Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.T a g e b u es. Theaterplaudcreien. An" Pari". Hier sende ich Ihnen die Ausbeute von zwei, drei Theaterabenden; allerlei T a g e b u es. Theaterplaudcreien. An« Pari«. Hier sende ich Ihnen die Ausbeute von zwei, drei Theaterabenden; allerlei <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0439" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267056"/> </div> </div> <div n="1"> <head> T a g e b u es.<lb/> Theaterplaudcreien.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> An« Pari«.</head><lb/> <p xml:id="ID_1222" next="#ID_1223"> Hier sende ich Ihnen die Ausbeute von zwei, drei Theaterabenden; allerlei<lb/> Neues, Nichts Rechtes. Aber was soll man thun in diesen Hcrbstabendcn, die<lb/> nicht Fisch, nicht Fleisch sind, wo man weder in der grünen Natur jenseits<lb/> der Barriere, noch in den erwärmten Salons einer schwatzenden Gesellschaft<lb/> sich erfreuen kann'! Da läuft alle Welt ins Theater; ich laufe mit. Im<lb/> Odöon sah ich ein sünfactigcS Stück, ein Drama „Die Schwester der Königin",<lb/> ein Cvmpagniestück der Herren Molo Gentilhomme und Pierre Ladoco; Johanne<lb/> von Neapel, die mörderische Gattin von vier Männern, von welcher die Ge¬<lb/> schichte der Gräuelthaten genug zu erzählen hat, ohne daß eine französisch¬<lb/> romantische Einbildungskraft noch Etwas hinzuzufügen brauchte, wird in die¬<lb/> sem Stücke noch von einer Schwester begleitet, die ihr an Mordlust und Lie-<lb/> bcssucht, wie ein El dem andern, ähnlich sieht. Der dritte Mann Johcmnens,<lb/> ist auch der Gegenstand der Anbetung ihrer Schwester, die den ihr bestimmten<lb/> Gatten erwürgen läßt, um wie jenem in Verbindung zu treten. Gefängniß,<lb/> Reue, und endlich das Wiederaufleben der ermordet Geglaubten, das ist das<lb/> Material, woraus diese fünf Acte zusammengekleistert sind. Theater, die zwei<lb/> rollensüchtige Schreiheldinncn haben, können sich hier satt essen; Avis für<lb/> die deutsche» Uebersetzer. Wie viel trägt wohl eine solche Uebersetzung diese»<lb/> Herren ein ! Sicherlich nicht so viel, als die Stücke des Herrn Granville ihm</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0439]
T a g e b u es.
Theaterplaudcreien.
An« Pari«.
Hier sende ich Ihnen die Ausbeute von zwei, drei Theaterabenden; allerlei
Neues, Nichts Rechtes. Aber was soll man thun in diesen Hcrbstabendcn, die
nicht Fisch, nicht Fleisch sind, wo man weder in der grünen Natur jenseits
der Barriere, noch in den erwärmten Salons einer schwatzenden Gesellschaft
sich erfreuen kann'! Da läuft alle Welt ins Theater; ich laufe mit. Im
Odöon sah ich ein sünfactigcS Stück, ein Drama „Die Schwester der Königin",
ein Cvmpagniestück der Herren Molo Gentilhomme und Pierre Ladoco; Johanne
von Neapel, die mörderische Gattin von vier Männern, von welcher die Ge¬
schichte der Gräuelthaten genug zu erzählen hat, ohne daß eine französisch¬
romantische Einbildungskraft noch Etwas hinzuzufügen brauchte, wird in die¬
sem Stücke noch von einer Schwester begleitet, die ihr an Mordlust und Lie-
bcssucht, wie ein El dem andern, ähnlich sieht. Der dritte Mann Johcmnens,
ist auch der Gegenstand der Anbetung ihrer Schwester, die den ihr bestimmten
Gatten erwürgen läßt, um wie jenem in Verbindung zu treten. Gefängniß,
Reue, und endlich das Wiederaufleben der ermordet Geglaubten, das ist das
Material, woraus diese fünf Acte zusammengekleistert sind. Theater, die zwei
rollensüchtige Schreiheldinncn haben, können sich hier satt essen; Avis für
die deutsche» Uebersetzer. Wie viel trägt wohl eine solche Uebersetzung diese»
Herren ein ! Sicherlich nicht so viel, als die Stücke des Herrn Granville ihm
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