Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.Kunst Naturen, welche für jene mikroskopischen Schöpfungen eines Aber ich kann, so oft ich eine Gallerte besuche, von diesen Vit' Willst Du, freundlicher Leser, Dich nicht scheuen, in diese lustigen Man hat bisher in der Würdigung sowohl des Charakters 7 "
Kunst Naturen, welche für jene mikroskopischen Schöpfungen eines Aber ich kann, so oft ich eine Gallerte besuche, von diesen Vit' Willst Du, freundlicher Leser, Dich nicht scheuen, in diese lustigen Man hat bisher in der Würdigung sowohl des Charakters 7 »
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Kunst Naturen, welche für jene mikroskopischen Schöpfungen eines
Mieris, eines Teniers ze. mehr Verständniß haben, als für den ge¬
waltigen Geist eines Michael Angelo, eines Rubens ze. Ich weiß
nicht, welch' eine Sympathie mich immer zu jenen kleinen Bil¬
dern führt, welche gewöhnlich in der Tiefe der Wand, wenige Fuß
hoch von dem Boden hängen, zu den humoristischen Schöpfungen der
niederländischen Meister.
Aber ich kann, so oft ich eine Gallerte besuche, von diesen Vit'
dem mich nicht trennen und, wenn ich auch stundenlang vor den
Gemälden der großen historischen Maler gestanden und zu einem hö¬
hern Genusse mich erhoben habe, so kehre ich doch immer wieder zu
meinen kleinen humoristischen Freunden zurück, wo ich den Künstler,
fröhlichen Muthes, unter Bauern und Soldaten, unter alten Wei¬
bern und vollen Landdirnen finde.
Willst Du, freundlicher Leser, Dich nicht scheuen, in diese lustigen
Bauernhütten und etwas leichtsinnigen Wirthshäuser mir zu folgen,
so will ich gern Dein Führer sein und Dich mit manchem Meister
bekannt machen, dessen Name mehr unter den Kennern, als unter
dem großen Publikum gefeiert wird. Die Lebensgeschichte jener viel¬
gepriesenen Maler, die zu ihren historisch-religiösen Schildereien eine
4 bis 8 Fuß hohe Leinwand brauchten, ist aller Welt bekannt; aber
das Leben und Treiben jener stillen Beobachter, die mit durchrin¬
gendem Blick dem wirklichen gemeinen Leben ihre Schilderungen
entnahmen und in einen Nahmen faßten, der bisweilen kaum eine
Hand breit ist, ist viel unbekannter und unerforschter geblieben, als
es sein sollte. Denn der schöpferische Geist ist göttlicher Natur, gleich¬
viel, ob er einen Floh oder einen Elephanten in die Welt gerufen.
— Ich will die Reihe dieser Wanderungen mit einem Namen begin¬
nen, der an Deinem Ohre, freundlicher Leser, gewiß nur sehr flüch¬
tig vorübergeklungen ist, so wie seine Bilder im Gedränge der
Gallerte Deinen Blicken vielleicht entschlüpft sind, während sie der
Kenner gewiß für einen der größten Schätze erklärt. Es ist dies ein
Mann, dem unter allen Käuzen, womit die Malerwelt so reich ge¬
segnet ist, ein Platz im Vordergrunde gebührt: Adrian de Brauer.
Man hat bisher in der Würdigung sowohl des Charakters
als des Talents Adrian Brauer's eine viel zu große Strenge ange¬
wandt. Alle seine Biographen haben schonungslos die scharfe Lauge
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