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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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Hier fürchtet der Verfasser, daß man ihn, seiner warmen Worte für
Brabo-Nassau wegen, des Orangismus beschuldigen werde, er verwahrt sich
dagegen; aber die Art, wie dabei mit dem verehrten Leser umgegangen
wird, ist etwas familiär und sehr frappant, indem er sagt:

Maer ezel! 'k weet toch wat ik zeg;
Aber, Esel! ich weiß doch was ich sag' --.

Um den Streit zu schlichten, beginnt drittens die Geschichte einer Katze,
die bei einem ehrwürdigen Priester eine gute Aufnahme gefunden hatte, aber
bald, da sie ihre Gefährten in der Nachbarschaft rumoren hörte, des Wohl¬
lebens überdrüssig, sich wieder auf den Lauf machte, dieses aber bald be-
reuete, denn:

"Die Hunde bellten, wenn sie schlief,
Die Jungen warfen, wo sie lief --"

und sie hatte überhaupt Vieles auszustehen. Seine Ehrwürden aber woll¬
ten jetzt das Thier auch nicht wieder aufnehmen.

Unter dieser Katze ist das Volk verstanden, das nicht lange in der
Sorglosigkeit, da es in dem ehrwürdigen Herrn repräsentirt ist, verharren
könne. Fürst Brabo hatte viele Jahre ruhig geherrscht, als sich plötzlich
wieder die Klagen von Unglück, Sklaverei und Leid hören ließen; zwei
oder drei Sprachen bearbeiteten das Volk in den Zeitungen, und sagten in
beliebter Journallitanei:

"Hoe dat de vorsten, altemael
Door hebzucht aengedreven, 't stael
Voor boer en burger wetten."
"Wie daß die Fürsten, allzumal
Durch Habsucht angetrieben, den Stahl
Für Bau'r und Bürger wetzten."

Und sieh, die Menge stimmt wieder ein in die Klagen; das Brod und
Fleisch sei theuer, die Presse gehemmt:

"Het onderwys is nit meer vry.
Men leert verboden boeken,
Door Luther eu Kalvyn gemaekt,
Waerin men God den Heere laekt,
Door nooitgehoorde vloeken."
"Der Unterricht ist nicht mehr frei.
Man lehrt verbotne Bücher,
Von Luther und Kalvin gemacht,
Worin man Gott den Herrn verlacht
In unerhörten Flüchen."

Hier fürchtet der Verfasser, daß man ihn, seiner warmen Worte für
Brabo-Nassau wegen, des Orangismus beschuldigen werde, er verwahrt sich
dagegen; aber die Art, wie dabei mit dem verehrten Leser umgegangen
wird, ist etwas familiär und sehr frappant, indem er sagt:

Maer ezel! 'k weet toch wat ik zeg;
Aber, Esel! ich weiß doch was ich sag' —.

Um den Streit zu schlichten, beginnt drittens die Geschichte einer Katze,
die bei einem ehrwürdigen Priester eine gute Aufnahme gefunden hatte, aber
bald, da sie ihre Gefährten in der Nachbarschaft rumoren hörte, des Wohl¬
lebens überdrüssig, sich wieder auf den Lauf machte, dieses aber bald be-
reuete, denn:

„Die Hunde bellten, wenn sie schlief,
Die Jungen warfen, wo sie lief —〟

und sie hatte überhaupt Vieles auszustehen. Seine Ehrwürden aber woll¬
ten jetzt das Thier auch nicht wieder aufnehmen.

Unter dieser Katze ist das Volk verstanden, das nicht lange in der
Sorglosigkeit, da es in dem ehrwürdigen Herrn repräsentirt ist, verharren
könne. Fürst Brabo hatte viele Jahre ruhig geherrscht, als sich plötzlich
wieder die Klagen von Unglück, Sklaverei und Leid hören ließen; zwei
oder drei Sprachen bearbeiteten das Volk in den Zeitungen, und sagten in
beliebter Journallitanei:

„Hoe dat de vorsten, altemael
Door hebzucht aengedreven, 't stael
Voor boer en burger wetten.〟
„Wie daß die Fürsten, allzumal
Durch Habsucht angetrieben, den Stahl
Für Bau'r und Bürger wetzten.〟

Und sieh, die Menge stimmt wieder ein in die Klagen; das Brod und
Fleisch sei theuer, die Presse gehemmt:

„Het onderwys is nit meer vry.
Men leert verboden boeken,
Door Luther eu Kalvyn gemaekt,
Waerin men God den Heere laekt,
Door nooitgehoorde vloeken.〟
„Der Unterricht ist nicht mehr frei.
Man lehrt verbotne Bücher,
Von Luther und Kalvin gemacht,
Worin man Gott den Herrn verlacht
In unerhörten Flüchen.〟
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[217/0225] Hier fürchtet der Verfasser, daß man ihn, seiner warmen Worte für Brabo-Nassau wegen, des Orangismus beschuldigen werde, er verwahrt sich dagegen; aber die Art, wie dabei mit dem verehrten Leser umgegangen wird, ist etwas familiär und sehr frappant, indem er sagt: Maer ezel! 'k weet toch wat ik zeg; Aber, Esel! ich weiß doch was ich sag' —. Um den Streit zu schlichten, beginnt drittens die Geschichte einer Katze, die bei einem ehrwürdigen Priester eine gute Aufnahme gefunden hatte, aber bald, da sie ihre Gefährten in der Nachbarschaft rumoren hörte, des Wohl¬ lebens überdrüssig, sich wieder auf den Lauf machte, dieses aber bald be- reuete, denn: „Die Hunde bellten, wenn sie schlief, Die Jungen warfen, wo sie lief —〟 und sie hatte überhaupt Vieles auszustehen. Seine Ehrwürden aber woll¬ ten jetzt das Thier auch nicht wieder aufnehmen. Unter dieser Katze ist das Volk verstanden, das nicht lange in der Sorglosigkeit, da es in dem ehrwürdigen Herrn repräsentirt ist, verharren könne. Fürst Brabo hatte viele Jahre ruhig geherrscht, als sich plötzlich wieder die Klagen von Unglück, Sklaverei und Leid hören ließen; zwei oder drei Sprachen bearbeiteten das Volk in den Zeitungen, und sagten in beliebter Journallitanei: „Hoe dat de vorsten, altemael Door hebzucht aengedreven, 't stael Voor boer en burger wetten.〟 „Wie daß die Fürsten, allzumal Durch Habsucht angetrieben, den Stahl Für Bau'r und Bürger wetzten.〟 Und sieh, die Menge stimmt wieder ein in die Klagen; das Brod und Fleisch sei theuer, die Presse gehemmt: „Het onderwys is nit meer vry. Men leert verboden boeken, Door Luther eu Kalvyn gemaekt, Waerin men God den Heere laekt, Door nooitgehoorde vloeken.〟 „Der Unterricht ist nicht mehr frei. Man lehrt verbotne Bücher, Von Luther und Kalvin gemacht, Worin man Gott den Herrn verlacht In unerhörten Flüchen.〟

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Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T17:23:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/225>, abgerufen am 25.11.2024.