Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831. Die Dame. Diese Note wird die Revolution beendigen. Jouve. Auf das Ende, Madame, folgt stets wieder ein Anfang. (Er horcht auf:) Ah, er lies't -- Wahrhaftig, wie ich vermuthete, der alte Brei in neuen Schüsseln -- "Die Pairs- kammer erblich" -- Daß grade ein Bonaparte nicht spüren will, wie erbärmlich die aristokratische Erblichkeit ist -- "Der Kaiser ernennt die Pairs" -- Früher hieß es "der König ernennt sie" -- "Kein Mitglied der Repräsentantenkammer kann wegen Schulden verhaftet werden" -- Da werden sich die Bankerotteurs in Masse hineinmachen -- "Der Kaiser bezeichnet aus der Pairskammer die Präsidenten der Wahlcollegien auf Lebenslang" -- Er wird seine Leute schon finden -- "Der Gottes- dienst frei" -- Das Präsent kostet nichts -- Ich wollte, es hieße: "unbedingt freie Presse". -- Gottlob, der Herr Vorleser ist zu Ende. Die Dame. Der Kaiser hebt die Hand in die Höhe und beschwört die Acte! Die Dame. Dieſe Note wird die Revolution beendigen. Jouve. Auf das Ende, Madame, folgt ſtets wieder ein Anfang. (Er horcht auf:) Ah, er lieſ’t — Wahrhaftig, wie ich vermuthete, der alte Brei in neuen Schüſſeln — «Die Pairs- kammer erblich» — Daß grade ein Bonaparte nicht ſpüren will, wie erbärmlich die ariſtokratiſche Erblichkeit iſt — «Der Kaiſer ernennt die Pairs» — Früher hieß es «der König ernennt ſie» — «Kein Mitglied der Repräſentantenkammer kann wegen Schulden verhaftet werden» — Da werden ſich die Bankerotteurs in Maſſe hineinmachen — «Der Kaiſer bezeichnet aus der Pairskammer die Präſidenten der Wahlcollegien auf Lebenslang» — Er wird ſeine Leute ſchon finden — «Der Gottes- dienſt frei» — Das Präſent koſtet nichts — Ich wollte, es hieße: «unbedingt freie Preſſe». — Gottlob, der Herr Vorleſer iſt zu Ende. Die Dame. Der Kaiſer hebt die Hand in die Höhe und beſchwört die Acte! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0189" n="181"/> <sp who="#DAME"> <speaker><hi rendition="#g">Die Dame</hi>.</speaker><lb/> <p>Dieſe Note wird die Revolution beendigen.</p> </sp><lb/> <sp who="#JOU"> <speaker><hi rendition="#g">Jouve</hi>.</speaker><lb/> <p>Auf das Ende, Madame, folgt ſtets wieder ein<lb/> Anfang.</p><lb/> <stage>(Er horcht auf:)</stage><lb/> <p>Ah, er lieſ’t — Wahrhaftig, wie ich vermuthete,<lb/> der alte Brei in neuen Schüſſeln — «Die Pairs-<lb/> kammer erblich» — Daß grade ein Bonaparte<lb/> nicht ſpüren will, wie erbärmlich die ariſtokratiſche<lb/> Erblichkeit iſt — «Der Kaiſer ernennt die Pairs»<lb/> — Früher hieß es «der König ernennt ſie» —<lb/> «Kein Mitglied der Repräſentantenkammer kann<lb/> wegen Schulden verhaftet werden» — Da werden<lb/> ſich die Bankerotteurs in Maſſe hineinmachen —<lb/> «Der Kaiſer bezeichnet aus der Pairskammer die<lb/> Präſidenten der Wahlcollegien auf Lebenslang» —<lb/> Er wird ſeine Leute ſchon finden — «Der Gottes-<lb/> dienſt frei» — Das Präſent koſtet nichts — Ich<lb/> wollte, es hieße: «unbedingt freie Preſſe». —<lb/> Gottlob, der Herr Vorleſer iſt zu Ende.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAME"> <speaker><hi rendition="#g">Die Dame</hi>.</speaker><lb/> <p>Der Kaiſer hebt die Hand in die Höhe und<lb/> beſchwört die Acte!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0189]
Die Dame.
Dieſe Note wird die Revolution beendigen.
Jouve.
Auf das Ende, Madame, folgt ſtets wieder ein
Anfang.
(Er horcht auf:)
Ah, er lieſ’t — Wahrhaftig, wie ich vermuthete,
der alte Brei in neuen Schüſſeln — «Die Pairs-
kammer erblich» — Daß grade ein Bonaparte
nicht ſpüren will, wie erbärmlich die ariſtokratiſche
Erblichkeit iſt — «Der Kaiſer ernennt die Pairs»
— Früher hieß es «der König ernennt ſie» —
«Kein Mitglied der Repräſentantenkammer kann
wegen Schulden verhaftet werden» — Da werden
ſich die Bankerotteurs in Maſſe hineinmachen —
«Der Kaiſer bezeichnet aus der Pairskammer die
Präſidenten der Wahlcollegien auf Lebenslang» —
Er wird ſeine Leute ſchon finden — «Der Gottes-
dienſt frei» — Das Präſent koſtet nichts — Ich
wollte, es hieße: «unbedingt freie Preſſe». —
Gottlob, der Herr Vorleſer iſt zu Ende.
Die Dame.
Der Kaiſer hebt die Hand in die Höhe und
beſchwört die Acte!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/189 |
Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/189>, abgerufen am 08.07.2024. |