Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.delperioden haben seinen germanischen Knochenbau nicht verrenkt; Es ist eine hundertjährige Erfahrung, daß Jeder, der sich recht delperioden haben seinen germanischen Knochenbau nicht verrenkt; Es ist eine hundertjährige Erfahrung, daß Jeder, der sich recht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0212" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266829"/> <p xml:id="ID_550" prev="#ID_549"> delperioden haben seinen germanischen Knochenbau nicht verrenkt;<lb/> alle seine Ideale hat er beibehalten, sie sind jetzt so solid und häm¬<lb/> merbar geworden, wie lcgirtes Gold. Gleich einem gekrönten Haupte<lb/> sieht er sein Amt, das ihm ein Königliches Konsistorium verlieh,<lb/> als eine Gabe Gottes an; alle Freiheitsbegriffe, alles, was<lb/> Posa zu seiner Zeit denken, sagen und schreiben durfte, trägt er<lb/> noch unverbraucht in seinem Busen; wie bei Tausenden seiner Ge¬<lb/> nossen, ist das Alles in ihm so kernig geworden, so zu Stammholz<lb/> erwachsen, daß fürderhin sich daran nichts biegen und brechen, ge¬<lb/> schweige denn vom Platze rücken läßt.</p><lb/> <p xml:id="ID_551" next="#ID_552"> Es ist eine hundertjährige Erfahrung, daß Jeder, der sich recht<lb/> mit „Muth und Kraft" in das Studentenleben eingetaucht hat,<lb/> Hintennach der regulärste Mensch wird, den der Staatsmechanismus<lb/> sich wünschen kann/ Doch wird er in keiner der Maskirungen,<lb/> welche uns die Gesellschaft aufzwingt, als Beamter, Arzt, Advocctt,<lb/> Schriftsteller, Schauspieler oder Soldat, seine studentische Abkunft<lb/> und Taufe völlig verwischen. Meine Leser können es mir glauben,<lb/> daß ich es einem Buche, einem Gedicht, Drama u. tgi. auf ein<lb/> Haar anmerke, ob der Verfasser innerlich den Fuchs überwunden hat.<lb/> Die Blüthezeit unserer Literatur war, als sie jn ihren Burschen¬<lb/> jahren stand, damals, als Schiller im Carcer meditirte, als Göthe<lb/> um Straßburg Lieder dichtete, wie später, als Körner, ein anderer<lb/> Alexander, den Homer im Tornister, sich mit dem Degen gürtete.<lb/> Die studentische Republik duldet keine Vorurtheile des Standes und<lb/> der Geburt; für den Studiosen giebt es kein Blendwerk des Titels,<lb/> der Hofgunst; er kennt nichts Jmponirendcs. Die Welt theilt<lb/> er in zwei Hälften; das Gemeine, das er verachtet, die Philister¬<lb/> welt, Pudel und Polizei, diesen schlammigen Theil und Bodensatz<lb/> des Menschenseins, gegen den er im ewigen Kriege in einem be¬<lb/> festigten Lager liegt; dem gegenüber die anlächelnde, glänzende Zan'<lb/> derweil, die er als die seinige sich aufbaut, diese erwählte Göttin<lb/> seines Herzens, Ehre, Liebe, Kameradschaft, Wein und Laune. Mit<lb/> der Erlangung des akademischen Bürgerrechts, woran er noch<lb/> eine Masse anderer Rechte knüpft, durchdringt den Jüngling ein<lb/> Hochgefühl der Unabhängigkeit, eine weltherrschastliche Festagslust, die<lb/> selbst einen alternden Busen noch in der Rückerinnerung aufflackern<lb/> macht. Er nimmt mit jenem Freibrief die GewtWet'r, oder doch de</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0212]
delperioden haben seinen germanischen Knochenbau nicht verrenkt;
alle seine Ideale hat er beibehalten, sie sind jetzt so solid und häm¬
merbar geworden, wie lcgirtes Gold. Gleich einem gekrönten Haupte
sieht er sein Amt, das ihm ein Königliches Konsistorium verlieh,
als eine Gabe Gottes an; alle Freiheitsbegriffe, alles, was
Posa zu seiner Zeit denken, sagen und schreiben durfte, trägt er
noch unverbraucht in seinem Busen; wie bei Tausenden seiner Ge¬
nossen, ist das Alles in ihm so kernig geworden, so zu Stammholz
erwachsen, daß fürderhin sich daran nichts biegen und brechen, ge¬
schweige denn vom Platze rücken läßt.
Es ist eine hundertjährige Erfahrung, daß Jeder, der sich recht
mit „Muth und Kraft" in das Studentenleben eingetaucht hat,
Hintennach der regulärste Mensch wird, den der Staatsmechanismus
sich wünschen kann/ Doch wird er in keiner der Maskirungen,
welche uns die Gesellschaft aufzwingt, als Beamter, Arzt, Advocctt,
Schriftsteller, Schauspieler oder Soldat, seine studentische Abkunft
und Taufe völlig verwischen. Meine Leser können es mir glauben,
daß ich es einem Buche, einem Gedicht, Drama u. tgi. auf ein
Haar anmerke, ob der Verfasser innerlich den Fuchs überwunden hat.
Die Blüthezeit unserer Literatur war, als sie jn ihren Burschen¬
jahren stand, damals, als Schiller im Carcer meditirte, als Göthe
um Straßburg Lieder dichtete, wie später, als Körner, ein anderer
Alexander, den Homer im Tornister, sich mit dem Degen gürtete.
Die studentische Republik duldet keine Vorurtheile des Standes und
der Geburt; für den Studiosen giebt es kein Blendwerk des Titels,
der Hofgunst; er kennt nichts Jmponirendcs. Die Welt theilt
er in zwei Hälften; das Gemeine, das er verachtet, die Philister¬
welt, Pudel und Polizei, diesen schlammigen Theil und Bodensatz
des Menschenseins, gegen den er im ewigen Kriege in einem be¬
festigten Lager liegt; dem gegenüber die anlächelnde, glänzende Zan'
derweil, die er als die seinige sich aufbaut, diese erwählte Göttin
seines Herzens, Ehre, Liebe, Kameradschaft, Wein und Laune. Mit
der Erlangung des akademischen Bürgerrechts, woran er noch
eine Masse anderer Rechte knüpft, durchdringt den Jüngling ein
Hochgefühl der Unabhängigkeit, eine weltherrschastliche Festagslust, die
selbst einen alternden Busen noch in der Rückerinnerung aufflackern
macht. Er nimmt mit jenem Freibrief die GewtWet'r, oder doch de
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