Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831. Fraudes Schneidermeisters (kommt:) Mann, lieber Mann, find' ich dich endlich, -- o nach Haus! Auch unsre Straße ist voll Lärm und Bewegung! Man sagt der Kaiser käme zurück. Chassecoeur. Sollt' es seyn? -- O! Schneidermeister. Dummes, infames Weib, sprich leiser -- (Leise:) Käm' er zurück, so wäre das viel für Frankreichs Ehre und für meine Wohlfahrt. -- Geh, Nadeln und Zwirn angeschafft, soviel du kannst! Wir machen bald Monturen! -- Ich sondire hier nur noch ein bischen die Stimmung von Paris, -- es ist der beste Platz dazu. -- Drum geh, ich komme gleich nach. Frau des Schneidermeisters. Gleich? -- Ist das gewiß? Schneidermeister. Meinst du, ich würde dich und meine Würm- chen in der Gefahr allein lassen? (Frau des Schneidermeisters ab.) Jesus! heiliger Geist! Da kommt der König! Und welchen Rock trägt er! De anno 1790 -- Ge- Fraudes Schneidermeiſters (kommt:) Mann, lieber Mann, find’ ich dich endlich, — o nach Haus! Auch unſre Straße iſt voll Lärm und Bewegung! Man ſagt der Kaiſer käme zurück. Chaſſecoeur. Sollt’ es ſeyn? — O! Schneidermeiſter. Dummes, infames Weib, ſprich leiſer — (Leiſe:) Käm’ er zurück, ſo wäre das viel für Frankreichs Ehre und für meine Wohlfahrt. — Geh, Nadeln und Zwirn angeſchafft, ſoviel du kannſt! Wir machen bald Monturen! — Ich ſondire hier nur noch ein bischen die Stimmung von Paris, — es iſt der beſte Platz dazu. — Drum geh, ich komme gleich nach. Frau des Schneidermeiſters. Gleich? — Iſt das gewiß? Schneidermeiſter. Meinſt du, ich würde dich und meine Würm- chen in der Gefahr allein laſſen? (Frau des Schneidermeiſters ab.) Jeſus! heiliger Geiſt! Da kommt der König! Und welchen Rock trägt er! De anno 1790 — Ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0136" n="128"/> <sp who="#FRASCHNEID"> <speaker> <hi rendition="#g">Fraudes Schneidermeiſters</hi> </speaker> <stage>(kommt:)</stage><lb/> <p>Mann, lieber Mann, find’ ich dich endlich, —<lb/> o nach Haus! Auch unſre Straße iſt voll Lärm<lb/> und Bewegung! Man ſagt der Kaiſer käme zurück.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHA"> <speaker><hi rendition="#g">Chaſſecoeur</hi>.</speaker><lb/> <p>Sollt’ es ſeyn? — O!</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHNEID"> <speaker><hi rendition="#g">Schneidermeiſter</hi>.</speaker><lb/> <p>Dummes, infames Weib, ſprich leiſer —</p><lb/> <stage>(Leiſe:)</stage><lb/> <p>Käm’ er zurück, ſo wäre das viel für Frankreichs<lb/> Ehre und für meine Wohlfahrt. — Geh, Nadeln<lb/> und Zwirn angeſchafft, ſoviel du kannſt! Wir<lb/> machen bald Monturen! — Ich ſondire hier nur<lb/> noch ein bischen die Stimmung von Paris, — es<lb/> iſt der beſte Platz dazu. — Drum geh, ich komme<lb/> gleich nach.</p> </sp><lb/> <sp who="#FRASCHNEID"> <speaker><hi rendition="#g">Frau des Schneidermeiſters</hi>.</speaker><lb/> <p>Gleich? — Iſt das gewiß?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHNEID"> <speaker><hi rendition="#g">Schneidermeiſter</hi>.</speaker><lb/> <p>Meinſt du, ich würde dich und meine Würm-<lb/> chen in der Gefahr allein laſſen?</p><lb/> <stage>(Frau des Schneidermeiſters ab.)</stage><lb/> <p>Jeſus! heiliger Geiſt! Da kommt der König! Und<lb/> welchen Rock trägt er! <hi rendition="#aq">De anno</hi> 1790 — Ge-<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [128/0136]
Fraudes Schneidermeiſters (kommt:)
Mann, lieber Mann, find’ ich dich endlich, —
o nach Haus! Auch unſre Straße iſt voll Lärm
und Bewegung! Man ſagt der Kaiſer käme zurück.
Chaſſecoeur.
Sollt’ es ſeyn? — O!
Schneidermeiſter.
Dummes, infames Weib, ſprich leiſer —
(Leiſe:)
Käm’ er zurück, ſo wäre das viel für Frankreichs
Ehre und für meine Wohlfahrt. — Geh, Nadeln
und Zwirn angeſchafft, ſoviel du kannſt! Wir
machen bald Monturen! — Ich ſondire hier nur
noch ein bischen die Stimmung von Paris, — es
iſt der beſte Platz dazu. — Drum geh, ich komme
gleich nach.
Frau des Schneidermeiſters.
Gleich? — Iſt das gewiß?
Schneidermeiſter.
Meinſt du, ich würde dich und meine Würm-
chen in der Gefahr allein laſſen?
(Frau des Schneidermeiſters ab.)
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Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/136>, abgerufen am 08.07.2024. |