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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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"Treibt Ihr's Vieh jetzt heim,
Senn?"- fragte der Fischer gutmüthig
den Hirten.
"Was soll's noch oben, Fährmann?"
entgegnete dieser; "die Alp ist abge¬
weidet."

"Nun dann mit Gott, Senn; Glück
zur Heimkehr!"
"Wünsch ich Euch auch, Jägers¬
mann; von Eurer Fahrt kehrt man
nicht immer wieder hneim."

"Was ist denn das da?" rief der
Fischer und schaute nach einem nahen
Felsensteige hinaus, der von Altzellen
herführt. "Kommt ein Mann da ge¬
laufen in voller Hast."

"Das ist ja der Baumgart von
Altzellen," bemerkte der Jäger ver¬
wundert.

"Um Gotteswillen, Fährmann,
Euren Kahn!" schrie der herbeistür-
zende Mensch -- eine breite, kräftige
Gestalt, aber jetzt entstellt durch die
Flucht -- mit fliegendem Haar, ver¬
worrenem Bart, schreckensbleichen,
gespannten Zügen, ohne Mantel,
Hauptbedeckung und Schwert.--

Ruodi zum Hirten. Treibt Ihr jetzt heim?
Kuoni. Die Alp' ist abgeweidet,
Werni. Glücksel'ge Heimkehr, Senn!
Kuoni. Die wünsch' ich Euch.
Von Eurer Fahrt kehrt sich's nicht immer wieder.
Ruodi. Dort kommt ein Mann in voller Hast gelaufen,
Werni, Ich kenn' ihn, 's ist der Baumgart von Alzellen.
Konrad Baumgarten, athemlos herein¬
stürzend.
Baumgarten. Um Gotteswiben, Fährmann, Euren Kahn!




Ich glaube, unsere Leser haben genug an dieser Probe. Wir unse¬
rerseits gestehen es uuverholen, daß wir dieses Plagiat an unserem großen
Dichter, dieses rücksichtslose Verballhorniren der edlen Einfachheit und der
kräftigen Kürze eines Werkes, welches das Lieblingseigenthum der deutschen
Nation geworden ist, für eine unverschämte Beleidigung gegen dieselbe
halten, für eine Frechheit, die eine empfindlichere Züchtigung verdient als
diese Blätter dem Verfasser zu geben vermögen. Wo das Handwerk zu
solchen Mitteln greift, da ist es Zeit, daß man dagegen ernstlich einschrei¬
tet. Vor wenigen Monaten verhandelten die Pariser Gerichte einen Prozeß,
in welchem Victor Hugo einen Opernbuch-Verfasser verklagte, weil er eines sei¬
ner Werke zu einem Operntert benutzte. Das Gericht sprach dem Dich¬
ter der Notre Dame eine bedeutende Entschädigung zu. Was würde man
in Frankreich zu Herrn Belani sagen?

Der deutsche Dichter hat kein Gericht, das seine Interessen vertheidigt.
Darum muß die Nation zu Gerichte sitzen und ihren Bannstrahl gegen
freche Eingriffe schleudern. Ihrem Urtheile übergeben wir den Verfasser
dieser: Schillers Dramen in erzählender Form!!

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„Treibt Ihr's Vieh jetzt heim,
Senn?“- fragte der Fischer gutmüthig
den Hirten.
„Was soll's noch oben, Fährmann?“
entgegnete dieser; „die Alp ist abge¬
weidet.“

„Nun dann mit Gott, Senn; Glück
zur Heimkehr!“
„Wünsch ich Euch auch, Jägers¬
mann; von Eurer Fahrt kehrt man
nicht immer wieder h̃eim.“

„Was ist denn das da?“ rief der
Fischer und schaute nach einem nahen
Felsensteige hinaus, der von Altzellen
herführt. „Kommt ein Mann da ge¬
laufen in voller Hast.“

»Das ist ja der Baumgart von
Altzellen,“ bemerkte der Jäger ver¬
wundert.

„Um Gotteswillen, Fährmann,
Euren Kahn!“ schrie der herbeistür-
zende Mensch — eine breite, kräftige
Gestalt, aber jetzt entstellt durch die
Flucht — mit fliegendem Haar, ver¬
worrenem Bart, schreckensbleichen,
gespannten Zügen, ohne Mantel,
Hauptbedeckung und Schwert.--

Ruodi zum Hirten. Treibt Ihr jetzt heim?
Kuoni. Die Alp' ist abgeweidet,
Werni. Glücksel'ge Heimkehr, Senn!
Kuoni. Die wünsch' ich Euch.
Von Eurer Fahrt kehrt sich's nicht immer wieder.
Ruodi. Dort kommt ein Mann in voller Hast gelaufen,
Werni, Ich kenn' ihn, 's ist der Baumgart von Alzellen.
Konrad Baumgarten, athemlos herein¬
stürzend.
Baumgarten. Um Gotteswiben, Fährmann, Euren Kahn!




Ich glaube, unsere Leser haben genug an dieser Probe. Wir unse¬
rerseits gestehen es uuverholen, daß wir dieses Plagiat an unserem großen
Dichter, dieses rücksichtslose Verballhorniren der edlen Einfachheit und der
kräftigen Kürze eines Werkes, welches das Lieblingseigenthum der deutschen
Nation geworden ist, für eine unverschämte Beleidigung gegen dieselbe
halten, für eine Frechheit, die eine empfindlichere Züchtigung verdient als
diese Blätter dem Verfasser zu geben vermögen. Wo das Handwerk zu
solchen Mitteln greift, da ist es Zeit, daß man dagegen ernstlich einschrei¬
tet. Vor wenigen Monaten verhandelten die Pariser Gerichte einen Prozeß,
in welchem Victor Hugo einen Opernbuch-Verfasser verklagte, weil er eines sei¬
ner Werke zu einem Operntert benutzte. Das Gericht sprach dem Dich¬
ter der Notre Dame eine bedeutende Entschädigung zu. Was würde man
in Frankreich zu Herrn Belani sagen?

Der deutsche Dichter hat kein Gericht, das seine Interessen vertheidigt.
Darum muß die Nation zu Gerichte sitzen und ihren Bannstrahl gegen
freche Eingriffe schleudern. Ihrem Urtheile übergeben wir den Verfasser
dieser: Schillers Dramen in erzählender Form!!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/296>, abgerufen am 25.11.2024.