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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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Anbetung Gottes zum Heil ihrer Bewohner sich verbreite . . . Und
er zuerst hat bei unserem heiligen Vater, dem Pabst, die Errichtung
und Einsetzung 13 neuer Bisthümer und dreier Erzbisthümer in
unseren Provinzen zu Wege gebracht, und er hat darum nachge¬
sucht, daß diese Bischofssitze an wachsame Hirten und an Personen
verliehen würden, die in der Gelehrsamkeit sich auszeichneten und ein
Muster religiösen Lebenswandels wären. . . . Und damit noch nicht
zufrieden, hat er den Eifer unserer Ahnen nachgeahmt, die den Apo¬
stelzeiten näher standen, und hat gleich diesen Schulen errichtet und
begründet, um die Schüler darin das Christenthum und auch an¬
dere Wissenschaften zu lehren, und ihnen so Waffen gegen die Feinde
des Glaubens, sowohl Ungläubige, als Ketzer, in die Hände zu ge¬
ben. ... So hat König Philipp II. die Universität Donay gegrün¬
det: er hat ein großes und edles Collegium in seinem eigenen Hause
in besagter Stadt eingerichtet; sodann hat er errichtet und begründet
mehrere Seminarien sowohl an dieser Universität, als auch an der von
Löwen, und in Spanien, in Valladolid, und in Se. Omer in Artois
für die armen ausgewanderten katholischen Engländer.... Und wenn
David mehrere Psalmen und Gesänge verfaßt und geschrieben, so hat
ihn dieser Fürst nicht übel nachgeahmt, indem er uns nicht blos die
Psalmen, sondern die ganze heilige Schrift verschafft hat, gereinigt
von der Spreu der Irrthümer, welche der Teufel durch seine Diener
hineiugesäct hatte. Gleichermaßen hat er die Buchdruckerei reinigen
lassen, diese Säugamme der Wissenschaften und Künste, und darum
schätzte er so hoch diesen Meister der Buchdrucker unseres Zeitalters,
Plantin, dessen er sich bediente, um von Neuem erscheinen zu lassen
diese herrliche Complutcnsische oder Alcala'sche Bibel, ursprünglich
eine Erfindung des großen Cardinals Zunenes von Toledo, die aber
in unserer Zeit durch den Fleiß des großen Gelehrten Urias Mon-
tanus und anderer hochgelahrten Theologen, welche auf den Befehl
des Königs zu dieser Arbeit verwendet und berufen wurden, bedeu¬
tend verbessert und vermehrt worden ist. . . ."

"ES handelt sich heutzutage für die unparteiische Geschichts¬
forschung nicht darum, Philipp II. zu rechtfertigen, noch ihn anzukla¬
gen, sondern sein Benehmen nach den Thatsachen und Meinungen seines
Zeitalters zu erklären. Philipp hatte, als er das Scepter aus den
Händen seines Vaters übernahm, durch feierlichen Eid versprochen,


Anbetung Gottes zum Heil ihrer Bewohner sich verbreite . . . Und
er zuerst hat bei unserem heiligen Vater, dem Pabst, die Errichtung
und Einsetzung 13 neuer Bisthümer und dreier Erzbisthümer in
unseren Provinzen zu Wege gebracht, und er hat darum nachge¬
sucht, daß diese Bischofssitze an wachsame Hirten und an Personen
verliehen würden, die in der Gelehrsamkeit sich auszeichneten und ein
Muster religiösen Lebenswandels wären. . . . Und damit noch nicht
zufrieden, hat er den Eifer unserer Ahnen nachgeahmt, die den Apo¬
stelzeiten näher standen, und hat gleich diesen Schulen errichtet und
begründet, um die Schüler darin das Christenthum und auch an¬
dere Wissenschaften zu lehren, und ihnen so Waffen gegen die Feinde
des Glaubens, sowohl Ungläubige, als Ketzer, in die Hände zu ge¬
ben. ... So hat König Philipp II. die Universität Donay gegrün¬
det: er hat ein großes und edles Collegium in seinem eigenen Hause
in besagter Stadt eingerichtet; sodann hat er errichtet und begründet
mehrere Seminarien sowohl an dieser Universität, als auch an der von
Löwen, und in Spanien, in Valladolid, und in Se. Omer in Artois
für die armen ausgewanderten katholischen Engländer.... Und wenn
David mehrere Psalmen und Gesänge verfaßt und geschrieben, so hat
ihn dieser Fürst nicht übel nachgeahmt, indem er uns nicht blos die
Psalmen, sondern die ganze heilige Schrift verschafft hat, gereinigt
von der Spreu der Irrthümer, welche der Teufel durch seine Diener
hineiugesäct hatte. Gleichermaßen hat er die Buchdruckerei reinigen
lassen, diese Säugamme der Wissenschaften und Künste, und darum
schätzte er so hoch diesen Meister der Buchdrucker unseres Zeitalters,
Plantin, dessen er sich bediente, um von Neuem erscheinen zu lassen
diese herrliche Complutcnsische oder Alcala'sche Bibel, ursprünglich
eine Erfindung des großen Cardinals Zunenes von Toledo, die aber
in unserer Zeit durch den Fleiß des großen Gelehrten Urias Mon-
tanus und anderer hochgelahrten Theologen, welche auf den Befehl
des Königs zu dieser Arbeit verwendet und berufen wurden, bedeu¬
tend verbessert und vermehrt worden ist. . . ."

„ES handelt sich heutzutage für die unparteiische Geschichts¬
forschung nicht darum, Philipp II. zu rechtfertigen, noch ihn anzukla¬
gen, sondern sein Benehmen nach den Thatsachen und Meinungen seines
Zeitalters zu erklären. Philipp hatte, als er das Scepter aus den
Händen seines Vaters übernahm, durch feierlichen Eid versprochen,


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[0147] Anbetung Gottes zum Heil ihrer Bewohner sich verbreite . . . Und er zuerst hat bei unserem heiligen Vater, dem Pabst, die Errichtung und Einsetzung 13 neuer Bisthümer und dreier Erzbisthümer in unseren Provinzen zu Wege gebracht, und er hat darum nachge¬ sucht, daß diese Bischofssitze an wachsame Hirten und an Personen verliehen würden, die in der Gelehrsamkeit sich auszeichneten und ein Muster religiösen Lebenswandels wären. . . . Und damit noch nicht zufrieden, hat er den Eifer unserer Ahnen nachgeahmt, die den Apo¬ stelzeiten näher standen, und hat gleich diesen Schulen errichtet und begründet, um die Schüler darin das Christenthum und auch an¬ dere Wissenschaften zu lehren, und ihnen so Waffen gegen die Feinde des Glaubens, sowohl Ungläubige, als Ketzer, in die Hände zu ge¬ ben. ... So hat König Philipp II. die Universität Donay gegrün¬ det: er hat ein großes und edles Collegium in seinem eigenen Hause in besagter Stadt eingerichtet; sodann hat er errichtet und begründet mehrere Seminarien sowohl an dieser Universität, als auch an der von Löwen, und in Spanien, in Valladolid, und in Se. Omer in Artois für die armen ausgewanderten katholischen Engländer.... Und wenn David mehrere Psalmen und Gesänge verfaßt und geschrieben, so hat ihn dieser Fürst nicht übel nachgeahmt, indem er uns nicht blos die Psalmen, sondern die ganze heilige Schrift verschafft hat, gereinigt von der Spreu der Irrthümer, welche der Teufel durch seine Diener hineiugesäct hatte. Gleichermaßen hat er die Buchdruckerei reinigen lassen, diese Säugamme der Wissenschaften und Künste, und darum schätzte er so hoch diesen Meister der Buchdrucker unseres Zeitalters, Plantin, dessen er sich bediente, um von Neuem erscheinen zu lassen diese herrliche Complutcnsische oder Alcala'sche Bibel, ursprünglich eine Erfindung des großen Cardinals Zunenes von Toledo, die aber in unserer Zeit durch den Fleiß des großen Gelehrten Urias Mon- tanus und anderer hochgelahrten Theologen, welche auf den Befehl des Königs zu dieser Arbeit verwendet und berufen wurden, bedeu¬ tend verbessert und vermehrt worden ist. . . ." „ES handelt sich heutzutage für die unparteiische Geschichts¬ forschung nicht darum, Philipp II. zu rechtfertigen, noch ihn anzukla¬ gen, sondern sein Benehmen nach den Thatsachen und Meinungen seines Zeitalters zu erklären. Philipp hatte, als er das Scepter aus den Händen seines Vaters übernahm, durch feierlichen Eid versprochen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/147>, abgerufen am 23.07.2024.