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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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Briefe aus der böhmischen Hauptstadt.



Das deutsche und das böhmische Prag. -- Kaiserlich-Königlich. -- Wolfgang
Menzel., -- Provinzialgcist. -- Böhmen und Elsässer. -- Böhmische Na-
rionawühnc. -- Anschluß an den Zollverein. -- Der Herzog von Bor¬
deaux. -- Die Winke der Geschichte. --

Vielleicht findet der Leser die Aufschrift dieser Briefe etwas
pretentiös und gesucht. Warum nicht Briefe aus Prag? höre ich
fragen. Frei herausgesagt, weil Prag als deutsche, oder als öster¬
reichische Stadt, wenn man will, eine der monotonsten und trotz seiner
Hundert und zwanzig Tausend Einwohner eine der leersten Städte
ist, die in ihrer Stabilität wenig des Interessanten, Pulstrenden,
geistig Anregenden bietet. Darum sind die meisten deutschen Rei¬
senden, die über Prag geschrieben, selten über seine steinerne und
"aturhcrrliche Pracht hinausgekommen, sie haben von den Wundern
des HradschinS und der Brücke, der Moldauinseln und des Wische-
brads sich begeistern lassen, aber weiter hinaus reichte ihre Anschau¬
ung nicht; sie sahen und beschrieben das, was ein Reisender, der
zwei, drei Tage in einer Stadt sich aufhält, eben zu Gesichte be¬
kommt. -- Länger hier zu verweilen findet sich der Fremde nicht an¬
geregt, weil das Leben, die Gesellschaft ihm hier weit weniger An¬
ziehendes und Mannigfaltiges bietet, als viele andere deutsche
Städte, deren Einwohnerzahl kleiner ist, wie München, Dresden,
Leipzig, Cöln, Frankfurt a. M. u. s. w.z größerer, wie Wien,


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Briefe aus der böhmischen Hauptstadt.



Das deutsche und das böhmische Prag. — Kaiserlich-Königlich. — Wolfgang
Menzel., — Provinzialgcist. — Böhmen und Elsässer. — Böhmische Na-
rionawühnc. — Anschluß an den Zollverein. — Der Herzog von Bor¬
deaux. — Die Winke der Geschichte. —

Vielleicht findet der Leser die Aufschrift dieser Briefe etwas
pretentiös und gesucht. Warum nicht Briefe aus Prag? höre ich
fragen. Frei herausgesagt, weil Prag als deutsche, oder als öster¬
reichische Stadt, wenn man will, eine der monotonsten und trotz seiner
Hundert und zwanzig Tausend Einwohner eine der leersten Städte
ist, die in ihrer Stabilität wenig des Interessanten, Pulstrenden,
geistig Anregenden bietet. Darum sind die meisten deutschen Rei¬
senden, die über Prag geschrieben, selten über seine steinerne und
»aturhcrrliche Pracht hinausgekommen, sie haben von den Wundern
des HradschinS und der Brücke, der Moldauinseln und des Wische-
brads sich begeistern lassen, aber weiter hinaus reichte ihre Anschau¬
ung nicht; sie sahen und beschrieben das, was ein Reisender, der
zwei, drei Tage in einer Stadt sich aufhält, eben zu Gesichte be¬
kommt. — Länger hier zu verweilen findet sich der Fremde nicht an¬
geregt, weil das Leben, die Gesellschaft ihm hier weit weniger An¬
ziehendes und Mannigfaltiges bietet, als viele andere deutsche
Städte, deren Einwohnerzahl kleiner ist, wie München, Dresden,
Leipzig, Cöln, Frankfurt a. M. u. s. w.z größerer, wie Wien,


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[0497] Briefe aus der böhmischen Hauptstadt. Das deutsche und das böhmische Prag. — Kaiserlich-Königlich. — Wolfgang Menzel., — Provinzialgcist. — Böhmen und Elsässer. — Böhmische Na- rionawühnc. — Anschluß an den Zollverein. — Der Herzog von Bor¬ deaux. — Die Winke der Geschichte. — Vielleicht findet der Leser die Aufschrift dieser Briefe etwas pretentiös und gesucht. Warum nicht Briefe aus Prag? höre ich fragen. Frei herausgesagt, weil Prag als deutsche, oder als öster¬ reichische Stadt, wenn man will, eine der monotonsten und trotz seiner Hundert und zwanzig Tausend Einwohner eine der leersten Städte ist, die in ihrer Stabilität wenig des Interessanten, Pulstrenden, geistig Anregenden bietet. Darum sind die meisten deutschen Rei¬ senden, die über Prag geschrieben, selten über seine steinerne und »aturhcrrliche Pracht hinausgekommen, sie haben von den Wundern des HradschinS und der Brücke, der Moldauinseln und des Wische- brads sich begeistern lassen, aber weiter hinaus reichte ihre Anschau¬ ung nicht; sie sahen und beschrieben das, was ein Reisender, der zwei, drei Tage in einer Stadt sich aufhält, eben zu Gesichte be¬ kommt. — Länger hier zu verweilen findet sich der Fremde nicht an¬ geregt, weil das Leben, die Gesellschaft ihm hier weit weniger An¬ ziehendes und Mannigfaltiges bietet, als viele andere deutsche Städte, deren Einwohnerzahl kleiner ist, wie München, Dresden, Leipzig, Cöln, Frankfurt a. M. u. s. w.z größerer, wie Wien, 33

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/497>, abgerufen am 01.07.2024.