Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.

Bild:
<< vorherige Seite
sitze, daselbst Geschwätz vernehme, was die Secunde
darauf vergessen ist, oder gar selbstgefällige belle-
tristische Vorlesungen anhöre, bei denen ich mein
Aufgähnen in Bewunderungsausrufungen verstecken
muß.
Fünfter Jäger.
Ueberleb' ich diesen Feldzug, so wird mir das
Andenken an euch manche flaue Theevisite, in der
ich sonst nichts gefühlt hätte, sehr heiß machen.
Major.
Was bloß Theevisiten! Nicht nur bei ihnen,
-- auch in Sturm und Noth, unter Kanonenkugeln
und unter Friedenssonnen, vor dem Trauungsal-
tar und vor dem Grabeshügel, brenne in unseren
Brüsten im ersten Glanze stets der Name eines
Jeden von uns -- Seht, die Marketenderin hat
den Wein gebracht, und er ist unendlich trefflicher
als ich vermuthete -- das Weib ist eine brave
Seele, sie kennt unsere Art, und hat für einen
Augenblick, wie den gegenwärtigen, trefflichen Hoch-
heimer aus dem Mutterfäßchen aufgespart. -- An-
gestoßen!
Zweiter Jäger.
Zuerst denn:
"die Todten sollen leben",
ſitze, daſelbſt Geſchwätz vernehme, was die Secunde
darauf vergeſſen iſt, oder gar ſelbſtgefällige belle-
triſtiſche Vorleſungen anhöre, bei denen ich mein
Aufgähnen in Bewunderungsausrufungen verſtecken
muß.
Fuͤnfter Jaͤger.
Ueberleb’ ich dieſen Feldzug, ſo wird mir das
Andenken an euch manche flaue Theeviſite, in der
ich ſonſt nichts gefühlt hätte, ſehr heiß machen.
Major.
Was bloß Theeviſiten! Nicht nur bei ihnen,
— auch in Sturm und Noth, unter Kanonenkugeln
und unter Friedensſonnen, vor dem Trauungsal-
tar und vor dem Grabeshügel, brenne in unſeren
Brüſten im erſten Glanze ſtets der Name eines
Jeden von uns — Seht, die Marketenderin hat
den Wein gebracht, und er iſt unendlich trefflicher
als ich vermuthete — das Weib iſt eine brave
Seele, ſie kennt unſere Art, und hat für einen
Augenblick, wie den gegenwärtigen, trefflichen Hoch-
heimer aus dem Mutterfäßchen aufgeſpart. — An-
geſtoßen!
Zweiter Jaͤger.
Zuerſt denn:
«die Todten ſollen leben»,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#ZJAG">
              <p><pb facs="#f0225" n="217"/>
&#x017F;itze, da&#x017F;elb&#x017F;t Ge&#x017F;chwätz vernehme, was die Secunde<lb/>
darauf verge&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t, oder gar &#x017F;elb&#x017F;tgefällige belle-<lb/>
tri&#x017F;ti&#x017F;che Vorle&#x017F;ungen anhöre, bei denen ich mein<lb/>
Aufgähnen in Bewunderungsausrufungen ver&#x017F;tecken<lb/>
muß.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FUJAG">
              <speaker> <hi rendition="#g">Fu&#x0364;nfter Ja&#x0364;ger.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Ueberleb&#x2019; ich die&#x017F;en Feldzug, &#x017F;o wird mir das<lb/>
Andenken an euch manche flaue Theevi&#x017F;ite, in der<lb/>
ich &#x017F;on&#x017F;t nichts gefühlt hätte, &#x017F;ehr heiß machen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MAJ">
              <speaker> <hi rendition="#g">Major.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Was bloß Theevi&#x017F;iten! Nicht nur bei ihnen,<lb/>
&#x2014; auch in Sturm und Noth, unter Kanonenkugeln<lb/>
und unter Friedens&#x017F;onnen, vor dem Trauungsal-<lb/>
tar und vor dem Grabeshügel, brenne in un&#x017F;eren<lb/>
Brü&#x017F;ten im er&#x017F;ten Glanze &#x017F;tets der Name eines<lb/>
Jeden von uns &#x2014; Seht, die Marketenderin hat<lb/>
den Wein gebracht, und er i&#x017F;t unendlich trefflicher<lb/>
als ich vermuthete &#x2014; das Weib i&#x017F;t eine brave<lb/>
Seele, &#x017F;ie kennt un&#x017F;ere Art, und hat für einen<lb/>
Augenblick, wie den gegenwärtigen, trefflichen Hoch-<lb/>
heimer aus dem Mutterfäßchen aufge&#x017F;part. &#x2014; An-<lb/>
ge&#x017F;toßen!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#ZJAG">
              <speaker> <hi rendition="#g">Zweiter Ja&#x0364;ger.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Zuer&#x017F;t denn:<lb/>
«die Todten &#x017F;ollen leben»,<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0225] ſitze, daſelbſt Geſchwätz vernehme, was die Secunde darauf vergeſſen iſt, oder gar ſelbſtgefällige belle- triſtiſche Vorleſungen anhöre, bei denen ich mein Aufgähnen in Bewunderungsausrufungen verſtecken muß. Fuͤnfter Jaͤger. Ueberleb’ ich dieſen Feldzug, ſo wird mir das Andenken an euch manche flaue Theeviſite, in der ich ſonſt nichts gefühlt hätte, ſehr heiß machen. Major. Was bloß Theeviſiten! Nicht nur bei ihnen, — auch in Sturm und Noth, unter Kanonenkugeln und unter Friedensſonnen, vor dem Trauungsal- tar und vor dem Grabeshügel, brenne in unſeren Brüſten im erſten Glanze ſtets der Name eines Jeden von uns — Seht, die Marketenderin hat den Wein gebracht, und er iſt unendlich trefflicher als ich vermuthete — das Weib iſt eine brave Seele, ſie kennt unſere Art, und hat für einen Augenblick, wie den gegenwärtigen, trefflichen Hoch- heimer aus dem Mutterfäßchen aufgeſpart. — An- geſtoßen! Zweiter Jaͤger. Zuerſt denn: «die Todten ſollen leben»,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/225
Zitationshilfe: Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/225>, abgerufen am 07.05.2024.