Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831. Die Nichte. Ja! alle, alle, und die Silberpappeln knospen dazu -- O, Ca ira, ca ira. Der alte Gärtner. Nichte, das sag' ich dir ernstlich, thu was du willst, aber singe mir keine politischen Lieder. Die Nichte. Ca ira? politisch? Ich meinte, bald geht's los, und die Blumen brechen aus. Der alte Gärtner. Wir können die Fenster von den Beeten neh- men -- Ah, wie richten sich schon die Gräser auf. Hier Phalaris canariensis. Die Nichte. Welch ein weitläuftiger Name für ein so klei- nes, zierliches Ding. -- Man möchte die Gräschen ausreißen und küssen, so allerliebst stehen sie da. Der alte Gärtner. Die Kanone der Sternwarte donnert schon die zehnte Stunde an. Wir müssen fleißig seyn, wol- len wir vor Mittag noch etwas beschicken. Die Nichte. Etwas beschicken? -- Das überlaß heute den Die Nichte. Ja! alle, alle, und die Silberpappeln knoſpen dazu — O, Ça ira, ça ira. Der alte Gaͤrtner. Nichte, das ſag’ ich dir ernſtlich, thu was du willſt, aber ſinge mir keine politiſchen Lieder. Die Nichte. Ça ira? politiſch? Ich meinte, bald geht’s los, und die Blumen brechen aus. Der alte Gaͤrtner. Wir können die Fenſter von den Beeten neh- men — Ah, wie richten ſich ſchon die Gräſer auf. Hier Phalaris canariensis. Die Nichte. Welch ein weitläuftiger Name für ein ſo klei- nes, zierliches Ding. — Man möchte die Gräschen ausreißen und küſſen, ſo allerliebſt ſtehen ſie da. Der alte Gaͤrtner. Die Kanone der Sternwarte donnert ſchon die zehnte Stunde an. Wir müſſen fleißig ſeyn, wol- len wir vor Mittag noch etwas beſchicken. Die Nichte. Etwas beſchicken? — Das überlaß heute den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0087" n="79"/> <sp who="#NICHTE"> <speaker> <hi rendition="#g">Die Nichte.</hi> </speaker><lb/> <p>Ja! alle, alle, und die Silberpappeln knoſpen<lb/> dazu — O,</p><lb/> <p> <hi rendition="#aq">Ça ira, ça ira.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#GAERT"> <speaker> <hi rendition="#g">Der alte Gaͤrtner.</hi> </speaker><lb/> <p>Nichte, das ſag’ ich dir ernſtlich, thu was du<lb/> willſt, aber ſinge mir keine politiſchen Lieder.</p> </sp><lb/> <sp who="#NICHTE"> <speaker> <hi rendition="#g">Die Nichte.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#aq">Ça ira?</hi> politiſch? Ich meinte, bald geht’s los,<lb/> und die Blumen brechen aus.</p> </sp><lb/> <sp who="#GAERT"> <speaker> <hi rendition="#g">Der alte Gaͤrtner.</hi> </speaker><lb/> <p>Wir können die Fenſter von den Beeten neh-<lb/> men — Ah, wie richten ſich ſchon die Gräſer auf.<lb/> Hier <hi rendition="#aq">Phalaris canariensis.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#NICHTE"> <speaker> <hi rendition="#g">Die Nichte.</hi> </speaker><lb/> <p>Welch ein weitläuftiger Name für ein ſo klei-<lb/> nes, zierliches Ding. — Man möchte die Gräschen<lb/> ausreißen und küſſen, ſo allerliebſt ſtehen ſie da.</p> </sp><lb/> <sp who="#GAERT"> <speaker> <hi rendition="#g">Der alte Gaͤrtner.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Kanone der Sternwarte donnert ſchon die<lb/> zehnte Stunde an. Wir müſſen fleißig ſeyn, wol-<lb/> len wir vor Mittag noch etwas beſchicken.</p> </sp><lb/> <sp who="#NICHTE"> <speaker> <hi rendition="#g">Die Nichte.</hi> </speaker><lb/> <p>Etwas beſchicken? — Das überlaß heute den<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0087]
Die Nichte.
Ja! alle, alle, und die Silberpappeln knoſpen
dazu — O,
Ça ira, ça ira.
Der alte Gaͤrtner.
Nichte, das ſag’ ich dir ernſtlich, thu was du
willſt, aber ſinge mir keine politiſchen Lieder.
Die Nichte.
Ça ira? politiſch? Ich meinte, bald geht’s los,
und die Blumen brechen aus.
Der alte Gaͤrtner.
Wir können die Fenſter von den Beeten neh-
men — Ah, wie richten ſich ſchon die Gräſer auf.
Hier Phalaris canariensis.
Die Nichte.
Welch ein weitläuftiger Name für ein ſo klei-
nes, zierliches Ding. — Man möchte die Gräschen
ausreißen und küſſen, ſo allerliebſt ſtehen ſie da.
Der alte Gaͤrtner.
Die Kanone der Sternwarte donnert ſchon die
zehnte Stunde an. Wir müſſen fleißig ſeyn, wol-
len wir vor Mittag noch etwas beſchicken.
Die Nichte.
Etwas beſchicken? — Das überlaß heute den
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/87 |
Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/87>, abgerufen am 26.07.2024. |