Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celadon von der Donau [i. e. Greflinger, Georg]: Der Deutschen Dreyßig-Jähriger Krjeg. [s. l.], 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Der sich auf Regenspurg und Jngolstadt begab/
Des Darmstad-Hessens Volck gieng aber wieder ab.
Eh sich die Käysrischen auf Regenspurg verfügten/
Die Städt' Aschaffenburg und Miltberg wieder kriegten/
Gieng jhre Widerpart zur Stadt Heylbronn hinan/
Macht' Hall und Nördlingen jhr schleunig unterthan.
Jmgleichen Schorendorff/ daß die Frantzosen zwungen.
Wer hat in Dünckelspiel und Donawerth gedrungen?
Der schnelle Königsmarck/ also in Wallerstein.
Hierauf gieng aller Schwarm vor Stein und nahm es ein.
Nach dem für Augspurg hin/ kunt' aber nichts erlangen/
Weil seine Widerpart auf jhn kam zugegangen/
und das mit großer Macht/ dann er sechstausend Mann
Aus Böhäimb/ Oesterreich und andern Orten an
Zu Helffern überkam. Als Augspurg war entsetzet/
Wurd' alles Beyer-Land von allen so geschätzet/
Vorstört und umgekehrt/ daß dessen Häupt um Ruh
und Waffen-Stillstand sprach. Es kam jhm auch (b) dar-
zu.

Man denck' ein wenig nach/ vier Heer in einem Lande/
Zwey Freund-zwey Feindliche/ zu was für einem Stande
Solch Land gerathen kan. War einer schon gut Freind/
So war er doch dabey des Landes-Baarschafft Feind.
Das Gut ist jedem gut/ es blieb fast nichts verschonet/
Was in dem Mündelheim/ zu Münch- und Füßen wohnet/
Zu Landsberg/ Ravenspurg und andern Orten mehr/
Must' alles an das Joch/ dem Schwed- und Frantzen-Heer
Nach seiner Lust zu seyn. Was war es für ein hausen/
Als man am Boden-See die wolbeklippte Clausen
Mit samt Bregantz gewann? Was Schätze gab es da?
Wo blieb die Gegen-Macht/ ließ sie den Feind so nah
An das Tyrolerland? Sie wolte viel dargegen/
Kunt aber wenig thun/ wie dann der Schweden Degen
Auch dicht vor Lindau kam/ und es zur Ubergab
Zu zwingen eufrig fiel/ ließ aber endlich ab
Weil es zu mächtig war. Nun wurde Fried in Beyern/
Weil man des Feindes Macht nicht anders kunte steuern/
Sprach
(b) Anno 1647. den 4. Martij.
J iiij
Der ſich auf Regenſpurg und Jngolſtadt begab/
Des Darmſtad-Heſſens Volck gieng aber wieder ab.
Eh ſich die Kaͤyſriſchen auf Regenſpurg verfuͤgten/
Die Staͤdt’ Aſchaffenburg und Miltberg wieder kriegten/
Gieng jhre Widerpart zur Stadt Heylbronn hinan/
Macht’ Hall und Noͤrdlingen jhr ſchleunig unterthan.
Jmgleichen Schorendorff/ daß die Frantzoſen zwungen.
Wer hat in Duͤnckelſpiel und Donawerth gedrungen?
Der ſchnelle Koͤnigsmarck/ alſo in Wallerſtein.
Hierauf gieng aller Schwarm vor Stein und nahm es ein.
Nach dem fuͤr Augſpurg hin/ kunt’ aber nichts erlangen/
Weil ſeine Widerpart auf jhn kam zugegangen/
und das mit großer Macht/ dann er ſechstauſend Mann
Aus Boͤhaͤimb/ Oeſterreich und andern Orten an
Zu Helffern uͤberkam. Als Augſpurg war entſetzet/
Wurd’ alles Beyer-Land von allen ſo geſchaͤtzet/
Vorſtoͤrt und umgekehrt/ daß deſſen Haͤupt um Ruh
und Waffen-Stillſtand ſprach. Es kam jhm auch (b) dar-
zu.

Man denck’ ein wenig nach/ vier Heer in einem Lande/
Zwey Freund-zwey Feindliche/ zu was fuͤr einem Stande
Solch Land gerathen kan. War einer ſchon gut Freind/
So war er doch dabey des Landes-Baarſchafft Feind.
Das Gut iſt jedem gut/ es blieb faſt nichts verſchonet/
Was in dem Muͤndelheim/ zu Muͤnch- und Fuͤßen wohnet/
Zu Landsberg/ Ravenſpurg und andern Orten mehr/
Muſt’ alles an das Joch/ dem Schwed- und Frantzen-Heer
Nach ſeiner Luſt zu ſeyn. Was war es fuͤr ein hauſen/
Als man am Boden-See die wolbeklippte Clauſen
Mit ſamt Bregantz gewann? Was Schaͤtze gab es da?
Wo blieb die Gegen-Macht/ ließ ſie den Feind ſo nah
An das Tyrolerland? Sie wolte viel dargegen/
Kunt aber wenig thun/ wie dann der Schweden Degen
Auch dicht vor Lindau kam/ und es zur Ubergab
Zu zwingen eufrig fiel/ ließ aber endlich ab
Weil es zu maͤchtig war. Nun wurde Fried in Beyern/
Weil man des Feindes Macht nicht anders kunte ſteuern/
Sprach
(b) Anno 1647. den 4. Martij.
J iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0145"/>
          <l>Der &#x017F;ich auf Regen&#x017F;purg und Jngol&#x017F;tadt begab/</l><lb/>
          <l>Des Darm&#x017F;tad-He&#x017F;&#x017F;ens Volck gieng aber wieder ab.</l><lb/>
          <l>Eh &#x017F;ich die Ka&#x0364;y&#x017F;ri&#x017F;chen auf Regen&#x017F;purg verfu&#x0364;gten/</l><lb/>
          <l>Die Sta&#x0364;dt&#x2019; A&#x017F;chaffenburg und Miltberg wieder kriegten/</l><lb/>
          <l>Gieng jhre Widerpart zur Stadt Heylbronn hinan/</l><lb/>
          <l>Macht&#x2019; Hall und No&#x0364;rdlingen jhr &#x017F;chleunig unterthan.</l><lb/>
          <l>Jmgleichen Schorendorff/ daß die Frantzo&#x017F;en zwungen.</l><lb/>
          <l>Wer hat in Du&#x0364;nckel&#x017F;piel und Donawerth gedrungen?</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;chnelle Ko&#x0364;nigsmarck/ al&#x017F;o in Waller&#x017F;tein.</l><lb/>
          <l>Hierauf gieng aller Schwarm vor Stein und nahm es ein.</l><lb/>
          <l>Nach dem fu&#x0364;r Aug&#x017F;purg hin/ kunt&#x2019; aber nichts erlangen/</l><lb/>
          <l>Weil &#x017F;eine Widerpart auf jhn kam zugegangen/</l><lb/>
          <l>und das mit großer Macht/ dann er &#x017F;echstau&#x017F;end Mann</l><lb/>
          <l>Aus Bo&#x0364;ha&#x0364;imb/ Oe&#x017F;terreich und andern Orten an</l><lb/>
          <l>Zu Helffern u&#x0364;berkam. Als Aug&#x017F;purg war ent&#x017F;etzet/</l><lb/>
          <l>Wurd&#x2019; alles Beyer-Land von allen &#x017F;o ge&#x017F;cha&#x0364;tzet/</l><lb/>
          <l>Vor&#x017F;to&#x0364;rt und umgekehrt/ daß de&#x017F;&#x017F;en Ha&#x0364;upt um Ruh</l><lb/>
          <l>und Waffen-Still&#x017F;tand &#x017F;prach. Es kam jhm auch <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1647. den 4. <hi rendition="#aq">Martij.</hi></note> dar-<lb/><hi rendition="#et">zu.</hi></l><lb/>
          <l>Man denck&#x2019; ein wenig nach/ vier Heer in einem Lande/</l><lb/>
          <l>Zwey Freund-zwey Feindliche/ zu was fu&#x0364;r einem Stande</l><lb/>
          <l>Solch Land gerathen kan. War einer &#x017F;chon gut Freind/</l><lb/>
          <l>So war er doch dabey des Landes-Baar&#x017F;chafft Feind.</l><lb/>
          <l>Das Gut i&#x017F;t jedem gut/ es blieb fa&#x017F;t nichts ver&#x017F;chonet/</l><lb/>
          <l>Was in dem Mu&#x0364;ndelheim/ zu Mu&#x0364;nch- und Fu&#x0364;ßen wohnet/</l><lb/>
          <l>Zu Landsberg/ Raven&#x017F;purg und andern Orten mehr/</l><lb/>
          <l>Mu&#x017F;t&#x2019; alles an das Joch/ dem Schwed- und Frantzen-Heer</l><lb/>
          <l>Nach &#x017F;einer Lu&#x017F;t zu &#x017F;eyn. Was war es fu&#x0364;r ein hau&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Als man am Boden-See die wolbeklippte Clau&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Mit &#x017F;amt Bregantz gewann? Was Scha&#x0364;tze gab es da?</l><lb/>
          <l>Wo blieb die Gegen-Macht/ ließ &#x017F;ie den Feind &#x017F;o nah</l><lb/>
          <l>An das Tyrolerland? Sie wolte viel dargegen/</l><lb/>
          <l>Kunt aber wenig thun/ wie dann der Schweden Degen</l><lb/>
          <l>Auch dicht vor Lindau kam/ und es zur <hi rendition="#aq">U</hi>bergab</l><lb/>
          <l>Zu zwingen eufrig fiel/ ließ aber endlich ab</l><lb/>
          <l>Weil es zu ma&#x0364;chtig war. Nun wurde Fried in Beyern/</l><lb/>
          <l>Weil man des Feindes Macht nicht anders kunte &#x017F;teuern/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">J iiij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Sprach</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0145] Der ſich auf Regenſpurg und Jngolſtadt begab/ Des Darmſtad-Heſſens Volck gieng aber wieder ab. Eh ſich die Kaͤyſriſchen auf Regenſpurg verfuͤgten/ Die Staͤdt’ Aſchaffenburg und Miltberg wieder kriegten/ Gieng jhre Widerpart zur Stadt Heylbronn hinan/ Macht’ Hall und Noͤrdlingen jhr ſchleunig unterthan. Jmgleichen Schorendorff/ daß die Frantzoſen zwungen. Wer hat in Duͤnckelſpiel und Donawerth gedrungen? Der ſchnelle Koͤnigsmarck/ alſo in Wallerſtein. Hierauf gieng aller Schwarm vor Stein und nahm es ein. Nach dem fuͤr Augſpurg hin/ kunt’ aber nichts erlangen/ Weil ſeine Widerpart auf jhn kam zugegangen/ und das mit großer Macht/ dann er ſechstauſend Mann Aus Boͤhaͤimb/ Oeſterreich und andern Orten an Zu Helffern uͤberkam. Als Augſpurg war entſetzet/ Wurd’ alles Beyer-Land von allen ſo geſchaͤtzet/ Vorſtoͤrt und umgekehrt/ daß deſſen Haͤupt um Ruh und Waffen-Stillſtand ſprach. Es kam jhm auch (b) dar- zu. Man denck’ ein wenig nach/ vier Heer in einem Lande/ Zwey Freund-zwey Feindliche/ zu was fuͤr einem Stande Solch Land gerathen kan. War einer ſchon gut Freind/ So war er doch dabey des Landes-Baarſchafft Feind. Das Gut iſt jedem gut/ es blieb faſt nichts verſchonet/ Was in dem Muͤndelheim/ zu Muͤnch- und Fuͤßen wohnet/ Zu Landsberg/ Ravenſpurg und andern Orten mehr/ Muſt’ alles an das Joch/ dem Schwed- und Frantzen-Heer Nach ſeiner Luſt zu ſeyn. Was war es fuͤr ein hauſen/ Als man am Boden-See die wolbeklippte Clauſen Mit ſamt Bregantz gewann? Was Schaͤtze gab es da? Wo blieb die Gegen-Macht/ ließ ſie den Feind ſo nah An das Tyrolerland? Sie wolte viel dargegen/ Kunt aber wenig thun/ wie dann der Schweden Degen Auch dicht vor Lindau kam/ und es zur Ubergab Zu zwingen eufrig fiel/ ließ aber endlich ab Weil es zu maͤchtig war. Nun wurde Fried in Beyern/ Weil man des Feindes Macht nicht anders kunte ſteuern/ Sprach (b) Anno 1647. den 4. Martij. J iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/greflinger_krieg_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/greflinger_krieg_1657/145
Zitationshilfe: Celadon von der Donau [i. e. Greflinger, Georg]: Der Deutschen Dreyßig-Jähriger Krjeg. [s. l.], 1657, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/greflinger_krieg_1657/145>, abgerufen am 24.11.2024.