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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Händler erhält einen Rabatt'von 25 oder 33^3 Procent; aber ist Ih¬
nen denn gar nichts bekannt von den 7 pro 6, 13 pro 12 und 27 pro
24? -- Dieses Kauderwelsch, das zum Handwerk gehört, und wo¬
von Sie die unheilbringende Bedeutung nicht kennen, will so viel sa¬
gen , daß das glücklichste, was sür mich drauf stehen kann ist, daß ich
meine Bücher verkaufen kann für unter den Preis, oft ohne den be¬
stimmten Rabatt zu rechnen, so ungefähr wie man in früherer
Zeit die kleinen Pastetchen verkaufte aus Furcht, daß sie einem über dem
Hals blieben; das heißt nämlich, daß ich aufs Dutzend ein Exemplar
in den Kauf geben muß; je mehr man denn nimmt, je übertriebener
werden die Forderungen der Käufer, will ich also 24 absetzen, so muß
ich fürs nämliche Geld 27 Exemplare geben, und so steigt das Ver¬
hältniß von Dutzend zu Dutzend; ja ich kenne einen meiner Confrciter
Vcrlagsbändler, die auf 100 Exemplare 26 zugeben, während der ge¬
wöhnliche Rabatt darum nicht minder wird! -- Aber warum das? --
Weil bei der ganzen Sache nichts Bestimmtes ist, als meine bereits
gethane Auslagen; weil mit Hinsicht auf meinen Gewinn alles blos
problematisch ist.

Man ist in Deutschland gewöhnlich der Meinung, der französische
Verlagöhändler gebe seine Artikel nur auf feste Rechnung der Ssrti-
mentsbandlung und diese könne dieselben auf keinen Fall zurückgeben.
Dieß ist falsch. Auch in Paris wird viel u eanWon gegeben, das
heißt, daß sie nur die Exemplare zu bezahlen haben, welche
sie selbst wieder verkauft haben werden. Hat nun ein Buch keinen an¬
dern augenblicklichen Werth, als daß es zur Mode geworden, dann
behalten die Exemplare, welche man nach 5 oder K Monaten unverkauft
zurück giebt, nicht einmal den Werth als weißes Papier. Es sind
theure Kostgänger, für welche man wie in Deutschland noch die
Miethe in den Fächern' unserer Waarenlager oder Packhäuser bezahlen
muß. -- Woher kömmt es denn, daß ich immer von diesen oder je¬
nen Verlegern höre, daß sie erstaunliche Summen, 100, ISO, 20Vtau-
send Franken und mehr an einem einzigen Werke gewonnen haben?
Wie kömmt es endlich, daß man'in Paris mehre Buchhändler aufzählt,
die überaus reich sind? -- Auf diese beiden Punkten werde ich Ihnen
den Bescheid geben, daß Sie von äußerst seltenen Ausnahmen sprechen.
Nehmen Sie das Buchhändlcradrcßbuch von Schulz zur Hand, und
vergleichen Sie damit das L.rinn->ir" ein eammeroe von Didot. Wie
viel größer ist die Zahl der reichen deutschen Buchhändler als die der


Händler erhält einen Rabatt'von 25 oder 33^3 Procent; aber ist Ih¬
nen denn gar nichts bekannt von den 7 pro 6, 13 pro 12 und 27 pro
24? — Dieses Kauderwelsch, das zum Handwerk gehört, und wo¬
von Sie die unheilbringende Bedeutung nicht kennen, will so viel sa¬
gen , daß das glücklichste, was sür mich drauf stehen kann ist, daß ich
meine Bücher verkaufen kann für unter den Preis, oft ohne den be¬
stimmten Rabatt zu rechnen, so ungefähr wie man in früherer
Zeit die kleinen Pastetchen verkaufte aus Furcht, daß sie einem über dem
Hals blieben; das heißt nämlich, daß ich aufs Dutzend ein Exemplar
in den Kauf geben muß; je mehr man denn nimmt, je übertriebener
werden die Forderungen der Käufer, will ich also 24 absetzen, so muß
ich fürs nämliche Geld 27 Exemplare geben, und so steigt das Ver¬
hältniß von Dutzend zu Dutzend; ja ich kenne einen meiner Confrciter
Vcrlagsbändler, die auf 100 Exemplare 26 zugeben, während der ge¬
wöhnliche Rabatt darum nicht minder wird! — Aber warum das? —
Weil bei der ganzen Sache nichts Bestimmtes ist, als meine bereits
gethane Auslagen; weil mit Hinsicht auf meinen Gewinn alles blos
problematisch ist.

Man ist in Deutschland gewöhnlich der Meinung, der französische
Verlagöhändler gebe seine Artikel nur auf feste Rechnung der Ssrti-
mentsbandlung und diese könne dieselben auf keinen Fall zurückgeben.
Dieß ist falsch. Auch in Paris wird viel u eanWon gegeben, das
heißt, daß sie nur die Exemplare zu bezahlen haben, welche
sie selbst wieder verkauft haben werden. Hat nun ein Buch keinen an¬
dern augenblicklichen Werth, als daß es zur Mode geworden, dann
behalten die Exemplare, welche man nach 5 oder K Monaten unverkauft
zurück giebt, nicht einmal den Werth als weißes Papier. Es sind
theure Kostgänger, für welche man wie in Deutschland noch die
Miethe in den Fächern' unserer Waarenlager oder Packhäuser bezahlen
muß. — Woher kömmt es denn, daß ich immer von diesen oder je¬
nen Verlegern höre, daß sie erstaunliche Summen, 100, ISO, 20Vtau-
send Franken und mehr an einem einzigen Werke gewonnen haben?
Wie kömmt es endlich, daß man'in Paris mehre Buchhändler aufzählt,
die überaus reich sind? — Auf diese beiden Punkten werde ich Ihnen
den Bescheid geben, daß Sie von äußerst seltenen Ausnahmen sprechen.
Nehmen Sie das Buchhändlcradrcßbuch von Schulz zur Hand, und
vergleichen Sie damit das L.rinn->ir« ein eammeroe von Didot. Wie
viel größer ist die Zahl der reichen deutschen Buchhändler als die der


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[0114] Händler erhält einen Rabatt'von 25 oder 33^3 Procent; aber ist Ih¬ nen denn gar nichts bekannt von den 7 pro 6, 13 pro 12 und 27 pro 24? — Dieses Kauderwelsch, das zum Handwerk gehört, und wo¬ von Sie die unheilbringende Bedeutung nicht kennen, will so viel sa¬ gen , daß das glücklichste, was sür mich drauf stehen kann ist, daß ich meine Bücher verkaufen kann für unter den Preis, oft ohne den be¬ stimmten Rabatt zu rechnen, so ungefähr wie man in früherer Zeit die kleinen Pastetchen verkaufte aus Furcht, daß sie einem über dem Hals blieben; das heißt nämlich, daß ich aufs Dutzend ein Exemplar in den Kauf geben muß; je mehr man denn nimmt, je übertriebener werden die Forderungen der Käufer, will ich also 24 absetzen, so muß ich fürs nämliche Geld 27 Exemplare geben, und so steigt das Ver¬ hältniß von Dutzend zu Dutzend; ja ich kenne einen meiner Confrciter Vcrlagsbändler, die auf 100 Exemplare 26 zugeben, während der ge¬ wöhnliche Rabatt darum nicht minder wird! — Aber warum das? — Weil bei der ganzen Sache nichts Bestimmtes ist, als meine bereits gethane Auslagen; weil mit Hinsicht auf meinen Gewinn alles blos problematisch ist. Man ist in Deutschland gewöhnlich der Meinung, der französische Verlagöhändler gebe seine Artikel nur auf feste Rechnung der Ssrti- mentsbandlung und diese könne dieselben auf keinen Fall zurückgeben. Dieß ist falsch. Auch in Paris wird viel u eanWon gegeben, das heißt, daß sie nur die Exemplare zu bezahlen haben, welche sie selbst wieder verkauft haben werden. Hat nun ein Buch keinen an¬ dern augenblicklichen Werth, als daß es zur Mode geworden, dann behalten die Exemplare, welche man nach 5 oder K Monaten unverkauft zurück giebt, nicht einmal den Werth als weißes Papier. Es sind theure Kostgänger, für welche man wie in Deutschland noch die Miethe in den Fächern' unserer Waarenlager oder Packhäuser bezahlen muß. — Woher kömmt es denn, daß ich immer von diesen oder je¬ nen Verlegern höre, daß sie erstaunliche Summen, 100, ISO, 20Vtau- send Franken und mehr an einem einzigen Werke gewonnen haben? Wie kömmt es endlich, daß man'in Paris mehre Buchhändler aufzählt, die überaus reich sind? — Auf diese beiden Punkten werde ich Ihnen den Bescheid geben, daß Sie von äußerst seltenen Ausnahmen sprechen. Nehmen Sie das Buchhändlcradrcßbuch von Schulz zur Hand, und vergleichen Sie damit das L.rinn->ir« ein eammeroe von Didot. Wie viel größer ist die Zahl der reichen deutschen Buchhändler als die der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/114>, abgerufen am 23.07.2024.