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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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Der Herzog von Orleans und Herr von Villele, benutzten diese
Zeit zur Reorganisation Frankreichs und zum Aufbau des Staatsgebäudes
auf unerschütterlicher Grundlage. Sie wurden auf bewundernswerthe Weise
von den ersten Staatsmännern, den größten Bürgern und den geehrtesten
Schriftstellern der Nation unterstützt. Dank der Freiheit der Discussion,
und um mich eines damals von dem Herzog von Broglie gebrauchten
Ausdruckes zu bedienen, kannte das Publikum alle Thatsachen und die Regie¬
rung alle Meinungen. Die Presse war keine Fessel, sondern ein ungeheurer
Hebel. An der Spitze der großen Bewegung in den Gedanken, bemerkte
man die Herren von Chateaubriand, den Herrscher des Wortes, Laffitte,
von Fitz-James, Barrot, von Dreuz-Breze, Mauguin, von
Larochefaucauld
, Dupin, Royaz und viele andere. Damals fieng
man auch an, von Herrn Thiers zu reden, der immer bereit war, die
revolutionären Ideen zu bekämpfen und von Herrn Cormenin, voll glei¬
chen Eifers, sie mit mächtiger Ironie zu überwältigen.

Die Krone erhielt eine Ausstattung in Staatswaldungen, der Clerus
erhielt ebenfalls eine besondere Ausstattung. Das Budget wurde auf den
Friedensfuß fixirt. Die Nationalversammlung erhielt allein das Recht, die
zur Betreibung außerordentlicher Ausgaben nöthigen Steuern zu bewilligen.
Die Linke und Rechte waren immer einig, wo es sich um den Fortschritt
handelte, das Centrum stimmte mit der Rechten, bei allen Fragen der Ord¬
nung und Sicherheit, und mit der Linken bei allen Fragen der Freiheit,
welcher die Rechte zwar auch nicht gram war, sie jedoch in ihrem Gange
zu leiten unternahm. Bei einer solchen Versammlung hatten die großen
Landesinteressen eine gefürchtete Majorität.

Die Pairskammer zeichnete sich durch reichen Glanz aus und bildete
den großen Rath der Krone. Sie wurde aus allen Berühmtheiten Frank¬
reichs zusammengesetzt. Sie begriff die Bank der Marschälle, die der Erz-
bischöfe und Bischöfe, die der Generale und der Magistratur. Man sah
auch hier berühmte Manufacturisten, ausgezeichnete Schriftsteller und große
Dichter. Lamartine wurde zum Pair ernannt. Sie hatte insbesondere das
Amt der fleißigen Abfassung der Gesetze, die sodann der Zustimmung der
Nationalversammlung unterworfen waren.

Frankreich wurde in Provinzen getheilt, die sich selbst verwalteten, ihre
Landstraßen und Posten unterhielten und alle ihre Localbedürfnisse aus ihren
eigenen Hilfsquellen befriedigten. Man brauchte wegen des Baues einer
Schleuse, der Ausbesserung eines Vicinalweges, der Regulirung eines Flusses
sich nicht mehr an das Ministerium zu wenden. Die Minister konnten alle
ihre Zeit den allgemeinen Interessen widmen und das Geschlecht der Sup-
plicanten verlor sich.

Der Herzog von Orleans und Herr von Villele, benutzten diese
Zeit zur Reorganisation Frankreichs und zum Aufbau des Staatsgebäudes
auf unerschütterlicher Grundlage. Sie wurden auf bewundernswerthe Weise
von den ersten Staatsmännern, den größten Bürgern und den geehrtesten
Schriftstellern der Nation unterstützt. Dank der Freiheit der Discussion,
und um mich eines damals von dem Herzog von Broglie gebrauchten
Ausdruckes zu bedienen, kannte das Publikum alle Thatsachen und die Regie¬
rung alle Meinungen. Die Presse war keine Fessel, sondern ein ungeheurer
Hebel. An der Spitze der großen Bewegung in den Gedanken, bemerkte
man die Herren von Chateaubriand, den Herrscher des Wortes, Laffitte,
von Fitz-James, Barrot, von Dreuz-Brezé, Mauguin, von
Larochefaucauld
, Dupin, Royaz und viele andere. Damals fieng
man auch an, von Herrn Thiers zu reden, der immer bereit war, die
revolutionären Ideen zu bekämpfen und von Herrn Cormenin, voll glei¬
chen Eifers, sie mit mächtiger Ironie zu überwältigen.

Die Krone erhielt eine Ausstattung in Staatswaldungen, der Clerus
erhielt ebenfalls eine besondere Ausstattung. Das Budget wurde auf den
Friedensfuß fixirt. Die Nationalversammlung erhielt allein das Recht, die
zur Betreibung außerordentlicher Ausgaben nöthigen Steuern zu bewilligen.
Die Linke und Rechte waren immer einig, wo es sich um den Fortschritt
handelte, das Centrum stimmte mit der Rechten, bei allen Fragen der Ord¬
nung und Sicherheit, und mit der Linken bei allen Fragen der Freiheit,
welcher die Rechte zwar auch nicht gram war, sie jedoch in ihrem Gange
zu leiten unternahm. Bei einer solchen Versammlung hatten die großen
Landesinteressen eine gefürchtete Majorität.

Die Pairskammer zeichnete sich durch reichen Glanz aus und bildete
den großen Rath der Krone. Sie wurde aus allen Berühmtheiten Frank¬
reichs zusammengesetzt. Sie begriff die Bank der Marschälle, die der Erz-
bischöfe und Bischöfe, die der Generale und der Magistratur. Man sah
auch hier berühmte Manufacturisten, ausgezeichnete Schriftsteller und große
Dichter. Lamartine wurde zum Pair ernannt. Sie hatte insbesondere das
Amt der fleißigen Abfassung der Gesetze, die sodann der Zustimmung der
Nationalversammlung unterworfen waren.

Frankreich wurde in Provinzen getheilt, die sich selbst verwalteten, ihre
Landstraßen und Posten unterhielten und alle ihre Localbedürfnisse aus ihren
eigenen Hilfsquellen befriedigten. Man brauchte wegen des Baues einer
Schleuse, der Ausbesserung eines Vicinalweges, der Regulirung eines Flusses
sich nicht mehr an das Ministerium zu wenden. Die Minister konnten alle
ihre Zeit den allgemeinen Interessen widmen und das Geschlecht der Sup-
plicanten verlor sich.

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[190/0198] Der Herzog von Orleans und Herr von Villele, benutzten diese Zeit zur Reorganisation Frankreichs und zum Aufbau des Staatsgebäudes auf unerschütterlicher Grundlage. Sie wurden auf bewundernswerthe Weise von den ersten Staatsmännern, den größten Bürgern und den geehrtesten Schriftstellern der Nation unterstützt. Dank der Freiheit der Discussion, und um mich eines damals von dem Herzog von Broglie gebrauchten Ausdruckes zu bedienen, kannte das Publikum alle Thatsachen und die Regie¬ rung alle Meinungen. Die Presse war keine Fessel, sondern ein ungeheurer Hebel. An der Spitze der großen Bewegung in den Gedanken, bemerkte man die Herren von Chateaubriand, den Herrscher des Wortes, Laffitte, von Fitz-James, Barrot, von Dreuz-Brezé, Mauguin, von Larochefaucauld, Dupin, Royaz und viele andere. Damals fieng man auch an, von Herrn Thiers zu reden, der immer bereit war, die revolutionären Ideen zu bekämpfen und von Herrn Cormenin, voll glei¬ chen Eifers, sie mit mächtiger Ironie zu überwältigen. Die Krone erhielt eine Ausstattung in Staatswaldungen, der Clerus erhielt ebenfalls eine besondere Ausstattung. Das Budget wurde auf den Friedensfuß fixirt. Die Nationalversammlung erhielt allein das Recht, die zur Betreibung außerordentlicher Ausgaben nöthigen Steuern zu bewilligen. Die Linke und Rechte waren immer einig, wo es sich um den Fortschritt handelte, das Centrum stimmte mit der Rechten, bei allen Fragen der Ord¬ nung und Sicherheit, und mit der Linken bei allen Fragen der Freiheit, welcher die Rechte zwar auch nicht gram war, sie jedoch in ihrem Gange zu leiten unternahm. Bei einer solchen Versammlung hatten die großen Landesinteressen eine gefürchtete Majorität. Die Pairskammer zeichnete sich durch reichen Glanz aus und bildete den großen Rath der Krone. Sie wurde aus allen Berühmtheiten Frank¬ reichs zusammengesetzt. Sie begriff die Bank der Marschälle, die der Erz- bischöfe und Bischöfe, die der Generale und der Magistratur. Man sah auch hier berühmte Manufacturisten, ausgezeichnete Schriftsteller und große Dichter. Lamartine wurde zum Pair ernannt. Sie hatte insbesondere das Amt der fleißigen Abfassung der Gesetze, die sodann der Zustimmung der Nationalversammlung unterworfen waren. Frankreich wurde in Provinzen getheilt, die sich selbst verwalteten, ihre Landstraßen und Posten unterhielten und alle ihre Localbedürfnisse aus ihren eigenen Hilfsquellen befriedigten. Man brauchte wegen des Baues einer Schleuse, der Ausbesserung eines Vicinalweges, der Regulirung eines Flusses sich nicht mehr an das Ministerium zu wenden. Die Minister konnten alle ihre Zeit den allgemeinen Interessen widmen und das Geschlecht der Sup- plicanten verlor sich.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/198>, abgerufen am 23.11.2024.