Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.Dritte Scene. (Königliche Zimmer in den Tuillerien.) (König Ludwig und die Herzogin von Angouleme kommen.) König Ludwig. Wo ist Berry? Herzogin von Angouleme. Auf der Revue, Sire, und mein Gemahl geht ihm eben entgegen. König Ludwig. Revue! Revue! ich traue den Truppen nicht; sie gehorchen uns nur aus Noth, ein Theil ist feig, ein anderer falsch. Das sag' ich dir: weit lieber würd' ich in Hartwell wieder meine Kräuter und Blumen suchen, und nach Linne ihre Ordnungen bestimmen, als auf dem Thron Frankreichs sitzen. Herzogin von Angouleme. Sire, der Thron von Frankreich ist dein, -- du erbtest ihn, und deinen spätesten Enkeln bist du schuldig, daß du ihn bewahrst. Gott führte dich auf ihn zurück, -- versuche mit deinem Zagen Gott nicht. Dritte Scene. (Koͤnigliche Zimmer in den Tuillerien.) (Koͤnig Ludwig und die Herzogin von Angouleme kommen.) Koͤnig Ludwig. Wo iſt Berry? Herzogin von Angouleme. Auf der Revue, Sire, und mein Gemahl geht ihm eben entgegen. Koͤnig Ludwig. Revue! Revue! ich traue den Truppen nicht; ſie gehorchen uns nur aus Noth, ein Theil iſt feig, ein anderer falſch. Das ſag’ ich dir: weit lieber würd’ ich in Hartwell wieder meine Kräuter und Blumen ſuchen, und nach Linné ihre Ordnungen beſtimmen, als auf dem Thron Frankreichs ſitzen. Herzogin von Angouleme. Sire, der Thron von Frankreich iſt dein, — du erbteſt ihn, und deinen ſpäteſten Enkeln biſt du ſchuldig, daß du ihn bewahrſt. Gott führte dich auf ihn zurück, — verſuche mit deinem Zagen Gott nicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0054" n="46"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Dritte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage>(Koͤnigliche Zimmer in den Tuillerien.)<lb/> (Koͤnig Ludwig und die Herzogin von Angouleme kommen.)</stage><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig Ludwig</hi>.</speaker><lb/> <p>Wo iſt Berry?</p> </sp><lb/> <sp who="#ANGOI"> <speaker><hi rendition="#g">Herzogin von Angouleme</hi>.</speaker><lb/> <p>Auf der Revue, Sire, und mein Gemahl geht<lb/> ihm eben entgegen.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig Ludwig</hi>.</speaker><lb/> <p>Revue! Revue! ich traue den Truppen nicht;<lb/> ſie gehorchen uns nur aus Noth, ein Theil iſt feig,<lb/> ein anderer falſch. Das ſag’ ich dir: weit lieber<lb/> würd’ ich in Hartwell wieder meine Kräuter und<lb/> Blumen ſuchen, und nach Linn<hi rendition="#aq">é</hi> ihre Ordnungen<lb/> beſtimmen, als auf dem Thron Frankreichs ſitzen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANGOI"> <speaker><hi rendition="#g">Herzogin von Angouleme</hi>.</speaker><lb/> <p>Sire, der Thron von Frankreich iſt dein, — du<lb/> erbteſt ihn, und deinen ſpäteſten Enkeln biſt du<lb/> ſchuldig, daß du ihn bewahrſt. Gott führte dich<lb/> auf ihn zurück, — verſuche mit deinem Zagen<lb/> Gott nicht.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0054]
Dritte Scene.
(Koͤnigliche Zimmer in den Tuillerien.)
(Koͤnig Ludwig und die Herzogin von Angouleme kommen.)
Koͤnig Ludwig.
Wo iſt Berry?
Herzogin von Angouleme.
Auf der Revue, Sire, und mein Gemahl geht
ihm eben entgegen.
Koͤnig Ludwig.
Revue! Revue! ich traue den Truppen nicht;
ſie gehorchen uns nur aus Noth, ein Theil iſt feig,
ein anderer falſch. Das ſag’ ich dir: weit lieber
würd’ ich in Hartwell wieder meine Kräuter und
Blumen ſuchen, und nach Linné ihre Ordnungen
beſtimmen, als auf dem Thron Frankreichs ſitzen.
Herzogin von Angouleme.
Sire, der Thron von Frankreich iſt dein, — du
erbteſt ihn, und deinen ſpäteſten Enkeln biſt du
ſchuldig, daß du ihn bewahrſt. Gott führte dich
auf ihn zurück, — verſuche mit deinem Zagen
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Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/54>, abgerufen am 16.02.2025. |