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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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selbst es gewünscht hätte, so würde Weber sich selbst mit der Verfertigung
von Texten zu Opern abgegeben haben; denn in allen seinen Discussionen
über dramatische Poesie verräth er eine erstaunliche Gedankenfülle, und sein
literarischer Nachlaß, so gering er auch an Umfang war, beweist hinläng¬
lich, daß er Fähigkeiten genug besaß, um eine Oper mit dem schicklichen
Text zu versehen. Man hörte ihn oft sich darüber beklagen, daß er diesen
Vorsatz nicht in Ausführung bringen konnte.

Weber hatte fast gleichzeitig die Aufforderung erhalten, für London
eine Oper zu schreiben und ebenso für Paris eine Opernpartitur zu setzen.
Er entschied sich deshalb vorzugsweise für ersteres, weil er hoffte, dadurch
in Stand gesetzt zu werden, den Grund zu einer dauerhaften Wohlhaben¬
heit für seine Familie zu legen; denn seine 1800 Thaler Gehalt, die er zu
Dresden bezog, reichten zwar hin, daß er behaglich leben konnte, es blieb
aber nichts Gewisses davon für die Zukunft, und auf Vermehrung seiner
diesseitigen Einkünfte hatte er keine Hoffnung. Er setzte sich demnach mit
allem Eifer an seine Partitur von Oberen, die der Schauspiel-Director
vom Covent-Garden ihm aufgetragen hatte. Zu gleicher Zeit lernte er die
englische Sprache, nicht sowohl, als ob er deren für den gegenwärtigen
Augenblick bedurft hätte, sondern des Nutzens halber, welchen diese Sprache
ihm in der Folge für seine Arbeiten zu gewähren versprach. Sein Vorsatz
war indessen, nicht mehr als Eine Oper für London zu setzen, und über¬
haupt nicht lange daselbst zu verweilen. Ueberlegt man nun, wie sehr sich
dieser vortreffliche Mann angestrengt hat, mit welcher Ausdauer er arbeitete,
und wie groß der innere Werth seiner Arbeit war, und erinnert man sich
dabei an die Art, wie man ihn in London behandelt hat, und mit welcher
Undankbarkeit er dort aufgenommen worden, so ist es einem unbegreiflich,
wie die Engländer noch den Muth haben können, zu verlangen, daß ihre
Generosität zum Sprichwort werde. Wiederholt war Weber genöthigt, in
der Arbeit an seinem Oberon einzuhalten; er fühlte sich mit einer Heiser¬
keit behaftet, die ihm oft das Sprechen versagte, und von einem solchen
Krampfhusten begleitet war, daß er eine Luftröhrenschwindsucht zu befürchten
hatte. Seinem Versprechen gemäß sollte seine Partitur auf Ostern 1825
fertig sein, sie konnte es aber erst gegen November hin werden, und er
verschob seine Abreise bis Anfangs 1826, um in London zu der Zeit anzu¬
kommen, die man die Saison nennt, und während welcher es allein möglich
ist für einen Künstler, in dieser Stadt etwas zu leisten.

Weber reiste am 16. Januar 1826, in Begleitung eines seiner Freunde,
der zu gleicher Zeit ein berühmter Flötenspieler und guter Tonsetzer war, von
Dresden ab. Er hatte früher Paris noch nicht besucht, obschon er mit

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selbst es gewünscht hätte, so würde Weber sich selbst mit der Verfertigung
von Texten zu Opern abgegeben haben; denn in allen seinen Discussionen
über dramatische Poesie verräth er eine erstaunliche Gedankenfülle, und sein
literarischer Nachlaß, so gering er auch an Umfang war, beweist hinläng¬
lich, daß er Fähigkeiten genug besaß, um eine Oper mit dem schicklichen
Text zu versehen. Man hörte ihn oft sich darüber beklagen, daß er diesen
Vorsatz nicht in Ausführung bringen konnte.

Weber hatte fast gleichzeitig die Aufforderung erhalten, für London
eine Oper zu schreiben und ebenso für Paris eine Opernpartitur zu setzen.
Er entschied sich deshalb vorzugsweise für ersteres, weil er hoffte, dadurch
in Stand gesetzt zu werden, den Grund zu einer dauerhaften Wohlhaben¬
heit für seine Familie zu legen; denn seine 1800 Thaler Gehalt, die er zu
Dresden bezog, reichten zwar hin, daß er behaglich leben konnte, es blieb
aber nichts Gewisses davon für die Zukunft, und auf Vermehrung seiner
diesseitigen Einkünfte hatte er keine Hoffnung. Er setzte sich demnach mit
allem Eifer an seine Partitur von Oberen, die der Schauspiel-Director
vom Covent-Garden ihm aufgetragen hatte. Zu gleicher Zeit lernte er die
englische Sprache, nicht sowohl, als ob er deren für den gegenwärtigen
Augenblick bedurft hätte, sondern des Nutzens halber, welchen diese Sprache
ihm in der Folge für seine Arbeiten zu gewähren versprach. Sein Vorsatz
war indessen, nicht mehr als Eine Oper für London zu setzen, und über¬
haupt nicht lange daselbst zu verweilen. Ueberlegt man nun, wie sehr sich
dieser vortreffliche Mann angestrengt hat, mit welcher Ausdauer er arbeitete,
und wie groß der innere Werth seiner Arbeit war, und erinnert man sich
dabei an die Art, wie man ihn in London behandelt hat, und mit welcher
Undankbarkeit er dort aufgenommen worden, so ist es einem unbegreiflich,
wie die Engländer noch den Muth haben können, zu verlangen, daß ihre
Generosität zum Sprichwort werde. Wiederholt war Weber genöthigt, in
der Arbeit an seinem Oberon einzuhalten; er fühlte sich mit einer Heiser¬
keit behaftet, die ihm oft das Sprechen versagte, und von einem solchen
Krampfhusten begleitet war, daß er eine Luftröhrenschwindsucht zu befürchten
hatte. Seinem Versprechen gemäß sollte seine Partitur auf Ostern 1825
fertig sein, sie konnte es aber erst gegen November hin werden, und er
verschob seine Abreise bis Anfangs 1826, um in London zu der Zeit anzu¬
kommen, die man die Saison nennt, und während welcher es allein möglich
ist für einen Künstler, in dieser Stadt etwas zu leisten.

Weber reiste am 16. Januar 1826, in Begleitung eines seiner Freunde,
der zu gleicher Zeit ein berühmter Flötenspieler und guter Tonsetzer war, von
Dresden ab. Er hatte früher Paris noch nicht besucht, obschon er mit

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Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T17:23:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Per 61 k-1). (2013-11-19T17:23:38Z)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/313>, abgerufen am 27.11.2024.