Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831. König Ludwig. Halt' ihn nicht für zu gefährlich. Herzogin von Angouleme. Er ist gefährlich. Frage nach bei Jacobinern und Royalisten, frage nach an den plötzlich von ihm geraubten Küsten Aegyptens oder der Nordsee, frage nach an den Mauern von Danzig und Sar- ragossa -- Wie die stilldunkle Wetternacht ist er -- Erst wenn du getroffen bist, merkst du: es hat ge- blitzt. -- Sieh, unter'm Busen bricht mir die mit Lilien geschmückte Goldspange jach auseinander -- Auch das kommt unerwartet, aus Angst vor Ihm -- -- Ist selbst diese Kleinigkeit nicht bedeutend? Oberceremonienmeister (tritt ein:) Sire, das Nef ist aufgesetzt. König Ludwig. So laßt uns speißen. (Oberceremonienmeister ab.) Herzogin von Angouleme (für sich:) Jetzt speisen! Welch unverwüstlicher Appetit! -- (Laut:) Majestät, darf ich Eines bitten? König Ludwig. Fod're. Koͤnig Ludwig. Halt’ ihn nicht fuͤr zu gefährlich. Herzogin von Angouleme. Er iſt gefährlich. Frage nach bei Jacobinern und Royaliſten, frage nach an den plötzlich von ihm geraubten Küſten Aegyptens oder der Nordſee, frage nach an den Mauern von Danzig und Sar- ragoſſa — Wie die ſtilldunkle Wetternacht iſt er — Erſt wenn du getroffen biſt, merkſt du: es hat ge- blitzt. — Sieh, unter’m Buſen bricht mir die mit Lilien geſchmückte Goldſpange jach auseinander — Auch das kommt unerwartet, aus Angſt vor Ihm — — Iſt ſelbſt dieſe Kleinigkeit nicht bedeutend? Oberceremonienmeiſter (tritt ein:) Sire, das Nef iſt aufgeſetzt. Koͤnig Ludwig. So laßt uns ſpeißen. (Oberceremonienmeiſter ab.) Herzogin von Angouleme (fuͤr ſich:) Jetzt ſpeiſen! Welch unverwüſtlicher Appetit! — (Laut:) Majeſtät, darf ich Eines bitten? Koͤnig Ludwig. Fod’re. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0120" n="112"/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig Ludwig</hi>.</speaker><lb/> <p>Halt’ ihn nicht fuͤr zu gefährlich.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANGOI"> <speaker><hi rendition="#g">Herzogin von Angouleme</hi>.</speaker><lb/> <p>Er iſt gefährlich. Frage nach bei Jacobinern<lb/> und Royaliſten, frage nach an den plötzlich von<lb/> ihm geraubten Küſten Aegyptens oder der Nordſee,<lb/> frage nach an den Mauern von Danzig und Sar-<lb/> ragoſſa — Wie die ſtilldunkle Wetternacht iſt er —<lb/> Erſt wenn du getroffen biſt, merkſt du: es hat ge-<lb/> blitzt. — Sieh, unter’m Buſen bricht mir die mit<lb/> Lilien geſchmückte Goldſpange jach auseinander —<lb/> Auch das kommt unerwartet, aus Angſt vor Ihm<lb/> — — Iſt ſelbſt dieſe Kleinigkeit nicht bedeutend?</p> </sp><lb/> <sp who="#OBERC"> <speaker> <hi rendition="#g">Oberceremonienmeiſter</hi> </speaker> <stage>(tritt ein:)</stage><lb/> <p>Sire, das Nef iſt aufgeſetzt.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig Ludwig</hi>.</speaker><lb/> <p>So laßt uns ſpeißen.</p><lb/> <stage>(Oberceremonienmeiſter ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#ANGOI"> <speaker> <hi rendition="#g">Herzogin von Angouleme</hi> </speaker> <stage>(fuͤr ſich:)</stage><lb/> <p>Jetzt ſpeiſen! Welch unverwüſtlicher Appetit! —</p><lb/> <stage>(Laut:)</stage><lb/> <p>Majeſtät, darf ich Eines bitten?</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig Ludwig</hi>.</speaker><lb/> <p>Fod’re.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0120]
Koͤnig Ludwig.
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Herzogin von Angouleme.
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ihm geraubten Küſten Aegyptens oder der Nordſee,
frage nach an den Mauern von Danzig und Sar-
ragoſſa — Wie die ſtilldunkle Wetternacht iſt er —
Erſt wenn du getroffen biſt, merkſt du: es hat ge-
blitzt. — Sieh, unter’m Buſen bricht mir die mit
Lilien geſchmückte Goldſpange jach auseinander —
Auch das kommt unerwartet, aus Angſt vor Ihm
— — Iſt ſelbſt dieſe Kleinigkeit nicht bedeutend?
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Sire, das Nef iſt aufgeſetzt.
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Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/120>, abgerufen am 31.07.2024. |