz einer Armee von<lb/>
600000 Mann nicht eine militärische Macht erster Ordnung sein muß,<lb/>
wenn man sie aus einem zwar ungeheuren, aber aus heterogenen, schlecht<lb/>
verbundenen Elementen bestehenden Reiche aussucht. Die Ereignisse ha¬<lb/>
ben dieß wohl klar genug bewiesen. Nußland bedürfte zweier Jahre<lb/>
und zweier Feldzüge, um die türkische Macht niederzuringen, um das zu<lb/>
thun, was der Pascha von Aegypten in einigen Wochen leichtw.'g fertig<lb/>
gebracht hätte, wenn ihn die europäischen Mächte hätten gehen lassen.<lb/>
Nußland bedürfte auch zweier Jahre und fast auch zweier Feldzüge um<lb/>
40000 Polen zu besiegen; Rußland endlich müht sich seit einer Reihe<lb/>
von Jahren in ohnmächtigen Anstrengungen ab, um die wilden Bevöl¬<lb/>
kerungen des Caucasus zu unterwerfen, und es hat noch nicht den ge¬<lb/>
ringsten glücklichen Erfolg errungen»</p><lb/>
          <p xml:id="ID_711"> ^ Aber der nordische Kaiser, der Massen von riesigen Reiterschaaren<lb/>
befehligt, der Revüen von 100000 Mann vornimmt, der seine Soldaten<lb/>
.nicht mehr zählt, setzt seine Eigenschaft als Coloß sonderbar auf's Spiel,<lb/>
wenn er sein Mißvergnügen ausspricht, die thatsächlichen Bezeugungen<lb/>
desselben aber nur in Schmollereien bestehen läßt; er zeigt damit deut¬<lb/>
lich, daß er nur unter denselben Bedingungen, wie sein Bruder, Coloß<lb/>
sein kann, d. h. wenn England, oder richtiger noch, wenn Oesterreich<lb/>
and Preußen ihre Macht und vor allem Hre Einwilligung dazu her¬<lb/>
geben. &#x2014;</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0126] Es -beweist nichts als daß der Kaiser von Rußland mit seiner Ar¬ mee von 800000 Mann, — etwas mehr oder weniger thut nichts zur Sache, — daß der Kaiser von Nußland, der nordische Coloß, in seiner Eigenschaft als Erbe seines Bruders Alexander, um sein Mi߬ vergnügen kund zu geben, nichts thun kann, als einigen kleinen Scha¬ bernack zu spielen, das beweist ferner, daß man trotz einer Armee von 600000 Mann nicht eine militärische Macht erster Ordnung sein muß, wenn man sie aus einem zwar ungeheuren, aber aus heterogenen, schlecht verbundenen Elementen bestehenden Reiche aussucht. Die Ereignisse ha¬ ben dieß wohl klar genug bewiesen. Nußland bedürfte zweier Jahre und zweier Feldzüge, um die türkische Macht niederzuringen, um das zu thun, was der Pascha von Aegypten in einigen Wochen leichtw.'g fertig gebracht hätte, wenn ihn die europäischen Mächte hätten gehen lassen. Nußland bedürfte auch zweier Jahre und fast auch zweier Feldzüge um 40000 Polen zu besiegen; Rußland endlich müht sich seit einer Reihe von Jahren in ohnmächtigen Anstrengungen ab, um die wilden Bevöl¬ kerungen des Caucasus zu unterwerfen, und es hat noch nicht den ge¬ ringsten glücklichen Erfolg errungen» ^ Aber der nordische Kaiser, der Massen von riesigen Reiterschaaren befehligt, der Revüen von 100000 Mann vornimmt, der seine Soldaten .nicht mehr zählt, setzt seine Eigenschaft als Coloß sonderbar auf's Spiel, wenn er sein Mißvergnügen ausspricht, die thatsächlichen Bezeugungen desselben aber nur in Schmollereien bestehen läßt; er zeigt damit deut¬ lich, daß er nur unter denselben Bedingungen, wie sein Bruder, Coloß sein kann, d. h. wenn England, oder richtiger noch, wenn Oesterreich and Preußen ihre Macht und vor allem Hre Einwilligung dazu her¬ geben. —

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/126
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/126>, abgerufen am 25.08.2024.