Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.Katholiken geblieben wären, sind durch diese Parteistreitigkeiten of¬ Sah ich doch bei einer Prozession in einer kleinen Stadt einen Mag man aber von dem Einflüsse der katholischen Priester Katholiken geblieben wären, sind durch diese Parteistreitigkeiten of¬ Sah ich doch bei einer Prozession in einer kleinen Stadt einen Mag man aber von dem Einflüsse der katholischen Priester <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0478" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267095"/> <p xml:id="ID_1313" prev="#ID_1312"> Katholiken geblieben wären, sind durch diese Parteistreitigkeiten of¬<lb/> fene Bekenner des größten Indifferentismus geworden!</p><lb/> <p xml:id="ID_1314"> Sah ich doch bei einer Prozession in einer kleinen Stadt einen<lb/> Trupp junger Bauern, während am Altare die Hostie erhoben<lb/> wurde, in nicht weiter Entfernung davon, den Hut auf dem Kopfe,<lb/> ruhig stehen bleiben, während das Volk rund umher auf die Kniee<lb/> sank. Solche offene Protestationen sind zwar noch selten; daß sie<lb/> aber vorkommen, daß sie von dem Volke geduldet werden, beweist<lb/> eine merkwürdige Erkältung des religiösen Eifers, der vor 5V Jah¬<lb/> ren die Volksmasse in Brüssel antrieb, einen Unglücklichen, wegen<lb/> ähnlichen Vergehens, vermittelst einer Säge zu enthaupten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1315"> Mag man aber von dem Einflüsse der katholischen Priester<lb/> denken, wie man will, immerhin ist es höchst traurig, die reißen¬<lb/> den Fortschritte zu sehen, die der Indifferentismus und die Irreligio¬<lb/> sität unter dem Volke machen; traurig, daß, um den Aberglauben<lb/> zu vertilgen, aller Glaube ausgerottet wird!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0478]
Katholiken geblieben wären, sind durch diese Parteistreitigkeiten of¬
fene Bekenner des größten Indifferentismus geworden!
Sah ich doch bei einer Prozession in einer kleinen Stadt einen
Trupp junger Bauern, während am Altare die Hostie erhoben
wurde, in nicht weiter Entfernung davon, den Hut auf dem Kopfe,
ruhig stehen bleiben, während das Volk rund umher auf die Kniee
sank. Solche offene Protestationen sind zwar noch selten; daß sie
aber vorkommen, daß sie von dem Volke geduldet werden, beweist
eine merkwürdige Erkältung des religiösen Eifers, der vor 5V Jah¬
ren die Volksmasse in Brüssel antrieb, einen Unglücklichen, wegen
ähnlichen Vergehens, vermittelst einer Säge zu enthaupten.
Mag man aber von dem Einflüsse der katholischen Priester
denken, wie man will, immerhin ist es höchst traurig, die reißen¬
den Fortschritte zu sehen, die der Indifferentismus und die Irreligio¬
sität unter dem Volke machen; traurig, daß, um den Aberglauben
zu vertilgen, aller Glaube ausgerottet wird!
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