Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.
Mütze auf dem Kopfe -- Seit zwanzig Jahren sah' ich ihn nicht -- -- Und da tragen sie auf den Schultern eine Hure, in ihrer Jugend, als Gott vom Wohlfahrtsausschuß abgesetzt war, Göt- tin der Vernunft, und jetzt dieselbe noch einmal, aber recht gealtert. Vorstädter von St. Antoine. Hoch die Vernunft! Andere. Die Hölle mit ihr! Wieder Andere. Und der Himmel breche zusammen! Noch Andere. Der Teufel soll Gott seyn! Alle. Das soll er, er ist ein braver Kerl! Jouve. Das ist er, Brüder, aber eben darum der Ver- läumdete, der Unterdrückte -- (Zu dem Schneidermeister:) Lumpenhund, was blinzelst du mit den Augen? Schneidermeister. Vor Freude, mein Herr, daß in Frankreich auch der Teufel zu Recht und Ehre kommt.
Mütze auf dem Kopfe — Seit zwanzig Jahren ſah’ ich ihn nicht — — Und da tragen ſie auf den Schultern eine Hure, in ihrer Jugend, als Gott vom Wohlfahrtsausſchuß abgeſetzt war, Göt- tin der Vernunft, und jetzt dieſelbe noch einmal, aber recht gealtert. Vorſtaͤdter von St. Antoine. Hoch die Vernunft! Andere. Die Hölle mit ihr! Wieder Andere. Und der Himmel breche zuſammen! Noch Andere. Der Teufel ſoll Gott ſeyn! Alle. Das ſoll er, er iſt ein braver Kerl! Jouve. Das iſt er, Brüder, aber eben darum der Ver- läumdete, der Unterdrückte — (Zu dem Schneidermeiſter:) Lumpenhund, was blinzelſt du mit den Augen? Schneidermeiſter. Vor Freude, mein Herr, daß in Frankreich auch der Teufel zu Recht und Ehre kommt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#SCHNEID"> <p><pb facs="#f0147" n="139"/> Mütze auf dem Kopfe — Seit zwanzig Jahren<lb/> ſah’ ich ihn nicht — — Und da tragen ſie auf<lb/> den Schultern eine Hure, in ihrer Jugend, als<lb/> Gott vom Wohlfahrtsausſchuß abgeſetzt war, Göt-<lb/> tin der Vernunft, und jetzt dieſelbe noch einmal,<lb/> aber recht gealtert.</p> </sp><lb/> <sp who="#VOR"> <speaker> <hi rendition="#g">Vorſtaͤdter von St. Antoine.</hi> </speaker><lb/> <p>Hoch die Vernunft!</p> </sp><lb/> <sp who="#AND"> <speaker> <hi rendition="#g">Andere.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Hölle mit ihr!</p> </sp><lb/> <sp who="#WIEAND"> <speaker> <hi rendition="#g">Wieder Andere.</hi> </speaker><lb/> <p>Und der Himmel breche zuſammen!</p> </sp><lb/> <sp who="#NOC"> <speaker> <hi rendition="#g">Noch Andere.</hi> </speaker><lb/> <p>Der Teufel ſoll Gott ſeyn!</p> </sp><lb/> <sp who="#ALL"> <speaker> <hi rendition="#g">Alle.</hi> </speaker><lb/> <p>Das ſoll er, er iſt ein braver Kerl!</p> </sp><lb/> <sp who="#JOU"> <speaker> <hi rendition="#g">Jouve.</hi> </speaker><lb/> <p>Das iſt er, Brüder, aber eben darum der Ver-<lb/> läumdete, der Unterdrückte —</p><lb/> <stage>(Zu dem Schneidermeiſter:)</stage><lb/> <p>Lumpenhund, was blinzelſt du mit den Augen?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHNEID"> <speaker> <hi rendition="#g">Schneidermeiſter.</hi> </speaker><lb/> <p>Vor Freude, mein Herr, daß in Frankreich<lb/> auch der Teufel zu Recht und Ehre kommt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0147]
Mütze auf dem Kopfe — Seit zwanzig Jahren
ſah’ ich ihn nicht — — Und da tragen ſie auf
den Schultern eine Hure, in ihrer Jugend, als
Gott vom Wohlfahrtsausſchuß abgeſetzt war, Göt-
tin der Vernunft, und jetzt dieſelbe noch einmal,
aber recht gealtert.
Vorſtaͤdter von St. Antoine.
Hoch die Vernunft!
Andere.
Die Hölle mit ihr!
Wieder Andere.
Und der Himmel breche zuſammen!
Noch Andere.
Der Teufel ſoll Gott ſeyn!
Alle.
Das ſoll er, er iſt ein braver Kerl!
Jouve.
Das iſt er, Brüder, aber eben darum der Ver-
läumdete, der Unterdrückte —
(Zu dem Schneidermeiſter:)
Lumpenhund, was blinzelſt du mit den Augen?
Schneidermeiſter.
Vor Freude, mein Herr, daß in Frankreich
auch der Teufel zu Recht und Ehre kommt.
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Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/147>, abgerufen am 31.07.2024. |