Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831. Viele Vorstädter. Jouve, laß den Mann geh'n -- er ist so übel nicht -- Jouve. Dann ist er schlecht genug -- Wer nicht für uns ist, der ist wider uns -- Dieser, merk' ich, ist ein Schuft, der seine Courage da hat, wo er nichts zu fürchten braucht, -- der die Fahne auf der einen Seite weiß, auf der anderen dreifarbig trägt, und sie nach dem Winde schwingt. -- Seht, wie er anfängt, sich hin und her zu wenden -- er möchte jetzt gern fort, nach Haus, sich dort mit seiner Familie hinter dem Ofen verstecken, biswei- len an die Fensterladen schleichen, durch die Ritzen gucken, und ohne Gefahr bemerken, was es auf der Straße für Unheil gibt, um gleich darauf in Sicherheit darüber zu schwatzen -- Derlei Memmen sind schändlicher als die öffentlichen Mordbrenner -- -- Schneiderfetzen, (denn so etwas wirst du seyn) Courage, Scheere, Nadeln heraus, -- hier mein Schmiedehammer -- Wehre dich oder crepire! Schneidermeister. Weh mir! Jouve. Nieder! (Er schlägt ihn zur Erde:) Viele Vorſtaͤdter. Jouve, laß den Mann geh’n — er iſt ſo übel nicht — Jouve. Dann iſt er ſchlecht genug — Wer nicht für uns iſt, der iſt wider uns — Dieſer, merk’ ich, iſt ein Schuft, der ſeine Courage da hat, wo er nichts zu fürchten braucht, — der die Fahne auf der einen Seite weiß, auf der anderen dreifarbig trägt, und ſie nach dem Winde ſchwingt. — Seht, wie er anfängt, ſich hin und her zu wenden — er möchte jetzt gern fort, nach Haus, ſich dort mit ſeiner Familie hinter dem Ofen verſtecken, biswei- len an die Fenſterladen ſchleichen, durch die Ritzen gucken, und ohne Gefahr bemerken, was es auf der Straße für Unheil gibt, um gleich darauf in Sicherheit darüber zu ſchwatzen — Derlei Memmen ſind ſchändlicher als die öffentlichen Mordbrenner — — Schneiderfetzen, (denn ſo etwas wirſt du ſeyn) Courage, Scheere, Nadeln heraus, — hier mein Schmiedehammer — Wehre dich oder crepire! Schneidermeiſter. Weh mir! Jouve. Nieder! (Er ſchlaͤgt ihn zur Erde:) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0148" n="140"/> <sp who="#VIEVOR"> <speaker> <hi rendition="#g">Viele Vorſtaͤdter.</hi> </speaker><lb/> <p>Jouve, laß den Mann geh’n — er iſt ſo übel<lb/> nicht —</p> </sp><lb/> <sp who="#JOU"> <speaker> <hi rendition="#g">Jouve.</hi> </speaker><lb/> <p>Dann iſt er ſchlecht genug — Wer nicht für<lb/> uns iſt, der iſt wider uns — Dieſer, merk’ ich, iſt<lb/> ein Schuft, der ſeine Courage da hat, wo er<lb/> nichts zu fürchten braucht, — der die Fahne auf<lb/> der einen Seite weiß, auf der anderen dreifarbig<lb/> trägt, und ſie nach dem Winde ſchwingt. — Seht,<lb/> wie er anfängt, ſich hin und her zu wenden — er<lb/> möchte jetzt gern fort, nach Haus, ſich dort mit<lb/> ſeiner Familie hinter dem Ofen verſtecken, biswei-<lb/> len an die Fenſterladen ſchleichen, durch die Ritzen<lb/> gucken, und ohne Gefahr bemerken, was es auf<lb/> der Straße für Unheil gibt, um gleich darauf in<lb/> Sicherheit darüber zu ſchwatzen — Derlei Memmen<lb/> ſind ſchändlicher als die öffentlichen Mordbrenner<lb/> — — Schneiderfetzen, (denn ſo etwas wirſt du<lb/> ſeyn) Courage, Scheere, Nadeln heraus, — hier<lb/> mein Schmiedehammer — Wehre dich oder crepire!</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHNEID"> <speaker> <hi rendition="#g">Schneidermeiſter.</hi> </speaker><lb/> <p>Weh mir!</p> </sp><lb/> <sp who="#JOU"> <speaker> <hi rendition="#g">Jouve.</hi> </speaker><lb/> <p>Nieder!</p><lb/> <stage>(Er ſchlaͤgt ihn zur Erde:)</stage> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0148]
Viele Vorſtaͤdter.
Jouve, laß den Mann geh’n — er iſt ſo übel
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Jouve.
Dann iſt er ſchlecht genug — Wer nicht für
uns iſt, der iſt wider uns — Dieſer, merk’ ich, iſt
ein Schuft, der ſeine Courage da hat, wo er
nichts zu fürchten braucht, — der die Fahne auf
der einen Seite weiß, auf der anderen dreifarbig
trägt, und ſie nach dem Winde ſchwingt. — Seht,
wie er anfängt, ſich hin und her zu wenden — er
möchte jetzt gern fort, nach Haus, ſich dort mit
ſeiner Familie hinter dem Ofen verſtecken, biswei-
len an die Fenſterladen ſchleichen, durch die Ritzen
gucken, und ohne Gefahr bemerken, was es auf
der Straße für Unheil gibt, um gleich darauf in
Sicherheit darüber zu ſchwatzen — Derlei Memmen
ſind ſchändlicher als die öffentlichen Mordbrenner
— — Schneiderfetzen, (denn ſo etwas wirſt du
ſeyn) Courage, Scheere, Nadeln heraus, — hier
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Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/148>, abgerufen am 31.07.2024. |