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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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Ihr verliert die Freiheit, weil Ihr durch Eure Tugenden die Gleichheit
gefährdet.""

"So denkt aber nicht ganz Frankreich. Es ist ein katholisches Land durch
die dreifache Macht seiner Geschichte, seines Geistes und seiner Gesinnung.
Nur im Tode hört es auf, katholisch zu sein. Es ist aber auch ein Land
der Freiheit, ein solches, wo es nach Bossuets Ausdruck "immer gewisse
Grundprincipien gegeben hat, gegen welche alles, was geschieht, in sich
den Charakter der Nichtigkeit trägt." Zu jeder Zeit kann man an dem
Busen dieses Volkes die Schläge des Herzens des Germanen fühlen, der
in Wäldern geboren und erstarkt ist. Wer hofft, daß es diesen seinen ur¬
sprünglichen Charakter verlieren könne, der hofft auf seinen Tod. So lange
es noch einen Tropfen französischen Blutes auf der Erde giebt, wird die
Gerechtigkeit einen wehrhaften Kämpen finden. Daraus kann man schlie¬
ßen, daß die beiden Grundprincipien der französischen Nationalität sich im¬
mer einander ergänzen und vervollkommnen müssen und daß ihr Kampf die
Existenz des Landes in ihrer Quelle gefährdet."

"Die Vergangenheit sollte uns belehren. Seit 50 Jahren haben der Glaube
und die Freiheit vieles geduldet in Frankreich. Sind sie deshalb unterdrückt
worden? Sie stehen da herrlich wie am ersten Tage. Frankreich steht an
der Spitze der katholischen Länder, wie der Länder der Freiheit......."

"Die Gesellschaft ist in ihren Grundfesten erschüttert. Sie bedarf aller
möglichen Hilfsquellen. Neben dem kühn hervortretenden Egoismus sehen
wir Gemüther, die ein Beispiel freiwilliger Selbstverleugnung geben. Be¬
willigen wir der Tugend die Rechte, die früher das Verbrechen hatte, und
gewähren wir ihr eine Zufluchtsstätte. Es giebt immer auf der Erde Wan¬
derer, die müde sind ihres Pfades, und keiner kann sich schmeicheln, daß er
niemals ihren Reihen angehören werde......"

"Umsonst will man sich es verschweigen! Die religiösen, die Ackerbau-
und Industriegesellschaften sind das einzige Heilmittel gegen die ewige Fort¬
dauer der Revolutionen. Die Menschheit geht niemals rückwärts. Wie
groß auch ihre Leiden sein mögen, niemals wird man die alten aristokra¬
tischen Verfassungen zurückwünschen, aber man wird in freiwilligen Verei¬
nigungen, die auf Arbeit und Religion beruhen die Mittel gegen die
Krankheit des zersplitternden Individualismus finden. Das bezeugen die
Tendenzen, die sich allenthalben kund geben. Wenn die Regierung diese
Tendenzen zwar überwacht aber schützt, so wird sie großen Umwälzungen
zuvorkommen. Die menschliche Natur ist darin merkwürdig, daß sie mit
der Krankheit auch die Arznei in sich trägt. Lassen wir sie gewähren, und
gedenken wir an die Worte der Schrift: Gott hat die Nationen heilbar auf
der Erde erschaffen."

Ihr verliert die Freiheit, weil Ihr durch Eure Tugenden die Gleichheit
gefährdet.““

„So denkt aber nicht ganz Frankreich. Es ist ein katholisches Land durch
die dreifache Macht seiner Geschichte, seines Geistes und seiner Gesinnung.
Nur im Tode hört es auf, katholisch zu sein. Es ist aber auch ein Land
der Freiheit, ein solches, wo es nach Bossuets Ausdruck „immer gewisse
Grundprincipien gegeben hat, gegen welche alles, was geschieht, in sich
den Charakter der Nichtigkeit trägt.“ Zu jeder Zeit kann man an dem
Busen dieses Volkes die Schläge des Herzens des Germanen fühlen, der
in Wäldern geboren und erstarkt ist. Wer hofft, daß es diesen seinen ur¬
sprünglichen Charakter verlieren könne, der hofft auf seinen Tod. So lange
es noch einen Tropfen französischen Blutes auf der Erde giebt, wird die
Gerechtigkeit einen wehrhaften Kämpen finden. Daraus kann man schlie¬
ßen, daß die beiden Grundprincipien der französischen Nationalität sich im¬
mer einander ergänzen und vervollkommnen müssen und daß ihr Kampf die
Existenz des Landes in ihrer Quelle gefährdet.“

„Die Vergangenheit sollte uns belehren. Seit 50 Jahren haben der Glaube
und die Freiheit vieles geduldet in Frankreich. Sind sie deshalb unterdrückt
worden? Sie stehen da herrlich wie am ersten Tage. Frankreich steht an
der Spitze der katholischen Länder, wie der Länder der Freiheit.......“

„Die Gesellschaft ist in ihren Grundfesten erschüttert. Sie bedarf aller
möglichen Hilfsquellen. Neben dem kühn hervortretenden Egoismus sehen
wir Gemüther, die ein Beispiel freiwilliger Selbstverleugnung geben. Be¬
willigen wir der Tugend die Rechte, die früher das Verbrechen hatte, und
gewähren wir ihr eine Zufluchtsstätte. Es giebt immer auf der Erde Wan¬
derer, die müde sind ihres Pfades, und keiner kann sich schmeicheln, daß er
niemals ihren Reihen angehören werde......“

„Umsonst will man sich es verschweigen! Die religiösen, die Ackerbau-
und Industriegesellschaften sind das einzige Heilmittel gegen die ewige Fort¬
dauer der Revolutionen. Die Menschheit geht niemals rückwärts. Wie
groß auch ihre Leiden sein mögen, niemals wird man die alten aristokra¬
tischen Verfassungen zurückwünschen, aber man wird in freiwilligen Verei¬
nigungen, die auf Arbeit und Religion beruhen die Mittel gegen die
Krankheit des zersplitternden Individualismus finden. Das bezeugen die
Tendenzen, die sich allenthalben kund geben. Wenn die Regierung diese
Tendenzen zwar überwacht aber schützt, so wird sie großen Umwälzungen
zuvorkommen. Die menschliche Natur ist darin merkwürdig, daß sie mit
der Krankheit auch die Arznei in sich trägt. Lassen wir sie gewähren, und
gedenken wir an die Worte der Schrift: Gott hat die Nationen heilbar auf
der Erde erschaffen.“

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[150/0158] Ihr verliert die Freiheit, weil Ihr durch Eure Tugenden die Gleichheit gefährdet.““ „So denkt aber nicht ganz Frankreich. Es ist ein katholisches Land durch die dreifache Macht seiner Geschichte, seines Geistes und seiner Gesinnung. Nur im Tode hört es auf, katholisch zu sein. Es ist aber auch ein Land der Freiheit, ein solches, wo es nach Bossuets Ausdruck „immer gewisse Grundprincipien gegeben hat, gegen welche alles, was geschieht, in sich den Charakter der Nichtigkeit trägt.“ Zu jeder Zeit kann man an dem Busen dieses Volkes die Schläge des Herzens des Germanen fühlen, der in Wäldern geboren und erstarkt ist. Wer hofft, daß es diesen seinen ur¬ sprünglichen Charakter verlieren könne, der hofft auf seinen Tod. So lange es noch einen Tropfen französischen Blutes auf der Erde giebt, wird die Gerechtigkeit einen wehrhaften Kämpen finden. Daraus kann man schlie¬ ßen, daß die beiden Grundprincipien der französischen Nationalität sich im¬ mer einander ergänzen und vervollkommnen müssen und daß ihr Kampf die Existenz des Landes in ihrer Quelle gefährdet.“ „Die Vergangenheit sollte uns belehren. Seit 50 Jahren haben der Glaube und die Freiheit vieles geduldet in Frankreich. Sind sie deshalb unterdrückt worden? Sie stehen da herrlich wie am ersten Tage. Frankreich steht an der Spitze der katholischen Länder, wie der Länder der Freiheit.......“ „Die Gesellschaft ist in ihren Grundfesten erschüttert. Sie bedarf aller möglichen Hilfsquellen. Neben dem kühn hervortretenden Egoismus sehen wir Gemüther, die ein Beispiel freiwilliger Selbstverleugnung geben. Be¬ willigen wir der Tugend die Rechte, die früher das Verbrechen hatte, und gewähren wir ihr eine Zufluchtsstätte. Es giebt immer auf der Erde Wan¬ derer, die müde sind ihres Pfades, und keiner kann sich schmeicheln, daß er niemals ihren Reihen angehören werde......“ „Umsonst will man sich es verschweigen! Die religiösen, die Ackerbau- und Industriegesellschaften sind das einzige Heilmittel gegen die ewige Fort¬ dauer der Revolutionen. Die Menschheit geht niemals rückwärts. Wie groß auch ihre Leiden sein mögen, niemals wird man die alten aristokra¬ tischen Verfassungen zurückwünschen, aber man wird in freiwilligen Verei¬ nigungen, die auf Arbeit und Religion beruhen die Mittel gegen die Krankheit des zersplitternden Individualismus finden. Das bezeugen die Tendenzen, die sich allenthalben kund geben. Wenn die Regierung diese Tendenzen zwar überwacht aber schützt, so wird sie großen Umwälzungen zuvorkommen. Die menschliche Natur ist darin merkwürdig, daß sie mit der Krankheit auch die Arznei in sich trägt. Lassen wir sie gewähren, und gedenken wir an die Worte der Schrift: Gott hat die Nationen heilbar auf der Erde erschaffen.“

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Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T17:23:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/158>, abgerufen am 24.11.2024.