Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.

Bild:
<< vorherige Seite
Herzog von Angouleme.
Vielleicht.
Herzog von Berry.
Sire, ich komme von dem Palais royal. Dort
seh' ich einen Lump, den ich an seinen Narben,
oder, wie man es nennen sollte, an den Brand-
maalen aus den Schlachten des corsischen Rebellen,
als einen seiner Söldner erkannte. Ich trat dem
Kerl höflich entgegen, redete ihn freundlich an,
und wähnte, ihn dadurch wieder auf den rechten
Weg zu führen, und dem Volke zu zeigen, wie
gütig ein Bourbon ist. Der Schurke beantwortete
meine wohlgemeintesten Anträge mit nichts als
Grobheiten, und als ich zuletzt rief "es lebe der
König", schwieg er, und der Pöbel mit ihm. --
Das kann kein königlicher Prinz länger verbeißen,
Sire, er müßte denn Elephantenzähne haben. Ich
habe es noch einmal gethan, um Ihrem Wunsche
zu folgen, -- aber, Sire, ich bürge nicht so weit
für mein Temperament, daß ich versichern könnte,
es auch künftig zu thun.
Herzog von Angouleme.
Und, Sire, wie mir Bruder Berry erzählt, ist
der Orleans vorher am nemlichen Orte, wo Berry
Herzog von Angouleme.
Vielleicht.
Herzog von Berry.
Sire, ich komme von dem Palais royal. Dort
ſeh’ ich einen Lump, den ich an ſeinen Narben,
oder, wie man es nennen ſollte, an den Brand-
maalen aus den Schlachten des corſiſchen Rebellen,
als einen ſeiner Söldner erkannte. Ich trat dem
Kerl höflich entgegen, redete ihn freundlich an,
und wähnte, ihn dadurch wieder auf den rechten
Weg zu führen, und dem Volke zu zeigen, wie
gütig ein Bourbon iſt. Der Schurke beantwortete
meine wohlgemeinteſten Anträge mit nichts als
Grobheiten, und als ich zuletzt rief »es lebe der
König«, ſchwieg er, und der Pöbel mit ihm. —
Das kann kein königlicher Prinz länger verbeißen,
Sire, er müßte denn Elephantenzähne haben. Ich
habe es noch einmal gethan, um Ihrem Wunſche
zu folgen, — aber, Sire, ich bürge nicht ſo weit
für mein Temperament, daß ich verſichern könnte,
es auch künftig zu thun.
Herzog von Angouleme.
Und, Sire, wie mir Bruder Berry erzählt, iſt
der Orleans vorher am nemlichen Orte, wo Berry
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0059" n="51"/>
            <sp who="#ANGO">
              <speaker><hi rendition="#g">Herzog von Angouleme</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Vielleicht.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#BERR">
              <speaker><hi rendition="#g">Herzog von Berry</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Sire, ich komme von dem Palais royal. Dort<lb/>
&#x017F;eh&#x2019; ich einen Lump, den ich an &#x017F;einen Narben,<lb/>
oder, wie man es nennen &#x017F;ollte, an den Brand-<lb/>
maalen aus den Schlachten des cor&#x017F;i&#x017F;chen Rebellen,<lb/>
als einen &#x017F;einer Söldner erkannte. Ich trat dem<lb/>
Kerl höflich entgegen, redete ihn freundlich an,<lb/>
und wähnte, ihn dadurch wieder auf den rechten<lb/>
Weg zu führen, und dem Volke zu zeigen, wie<lb/>
gütig ein Bourbon i&#x017F;t. Der Schurke beantwortete<lb/>
meine wohlgemeinte&#x017F;ten Anträge mit nichts als<lb/>
Grobheiten, und als ich zuletzt rief »es lebe der<lb/>
König«, &#x017F;chwieg er, und der Pöbel mit ihm. &#x2014;<lb/>
Das kann kein königlicher Prinz länger verbeißen,<lb/>
Sire, er müßte denn Elephantenzähne haben. Ich<lb/>
habe es noch <choice><sic>eiumal</sic><corr>einmal</corr></choice> gethan, um Ihrem Wun&#x017F;che<lb/>
zu folgen, &#x2014; aber, Sire, ich bürge nicht &#x017F;o weit<lb/>
für mein Temperament, daß ich ver&#x017F;ichern könnte,<lb/>
es auch künftig zu thun.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ANGO">
              <speaker><hi rendition="#g">Herzog von Angouleme</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Und, Sire, wie mir Bruder Berry erzählt, i&#x017F;t<lb/>
der Orleans vorher am nemlichen Orte, wo Berry<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0059] Herzog von Angouleme. Vielleicht. Herzog von Berry. Sire, ich komme von dem Palais royal. Dort ſeh’ ich einen Lump, den ich an ſeinen Narben, oder, wie man es nennen ſollte, an den Brand- maalen aus den Schlachten des corſiſchen Rebellen, als einen ſeiner Söldner erkannte. Ich trat dem Kerl höflich entgegen, redete ihn freundlich an, und wähnte, ihn dadurch wieder auf den rechten Weg zu führen, und dem Volke zu zeigen, wie gütig ein Bourbon iſt. Der Schurke beantwortete meine wohlgemeinteſten Anträge mit nichts als Grobheiten, und als ich zuletzt rief »es lebe der König«, ſchwieg er, und der Pöbel mit ihm. — Das kann kein königlicher Prinz länger verbeißen, Sire, er müßte denn Elephantenzähne haben. Ich habe es noch einmal gethan, um Ihrem Wunſche zu folgen, — aber, Sire, ich bürge nicht ſo weit für mein Temperament, daß ich verſichern könnte, es auch künftig zu thun. Herzog von Angouleme. Und, Sire, wie mir Bruder Berry erzählt, iſt der Orleans vorher am nemlichen Orte, wo Berry

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/59
Zitationshilfe: Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/59>, abgerufen am 04.05.2024.