Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Graßmann, Hermann: Die Wissenschaft der extensiven Grösse oder die Ausdehnungslehre, eine neue mathematische Disciplin. Bd. 1. Leipzig, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

§ 45 Anwendung auf die Lösung algebr. Gleichungen.
Zahl noch die Art ihrer Verknüpfung mit andern Grössen festge-
halten, und in dieser Hinsicht die eine als von der andern formell
verschiedenartig aufgefasst wird, auch die Anwendbarkeit der äusse-
ren Multiplikation mit einer so schlagenden Entschiedenheit her-
austritt, dass ich wohl behaupten darf, es werde durch diese An-
wendung auch die Algebra eine wesentlich veränderte Gestalt ge-
winnen. Um hiervon eine Idee zu geben, will ich n Gleichungen
ersten Grades mit n Unbekannten setzen, von der Form
[Formel 1] wo x1 .... xn die Unbekannten seien. Hier können wir die Zah-
lenkoefficienten, welche verschiedenen Gleichungen angehören, so-
fern wir diese Verschiedenheit an ihrem Begriff noch festhalten,
als verschiedenartig ansehen, und zwar alle als an sich verschie-
denartig, d. h. als unabhängig in dem Sinne unserer Wissenschaft,
die einer und derselben Gleichung als unter sich in derselben Be-
ziehung gleichartig. Addiren wir nun in diesem Sinne alle n
Gleichungen und bezeichnen die Summe des Verschiedenartigen in
dem Sinne unserer Wissenschaft mit dem Verknüpfungszeichen [],
indem die gleichen Stellen in den so gebildeten Summenausdrücken
immer dem Gleichartigen zukommen sollen, so erhalten wir
[Formel 2] oder bezeichnen wir (a1 [] b1 [] .... [] s1) mit p1 und entsprechend
die übrigen Summen, so haben wir
[Formel 3] Aus dieser Gleichung, welche die Stelle jener n Gleichungen ver-
tritt, lässt sich nun auf der Stelle jede der Unbekannten, z. B. x1
finden, wenn wir die beiden Seiten mit dem äusseren Produkte
aus den Koefficienten der übrigen Unbekannten äusserlich multi-
pliciren, also hier mit P2 . P3 ..... Pn. Da nämlich, wenn man die
Glieder der linken Seite einzeln multiplicirt, nach dem Begriff des

§ 45 Anwendung auf die Lösung algebr. Gleichungen.
Zahl noch die Art ihrer Verknüpfung mit andern Grössen festge-
halten, und in dieser Hinsicht die eine als von der andern formell
verschiedenartig aufgefasst wird, auch die Anwendbarkeit der äusse-
ren Multiplikation mit einer so schlagenden Entschiedenheit her-
austritt, dass ich wohl behaupten darf, es werde durch diese An-
wendung auch die Algebra eine wesentlich veränderte Gestalt ge-
winnen. Um hiervon eine Idee zu geben, will ich n Gleichungen
ersten Grades mit n Unbekannten setzen, von der Form
[Formel 1] wo x1 .... xn die Unbekannten seien. Hier können wir die Zah-
lenkoefficienten, welche verschiedenen Gleichungen angehören, so-
fern wir diese Verschiedenheit an ihrem Begriff noch festhalten,
als verschiedenartig ansehen, und zwar alle als an sich verschie-
denartig, d. h. als unabhängig in dem Sinne unserer Wissenschaft,
die einer und derselben Gleichung als unter sich in derselben Be-
ziehung gleichartig. Addiren wir nun in diesem Sinne alle n
Gleichungen und bezeichnen die Summe des Verschiedenartigen in
dem Sinne unserer Wissenschaft mit dem Verknüpfungszeichen [∔],
indem die gleichen Stellen in den so gebildeten Summenausdrücken
immer dem Gleichartigen zukommen sollen, so erhalten wir
[Formel 2] oder bezeichnen wir (a1 [∔] b1 [∔] .... [∔] s1) mit p1 und entsprechend
die übrigen Summen, so haben wir
[Formel 3] Aus dieser Gleichung, welche die Stelle jener n Gleichungen ver-
tritt, lässt sich nun auf der Stelle jede der Unbekannten, z. B. x1
finden, wenn wir die beiden Seiten mit dem äusseren Produkte
aus den Koefficienten der übrigen Unbekannten äusserlich multi-
pliciren, also hier mit P2 . P3 ..... Pn. Da nämlich, wenn man die
Glieder der linken Seite einzeln multiplicirt, nach dem Begriff des

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0107" n="71"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">§ 45</hi> Anwendung auf die Lösung algebr. Gleichungen.</fw><lb/>
Zahl noch die Art ihrer Verknüpfung mit andern Grössen festge-<lb/>
halten, und in dieser Hinsicht die eine als von der andern formell<lb/>
verschiedenartig aufgefasst wird, auch die Anwendbarkeit der äusse-<lb/>
ren Multiplikation mit einer so schlagenden Entschiedenheit her-<lb/>
austritt, dass ich wohl behaupten darf, es werde durch diese An-<lb/>
wendung auch die Algebra eine wesentlich veränderte Gestalt ge-<lb/>
winnen. Um hiervon eine Idee zu geben, will ich n Gleichungen<lb/>
ersten Grades mit n Unbekannten setzen, von der Form<lb/><formula/> wo x<hi rendition="#sub">1</hi> .... x<hi rendition="#sub">n</hi> die Unbekannten seien. Hier können wir die Zah-<lb/>
lenkoefficienten, welche verschiedenen Gleichungen angehören, so-<lb/>
fern wir diese Verschiedenheit an ihrem Begriff noch festhalten,<lb/>
als verschiedenartig ansehen, und zwar alle als an sich verschie-<lb/>
denartig, d. h. als unabhängig in dem Sinne unserer Wissenschaft,<lb/>
die einer und derselben Gleichung als unter sich in derselben Be-<lb/>
ziehung gleichartig. Addiren wir nun in diesem Sinne alle n<lb/>
Gleichungen und bezeichnen die Summe des Verschiedenartigen in<lb/>
dem Sinne unserer Wissenschaft mit dem Verknüpfungszeichen <supplied>&#x2214;</supplied>,<lb/>
indem die gleichen Stellen in den so gebildeten Summenausdrücken<lb/>
immer dem Gleichartigen zukommen sollen, so erhalten wir<lb/><formula/> oder bezeichnen wir (a<hi rendition="#sub">1</hi> <supplied>&#x2214;</supplied> b<hi rendition="#sub">1</hi> <supplied>&#x2214;</supplied> .... <supplied>&#x2214;</supplied> s<hi rendition="#sub">1</hi>) mit p<hi rendition="#sub">1</hi> und entsprechend<lb/>
die übrigen Summen, so haben wir<lb/><formula/> Aus dieser Gleichung, welche die Stelle jener n Gleichungen ver-<lb/>
tritt, lässt sich nun auf der Stelle jede der Unbekannten, z. B. x<hi rendition="#sub">1</hi><lb/>
finden, wenn wir die beiden Seiten mit dem äusseren Produkte<lb/>
aus den Koefficienten der übrigen Unbekannten äusserlich multi-<lb/>
pliciren, also hier mit P<hi rendition="#sub">2</hi> . P<hi rendition="#sub">3</hi> ..... P<hi rendition="#sub">n</hi>. Da nämlich, wenn man die<lb/>
Glieder der linken Seite einzeln multiplicirt, nach dem Begriff des<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0107] § 45 Anwendung auf die Lösung algebr. Gleichungen. Zahl noch die Art ihrer Verknüpfung mit andern Grössen festge- halten, und in dieser Hinsicht die eine als von der andern formell verschiedenartig aufgefasst wird, auch die Anwendbarkeit der äusse- ren Multiplikation mit einer so schlagenden Entschiedenheit her- austritt, dass ich wohl behaupten darf, es werde durch diese An- wendung auch die Algebra eine wesentlich veränderte Gestalt ge- winnen. Um hiervon eine Idee zu geben, will ich n Gleichungen ersten Grades mit n Unbekannten setzen, von der Form [FORMEL] wo x1 .... xn die Unbekannten seien. Hier können wir die Zah- lenkoefficienten, welche verschiedenen Gleichungen angehören, so- fern wir diese Verschiedenheit an ihrem Begriff noch festhalten, als verschiedenartig ansehen, und zwar alle als an sich verschie- denartig, d. h. als unabhängig in dem Sinne unserer Wissenschaft, die einer und derselben Gleichung als unter sich in derselben Be- ziehung gleichartig. Addiren wir nun in diesem Sinne alle n Gleichungen und bezeichnen die Summe des Verschiedenartigen in dem Sinne unserer Wissenschaft mit dem Verknüpfungszeichen ∔, indem die gleichen Stellen in den so gebildeten Summenausdrücken immer dem Gleichartigen zukommen sollen, so erhalten wir [FORMEL] oder bezeichnen wir (a1 ∔ b1 ∔ .... ∔ s1) mit p1 und entsprechend die übrigen Summen, so haben wir [FORMEL] Aus dieser Gleichung, welche die Stelle jener n Gleichungen ver- tritt, lässt sich nun auf der Stelle jede der Unbekannten, z. B. x1 finden, wenn wir die beiden Seiten mit dem äusseren Produkte aus den Koefficienten der übrigen Unbekannten äusserlich multi- pliciren, also hier mit P2 . P3 ..... Pn. Da nämlich, wenn man die Glieder der linken Seite einzeln multiplicirt, nach dem Begriff des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grassmann_ausdehnungslehre_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grassmann_ausdehnungslehre_1844/107
Zitationshilfe: Graßmann, Hermann: Die Wissenschaft der extensiven Grösse oder die Ausdehnungslehre, eine neue mathematische Disciplin. Bd. 1. Leipzig, 1844, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grassmann_ausdehnungslehre_1844/107>, abgerufen am 27.04.2024.