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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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die Summe von 45 Ducaten ausgetheilt, also an 15 Mann, da
jeder, wie oben erzählt worden, drei Ducaten erhält. Von Offizieren,
welche durch achtjährigen anhaltenden Gebrauch desselben Pferdes
Eigenthümer desselben werden, gab es jährlich wenigstens zwei. Es
sind dieß, nach amtlichen, statistischen Angaben, die höchsten Zahlen,
die bisher in irgend einem Regimente erhalten worden sind. Einige
von diesen Offizierpferden werden übrigens zu weit höheren Preisen
verkauft, als sie die Regierung eingekauft hatte i die Offiziere erhalten
5--600 Gulden dafür.

Das polnische Pferd trägt über alle andern die Siegeskrone
davon. Es ist das wahre Ideal des Schönen in der Gattung.
Seine Form ist die des englischen Pferdes, aber sein Hintergestell
steht in besserem Verhältniß zu seinem Vordergestell. Auch kann
man eS leicht nach allen Seiten hin wenden, eine Eigenschaft, die
den englischen Pferden gänzlich abgeht, da diese in Folge des stand¬
festen, etwas plumpen Baues ihres Hintergestelleö besser zum Laufe
in gerader Richtung geeignet sind.

Eine Eigenheit in der Form des polnischen Pferdes ist, daß
es Platte Rippen hat. Man kann es früher zur Arbeit benutzen,
als das siebcnbürgischei aber es dauert nicht so lange Zeit aus und
es ist verschiedenen Krankheiten unterworfen, welche Knochen und
Muskeln am untern Theile des Beines angreifen.

Wir kommen nun dazu, von den russischen, bessarabischen, mol¬
dauischen, überhaupt von denjenigen Pferden zu sprechen, die wir
bisher die wilden genannt haben, oder von den Mokaner-Pferden,
die allgemeine Benennung, unter welcher die Husaren - all diese
Pferde ohne Unterschied ihrer Herkunft zusammenfassen.

Die Pferde dieser Gattung haben ein gutes Aussehen. Ihr
unterscheidendsteö Merkmal ist ein bedeutender Fond Von Stärke und
Kraft. Ihre in's Auge springendsten Fehler dagegen sind: die ge¬
schmacklose Gestalt ihres Kopfes, die ungeschlachte Breite ihrer Kinn¬
lade und die übermäßige Länge des ganzen Knochengerüstes ihres
Leibes. Von ihrem fünften Jahre an bekommen sie ein fast
gänzlich verändertes Aussehen und zwei Jahre reichen für sie hin,
um diese Umwandlung ganz durchzumachen. Ihr Körper wird


die Summe von 45 Ducaten ausgetheilt, also an 15 Mann, da
jeder, wie oben erzählt worden, drei Ducaten erhält. Von Offizieren,
welche durch achtjährigen anhaltenden Gebrauch desselben Pferdes
Eigenthümer desselben werden, gab es jährlich wenigstens zwei. Es
sind dieß, nach amtlichen, statistischen Angaben, die höchsten Zahlen,
die bisher in irgend einem Regimente erhalten worden sind. Einige
von diesen Offizierpferden werden übrigens zu weit höheren Preisen
verkauft, als sie die Regierung eingekauft hatte i die Offiziere erhalten
5—600 Gulden dafür.

Das polnische Pferd trägt über alle andern die Siegeskrone
davon. Es ist das wahre Ideal des Schönen in der Gattung.
Seine Form ist die des englischen Pferdes, aber sein Hintergestell
steht in besserem Verhältniß zu seinem Vordergestell. Auch kann
man eS leicht nach allen Seiten hin wenden, eine Eigenschaft, die
den englischen Pferden gänzlich abgeht, da diese in Folge des stand¬
festen, etwas plumpen Baues ihres Hintergestelleö besser zum Laufe
in gerader Richtung geeignet sind.

Eine Eigenheit in der Form des polnischen Pferdes ist, daß
es Platte Rippen hat. Man kann es früher zur Arbeit benutzen,
als das siebcnbürgischei aber es dauert nicht so lange Zeit aus und
es ist verschiedenen Krankheiten unterworfen, welche Knochen und
Muskeln am untern Theile des Beines angreifen.

Wir kommen nun dazu, von den russischen, bessarabischen, mol¬
dauischen, überhaupt von denjenigen Pferden zu sprechen, die wir
bisher die wilden genannt haben, oder von den Mokaner-Pferden,
die allgemeine Benennung, unter welcher die Husaren - all diese
Pferde ohne Unterschied ihrer Herkunft zusammenfassen.

Die Pferde dieser Gattung haben ein gutes Aussehen. Ihr
unterscheidendsteö Merkmal ist ein bedeutender Fond Von Stärke und
Kraft. Ihre in's Auge springendsten Fehler dagegen sind: die ge¬
schmacklose Gestalt ihres Kopfes, die ungeschlachte Breite ihrer Kinn¬
lade und die übermäßige Länge des ganzen Knochengerüstes ihres
Leibes. Von ihrem fünften Jahre an bekommen sie ein fast
gänzlich verändertes Aussehen und zwei Jahre reichen für sie hin,
um diese Umwandlung ganz durchzumachen. Ihr Körper wird


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[0293] die Summe von 45 Ducaten ausgetheilt, also an 15 Mann, da jeder, wie oben erzählt worden, drei Ducaten erhält. Von Offizieren, welche durch achtjährigen anhaltenden Gebrauch desselben Pferdes Eigenthümer desselben werden, gab es jährlich wenigstens zwei. Es sind dieß, nach amtlichen, statistischen Angaben, die höchsten Zahlen, die bisher in irgend einem Regimente erhalten worden sind. Einige von diesen Offizierpferden werden übrigens zu weit höheren Preisen verkauft, als sie die Regierung eingekauft hatte i die Offiziere erhalten 5—600 Gulden dafür. Das polnische Pferd trägt über alle andern die Siegeskrone davon. Es ist das wahre Ideal des Schönen in der Gattung. Seine Form ist die des englischen Pferdes, aber sein Hintergestell steht in besserem Verhältniß zu seinem Vordergestell. Auch kann man eS leicht nach allen Seiten hin wenden, eine Eigenschaft, die den englischen Pferden gänzlich abgeht, da diese in Folge des stand¬ festen, etwas plumpen Baues ihres Hintergestelleö besser zum Laufe in gerader Richtung geeignet sind. Eine Eigenheit in der Form des polnischen Pferdes ist, daß es Platte Rippen hat. Man kann es früher zur Arbeit benutzen, als das siebcnbürgischei aber es dauert nicht so lange Zeit aus und es ist verschiedenen Krankheiten unterworfen, welche Knochen und Muskeln am untern Theile des Beines angreifen. Wir kommen nun dazu, von den russischen, bessarabischen, mol¬ dauischen, überhaupt von denjenigen Pferden zu sprechen, die wir bisher die wilden genannt haben, oder von den Mokaner-Pferden, die allgemeine Benennung, unter welcher die Husaren - all diese Pferde ohne Unterschied ihrer Herkunft zusammenfassen. Die Pferde dieser Gattung haben ein gutes Aussehen. Ihr unterscheidendsteö Merkmal ist ein bedeutender Fond Von Stärke und Kraft. Ihre in's Auge springendsten Fehler dagegen sind: die ge¬ schmacklose Gestalt ihres Kopfes, die ungeschlachte Breite ihrer Kinn¬ lade und die übermäßige Länge des ganzen Knochengerüstes ihres Leibes. Von ihrem fünften Jahre an bekommen sie ein fast gänzlich verändertes Aussehen und zwei Jahre reichen für sie hin, um diese Umwandlung ganz durchzumachen. Ihr Körper wird

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/293>, abgerufen am 26.08.2024.