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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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KarrS (xuSi-e.' gehen ihrem Tode entgegen. Die Partheilosigkeit KarrS macht
eben, daß ihn keine Parthei mehr liest. Karr vergißt Solon's politisches Gesetz,
das in einem Staate die Indifferenz bestraft. -- Man zahlt ihm eben wieder mit
derselben Münze.

Rossinis StnKat Mute,-, war cloln-ro--". Rossini hatte Recht mit dem Tell
aufzuhören, er wird nichts Besseres mehr komponiren. -- Es sind schöne Parthien
darin, das Ganze aber ist nichts weniger als religiös.

ES wimmelt hier in den hohen Gesellschaften von Ur. Ooall!"r-'le"'lix "°). Ein
Skandal dieser Art wird nächstens zur Publizität gebracht werden. Es handelt
sich von einem ministeriellen Drputlrten und einem Eheweib eines Gerichtspräsi¬
denten. -- --- <---

Herr Salvandy -- den ich noch kannte, ehe er Gras war--soll dem vor-
s-üre zufolge Herrn Duchatel Auftrag gegeben haben, ihm Alles per Telegraph
zu berichten, was in seinem Hause vorgehe. Zu Bayonne angelangt, überbrachte
ihm der Präfekt folgende Depesche: Ur. I" comte, Mack-nue vou8 k-ut L->--
inde-'rowxu xar 1e KrouUIar-?. -- Wüthend und traurig zugleich, wartete der Graf
besseres Wetter ab. Endlich nach vielem Fluchen und Donnern kam die Fortsetzung.
Sie lautete -- Mack"in" vous 5!>le co--Mi"!tre Hu'eUe Zi! ziorte Kien et I"
eul'unz nuzsi.

Traurig ist es zu bemerken, daß seit dem neuen Jahr sechs neue Theaterkritik
üenjournale hier entstanden. Angenehm jedoch zu erfahren, daß gewöhnlich sieben
dafür eingehen. . -

Die hiesigen Verwalter der verschiedenen Theater haben sich wirklich miteinan¬
der verabredet, um eine Coalition gegen die hohen Gehalte der Schauspieler zu ver¬
anstalten. Die Künstler werden sich ebenfalls koalissrcn. ES ist dasselbe Verhältniß
wie zwischen den Handwerkern und den Meistern. Bis jetzt hat man sich über diese
Sache geneckt, jetzt aber wird sie ernst. Sie werden sehen, die Kunst wird noch
zunftmäßig.

Die Physiologien auch sind alle mit den: neuen Jahre mit Tod abgegangen.
Die des Carnevals ist sehr traurig. Man belustigt sich jetzt hier auf polizeilichen
Befehl. Die Franzosen tanzen nicht mehr -- hingegi"- rauchen sie mit einer Wuth
die an'S Politische grenzt.





*) ITr. <um^>"r<I,:nu zu Deutsch: Hahncr -- ist der alte Miß, den die pariser Presse
immer von Neuem auftischt, wenn ihr sonst der Faden auSacht,

KarrS (xuSi-e.' gehen ihrem Tode entgegen. Die Partheilosigkeit KarrS macht
eben, daß ihn keine Parthei mehr liest. Karr vergißt Solon's politisches Gesetz,
das in einem Staate die Indifferenz bestraft. — Man zahlt ihm eben wieder mit
derselben Münze.

Rossinis StnKat Mute,-, war cloln-ro--». Rossini hatte Recht mit dem Tell
aufzuhören, er wird nichts Besseres mehr komponiren. — Es sind schöne Parthien
darin, das Ganze aber ist nichts weniger als religiös.

ES wimmelt hier in den hohen Gesellschaften von Ur. Ooall!»r-'le«'lix "°). Ein
Skandal dieser Art wird nächstens zur Publizität gebracht werden. Es handelt
sich von einem ministeriellen Drputlrten und einem Eheweib eines Gerichtspräsi¬
denten. — —- <---

Herr Salvandy — den ich noch kannte, ehe er Gras war—soll dem vor-
s-üre zufolge Herrn Duchatel Auftrag gegeben haben, ihm Alles per Telegraph
zu berichten, was in seinem Hause vorgehe. Zu Bayonne angelangt, überbrachte
ihm der Präfekt folgende Depesche: Ur. I« comte, Mack-nue vou8 k-ut L->--
inde-'rowxu xar 1e KrouUIar-?. — Wüthend und traurig zugleich, wartete der Graf
besseres Wetter ab. Endlich nach vielem Fluchen und Donnern kam die Fortsetzung.
Sie lautete — Mack»in« vous 5!>le co—Mi»!tre Hu'eUe Zi! ziorte Kien et I«
eul'unz nuzsi.

Traurig ist es zu bemerken, daß seit dem neuen Jahr sechs neue Theaterkritik
üenjournale hier entstanden. Angenehm jedoch zu erfahren, daß gewöhnlich sieben
dafür eingehen. . -

Die hiesigen Verwalter der verschiedenen Theater haben sich wirklich miteinan¬
der verabredet, um eine Coalition gegen die hohen Gehalte der Schauspieler zu ver¬
anstalten. Die Künstler werden sich ebenfalls koalissrcn. ES ist dasselbe Verhältniß
wie zwischen den Handwerkern und den Meistern. Bis jetzt hat man sich über diese
Sache geneckt, jetzt aber wird sie ernst. Sie werden sehen, die Kunst wird noch
zunftmäßig.

Die Physiologien auch sind alle mit den: neuen Jahre mit Tod abgegangen.
Die des Carnevals ist sehr traurig. Man belustigt sich jetzt hier auf polizeilichen
Befehl. Die Franzosen tanzen nicht mehr — hingegi"- rauchen sie mit einer Wuth
die an'S Politische grenzt.





*) ITr. <um^>»r<I,:nu zu Deutsch: Hahncr — ist der alte Miß, den die pariser Presse
immer von Neuem auftischt, wenn ihr sonst der Faden auSacht,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/106>, abgerufen am 23.07.2024.