Aylwin, historische Erzählung von Dr. W. Seyffahrt, aus der Zeit des noch glimmenden Hasses der Sachsen und Normannen unter Heinrich I. von England. Der Anfang ist, daß König Heinrich und ein junger Ritter ihr Auge auf die schöne Tochter des königlichen Münzmeisters werfen; das Ende, daß der Edelmann sich mit dem Mädchen vermählt. Dazwischen liegt ein überaus weitläufiger Tractatus, theils über jenen an¬ fangs erwähnten Blick, theils über einen Proceß wegen angeblicher Verun¬ treuung des Münzgoldes, wodurch des Ritters Oheim, ein geiziger Bischof, den Vater der Schönen zu verderben trachtet. Mögen auch alle diese Dinge in der Chronik, auf die der Verfasser verweist, in unbarmherziger Weit¬ läufigkeit verzeichnet sein, so gehören sie doch nicht in eine Erzählung, wie sie der Versasser zu liefern hatte. Der historische Werth einer Novelle beruht nicht in der Masse des Details, in antiquarischer Ausführlichkeit, sonst könnte man jede Chronik und jedes Archiv zum Musenquell machen.
Das getheilte Herz, Novelle von Elise Ehrhardt, revidirt und aus den nachgelassenen Papieren der Verfasserin herausgegeben von Dr. Fr. Bolger, ist eine Skizze von geringem Umfange, von der Art, wie Damen sie zu schreiben lieben. Etwas Leichtsinn und viel große Welt, Gefühl und Kälte, Schmerz und Verlust sind die Ingredienzien der an¬ spruchslosen Erzählung. --
Th. Schliephake,
Aylwin, historische Erzählung von Dr. W. Seyffahrt, aus der Zeit des noch glimmenden Hasses der Sachsen und Normannen unter Heinrich I. von England. Der Anfang ist, daß König Heinrich und ein junger Ritter ihr Auge auf die schöne Tochter des königlichen Münzmeisters werfen; das Ende, daß der Edelmann sich mit dem Mädchen vermählt. Dazwischen liegt ein überaus weitläufiger Tractatus, theils über jenen an¬ fangs erwähnten Blick, theils über einen Proceß wegen angeblicher Verun¬ treuung des Münzgoldes, wodurch des Ritters Oheim, ein geiziger Bischof, den Vater der Schönen zu verderben trachtet. Mögen auch alle diese Dinge in der Chronik, auf die der Verfasser verweist, in unbarmherziger Weit¬ läufigkeit verzeichnet sein, so gehören sie doch nicht in eine Erzählung, wie sie der Versasser zu liefern hatte. Der historische Werth einer Novelle beruht nicht in der Masse des Details, in antiquarischer Ausführlichkeit, sonst könnte man jede Chronik und jedes Archiv zum Musenquell machen.
Das getheilte Herz, Novelle von Elise Ehrhardt, revidirt und aus den nachgelassenen Papieren der Verfasserin herausgegeben von Dr. Fr. Bolger, ist eine Skizze von geringem Umfange, von der Art, wie Damen sie zu schreiben lieben. Etwas Leichtsinn und viel große Welt, Gefühl und Kälte, Schmerz und Verlust sind die Ingredienzien der an¬ spruchslosen Erzählung. —
Th. Schliephake,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbcorresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/179664"facs="#f0281"n="273"/><p>Aylwin, historische Erzählung von Dr. W. Seyffahrt, aus<lb/>
der Zeit des noch glimmenden Hasses der Sachsen und Normannen unter<lb/>
Heinrich I. von England. Der Anfang ist, daß König Heinrich und ein<lb/>
junger Ritter ihr Auge auf die schöne Tochter des königlichen Münzmeisters<lb/>
werfen; das Ende, daß der Edelmann sich mit dem Mädchen vermählt.<lb/>
Dazwischen liegt ein überaus weitläufiger Tractatus, theils über jenen an¬<lb/>
fangs erwähnten Blick, theils über einen Proceß wegen angeblicher Verun¬<lb/>
treuung des Münzgoldes, wodurch des Ritters Oheim, ein geiziger Bischof,<lb/>
den Vater der Schönen zu verderben trachtet. Mögen auch alle diese Dinge<lb/>
in der Chronik, auf die der Verfasser verweist, in unbarmherziger Weit¬<lb/>
läufigkeit verzeichnet sein, so gehören sie doch nicht in eine Erzählung, wie<lb/>
sie der Versasser zu liefern hatte. Der historische Werth einer Novelle<lb/>
beruht nicht in der Masse des Details, in antiquarischer Ausführlichkeit,<lb/>
sonst könnte man jede Chronik und jedes Archiv zum Musenquell machen.</p><lb/><p>Das getheilte Herz, Novelle von Elise Ehrhardt, revidirt<lb/>
und aus den nachgelassenen Papieren der Verfasserin herausgegeben von<lb/>
Dr. Fr. Bolger, ist eine Skizze von geringem Umfange, von der Art,<lb/>
wie Damen sie zu schreiben lieben. Etwas Leichtsinn und viel große Welt,<lb/>
Gefühl und Kälte, Schmerz und Verlust sind die Ingredienzien der an¬<lb/>
spruchslosen Erzählung. —</p><lb/><bibl>Th. Schliephake,</bibl></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></body></text></TEI>
[273/0281]
Aylwin, historische Erzählung von Dr. W. Seyffahrt, aus
der Zeit des noch glimmenden Hasses der Sachsen und Normannen unter
Heinrich I. von England. Der Anfang ist, daß König Heinrich und ein
junger Ritter ihr Auge auf die schöne Tochter des königlichen Münzmeisters
werfen; das Ende, daß der Edelmann sich mit dem Mädchen vermählt.
Dazwischen liegt ein überaus weitläufiger Tractatus, theils über jenen an¬
fangs erwähnten Blick, theils über einen Proceß wegen angeblicher Verun¬
treuung des Münzgoldes, wodurch des Ritters Oheim, ein geiziger Bischof,
den Vater der Schönen zu verderben trachtet. Mögen auch alle diese Dinge
in der Chronik, auf die der Verfasser verweist, in unbarmherziger Weit¬
läufigkeit verzeichnet sein, so gehören sie doch nicht in eine Erzählung, wie
sie der Versasser zu liefern hatte. Der historische Werth einer Novelle
beruht nicht in der Masse des Details, in antiquarischer Ausführlichkeit,
sonst könnte man jede Chronik und jedes Archiv zum Musenquell machen.
Das getheilte Herz, Novelle von Elise Ehrhardt, revidirt
und aus den nachgelassenen Papieren der Verfasserin herausgegeben von
Dr. Fr. Bolger, ist eine Skizze von geringem Umfange, von der Art,
wie Damen sie zu schreiben lieben. Etwas Leichtsinn und viel große Welt,
Gefühl und Kälte, Schmerz und Verlust sind die Ingredienzien der an¬
spruchslosen Erzählung. —
Th. Schliephake,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-19T17:23:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Per 61 k-1).
(2013-11-19T17:23:38Z)
Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/281>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.