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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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schmächtiger, die Hüften treten höher hervor, der Hals wird gedehn¬
ter und schmäler. Er gleicht alsdann dem Halse des Hirsches,
während der Kopf die Form eines Schweinskopfes angenommen hat.
So sind diese Pferde tüchtig zum Dienste, ohne freilich gerade schön
zu sein, und wenn sie in gerader Reihe neben einer Schaar polnischer
oder siebenbürgtscher Pferde stehen, so bieten sie freilich, besonders
in Folge eines Umstandes, einen sonderbaren Gegensatz dar. Es ist
nämlich in Folge ihrer Kopfgestaltung schwer, ihnen Zaum und Zügel
gehörig anzupassen; während daher jene stolz ihre Köpfe in die Höhe
tragen, senken diese die ihrigen nach dem Boden, wodurch alle Re¬
gelmäßigkeit der Linie zerstört wird. Viele unter diesen Pferden
übrigens können, weil sie durch die in ihrer Jugend erlittenen Mi߬
handlungen allzusehr verwildert worden sind, niemals vollständig
dressirt werden: auch sind sie sehr dem Nachtheil ausgesetzt, herz-
schlächtig oder blind zu werden, trotz dem die Cavalerie in Oester¬
reich sehr bedeutende Futterrationen erhält, nämlich etwa zehn Pfund
Heu für die Pferde der schweren und acht Pfund für die der leich¬
ten Cavalerie-Regimenter und sodann, was jedoch nach dem Alter
wechselt, bis zu dreizehn Pfund Hafer.

Alls den bisher auseinandergesetzten Thatsachen erkennt man
ziemlich klar, daß mi I""ut <l" cumjitv die wilden Pferde ziemlich
theuer zu stehen kommen. Die österreichische Regierung handelt aber
beim Ankauf dieser fremden Pferde nach unsrer Ansicht insofern
weise, als sie sich dadurch einerseits einen Markt eröffnet hat, wo¬
her sie sich stets, ohne ihre inländischen Quellen zu erschöpfen, vie
nothwendigen Nemontepferde verschaffen kann, falls der Gang der
politischen Ereignisse eine Vergrößerung ihrer Cavalerie nothwendig
machen sollte. Und da sie anderseits die inländische Pferdezucht
durchaus nicht vernachlässigt, so ist sie für alle Eventualitäten gerüstet
und hat für keinen Fall von einem fremdländischen Ausfuhrverbote
der Pferde zu fürchten, wie es z. V. die politischen Verhältnisse des
Jahres 1840 Frankreich so fühlbar gemacht haben.

Im Ganzen genommen besitzen übrigens die wilden Pferde sehr
kostbare Eigenschaften, wodurch ihre Fehler reichlich aufgewogen
werden. Sie können, mehr als andre, Strapazen, Veränderungen
der Lust und Witterung, Hunger und Durst ertragen; sie sind


schmächtiger, die Hüften treten höher hervor, der Hals wird gedehn¬
ter und schmäler. Er gleicht alsdann dem Halse des Hirsches,
während der Kopf die Form eines Schweinskopfes angenommen hat.
So sind diese Pferde tüchtig zum Dienste, ohne freilich gerade schön
zu sein, und wenn sie in gerader Reihe neben einer Schaar polnischer
oder siebenbürgtscher Pferde stehen, so bieten sie freilich, besonders
in Folge eines Umstandes, einen sonderbaren Gegensatz dar. Es ist
nämlich in Folge ihrer Kopfgestaltung schwer, ihnen Zaum und Zügel
gehörig anzupassen; während daher jene stolz ihre Köpfe in die Höhe
tragen, senken diese die ihrigen nach dem Boden, wodurch alle Re¬
gelmäßigkeit der Linie zerstört wird. Viele unter diesen Pferden
übrigens können, weil sie durch die in ihrer Jugend erlittenen Mi߬
handlungen allzusehr verwildert worden sind, niemals vollständig
dressirt werden: auch sind sie sehr dem Nachtheil ausgesetzt, herz-
schlächtig oder blind zu werden, trotz dem die Cavalerie in Oester¬
reich sehr bedeutende Futterrationen erhält, nämlich etwa zehn Pfund
Heu für die Pferde der schweren und acht Pfund für die der leich¬
ten Cavalerie-Regimenter und sodann, was jedoch nach dem Alter
wechselt, bis zu dreizehn Pfund Hafer.

Alls den bisher auseinandergesetzten Thatsachen erkennt man
ziemlich klar, daß mi I»»ut <l» cumjitv die wilden Pferde ziemlich
theuer zu stehen kommen. Die österreichische Regierung handelt aber
beim Ankauf dieser fremden Pferde nach unsrer Ansicht insofern
weise, als sie sich dadurch einerseits einen Markt eröffnet hat, wo¬
her sie sich stets, ohne ihre inländischen Quellen zu erschöpfen, vie
nothwendigen Nemontepferde verschaffen kann, falls der Gang der
politischen Ereignisse eine Vergrößerung ihrer Cavalerie nothwendig
machen sollte. Und da sie anderseits die inländische Pferdezucht
durchaus nicht vernachlässigt, so ist sie für alle Eventualitäten gerüstet
und hat für keinen Fall von einem fremdländischen Ausfuhrverbote
der Pferde zu fürchten, wie es z. V. die politischen Verhältnisse des
Jahres 1840 Frankreich so fühlbar gemacht haben.

Im Ganzen genommen besitzen übrigens die wilden Pferde sehr
kostbare Eigenschaften, wodurch ihre Fehler reichlich aufgewogen
werden. Sie können, mehr als andre, Strapazen, Veränderungen
der Lust und Witterung, Hunger und Durst ertragen; sie sind


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[0294] schmächtiger, die Hüften treten höher hervor, der Hals wird gedehn¬ ter und schmäler. Er gleicht alsdann dem Halse des Hirsches, während der Kopf die Form eines Schweinskopfes angenommen hat. So sind diese Pferde tüchtig zum Dienste, ohne freilich gerade schön zu sein, und wenn sie in gerader Reihe neben einer Schaar polnischer oder siebenbürgtscher Pferde stehen, so bieten sie freilich, besonders in Folge eines Umstandes, einen sonderbaren Gegensatz dar. Es ist nämlich in Folge ihrer Kopfgestaltung schwer, ihnen Zaum und Zügel gehörig anzupassen; während daher jene stolz ihre Köpfe in die Höhe tragen, senken diese die ihrigen nach dem Boden, wodurch alle Re¬ gelmäßigkeit der Linie zerstört wird. Viele unter diesen Pferden übrigens können, weil sie durch die in ihrer Jugend erlittenen Mi߬ handlungen allzusehr verwildert worden sind, niemals vollständig dressirt werden: auch sind sie sehr dem Nachtheil ausgesetzt, herz- schlächtig oder blind zu werden, trotz dem die Cavalerie in Oester¬ reich sehr bedeutende Futterrationen erhält, nämlich etwa zehn Pfund Heu für die Pferde der schweren und acht Pfund für die der leich¬ ten Cavalerie-Regimenter und sodann, was jedoch nach dem Alter wechselt, bis zu dreizehn Pfund Hafer. Alls den bisher auseinandergesetzten Thatsachen erkennt man ziemlich klar, daß mi I»»ut <l» cumjitv die wilden Pferde ziemlich theuer zu stehen kommen. Die österreichische Regierung handelt aber beim Ankauf dieser fremden Pferde nach unsrer Ansicht insofern weise, als sie sich dadurch einerseits einen Markt eröffnet hat, wo¬ her sie sich stets, ohne ihre inländischen Quellen zu erschöpfen, vie nothwendigen Nemontepferde verschaffen kann, falls der Gang der politischen Ereignisse eine Vergrößerung ihrer Cavalerie nothwendig machen sollte. Und da sie anderseits die inländische Pferdezucht durchaus nicht vernachlässigt, so ist sie für alle Eventualitäten gerüstet und hat für keinen Fall von einem fremdländischen Ausfuhrverbote der Pferde zu fürchten, wie es z. V. die politischen Verhältnisse des Jahres 1840 Frankreich so fühlbar gemacht haben. Im Ganzen genommen besitzen übrigens die wilden Pferde sehr kostbare Eigenschaften, wodurch ihre Fehler reichlich aufgewogen werden. Sie können, mehr als andre, Strapazen, Veränderungen der Lust und Witterung, Hunger und Durst ertragen; sie sind

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/294>, abgerufen am 26.08.2024.