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Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.

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Ney.
Das ist zuviel, König, -- das verdien' ich
nicht. -- Offen gesagt,
(denn so großer Güte ge-
genüber kann ich nichts mehr verbergen):
ich war
nicht der beste Royalist, hatte zwar über den Kai-
ser mich hart zu beschweren, aber die Kaiserzeit
nicht ganz zu vergessen -- Sire, ich mach' es
wieder gut -- weg aus meiner Brust die letzte
Erinnerung an Ihn und seine Heerzüge -- himmel-
tief steht er unter Ihnen -- -- Ja, geben Sie
mir Truppen, ich zieh' ihm entgegen, und bring'
ihn Ihnen gefangen oder todt! -- -- Wie konnt'
ich so verblendet seyn -- -- Alles, alles an die-
sem Hofe ist edler, anmuthsvoller, erhabener als
am buntscheckigen Lager zu St. Cloud!
König Ludwig.
So eilen Sie, Vetter, von Familie und Freun-
den Abschied zu nehmen, denn Ihre Bestallung und
meine Befehle folgen Ihnen auf der Ferse.

(Ney entfernt sich.)
Herzogin von Angouleme.
Da abermals ein Pröbchen von der Treue und
der Kraft des neuen Adels!
Herzog von Berry.
Unter dem Ney dien' ich in keinem Fall.

Ney.
Das iſt zuviel, König, — das verdien’ ich
nicht. — Offen geſagt,
(denn ſo großer Güte ge-
genüber kann ich nichts mehr verbergen):
ich war
nicht der beſte Royaliſt, hatte zwar über den Kai-
ſer mich hart zu beſchweren, aber die Kaiſerzeit
nicht ganz zu vergeſſen — Sire, ich mach’ es
wieder gut — weg aus meiner Bruſt die letzte
Erinnerung an Ihn und ſeine Heerzüge — himmel-
tief ſteht er unter Ihnen — — Ja, geben Sie
mir Truppen, ich zieh’ ihm entgegen, und bring’
ihn Ihnen gefangen oder todt! — — Wie konnt’
ich ſo verblendet ſeyn — — Alles, alles an die-
ſem Hofe iſt edler, anmuthsvoller, erhabener als
am buntſcheckigen Lager zu St. Cloud!
Koͤnig Ludwig.
So eilen Sie, Vetter, von Familie und Freun-
den Abſchied zu nehmen, denn Ihre Beſtallung und
meine Befehle folgen Ihnen auf der Ferſe.

(Ney entfernt ſich.)
Herzogin von Angouleme.
Da abermals ein Pröbchen von der Treue und
der Kraft des neuen Adels!
Herzog von Berry.
Unter dem Ney dien’ ich in keinem Fall.

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[108/0116] Ney. Das iſt zuviel, König, — das verdien’ ich nicht. — Offen geſagt, (denn ſo großer Güte ge- genüber kann ich nichts mehr verbergen): ich war nicht der beſte Royaliſt, hatte zwar über den Kai- ſer mich hart zu beſchweren, aber die Kaiſerzeit nicht ganz zu vergeſſen — Sire, ich mach’ es wieder gut — weg aus meiner Bruſt die letzte Erinnerung an Ihn und ſeine Heerzüge — himmel- tief ſteht er unter Ihnen — — Ja, geben Sie mir Truppen, ich zieh’ ihm entgegen, und bring’ ihn Ihnen gefangen oder todt! — — Wie konnt’ ich ſo verblendet ſeyn — — Alles, alles an die- ſem Hofe iſt edler, anmuthsvoller, erhabener als am buntſcheckigen Lager zu St. Cloud! Koͤnig Ludwig. So eilen Sie, Vetter, von Familie und Freun- den Abſchied zu nehmen, denn Ihre Beſtallung und meine Befehle folgen Ihnen auf der Ferſe. (Ney entfernt ſich.) Herzogin von Angouleme. Da abermals ein Pröbchen von der Treue und der Kraft des neuen Adels! Herzog von Berry. Unter dem Ney dien’ ich in keinem Fall.

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Zitationshilfe: Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/116>, abgerufen am 24.11.2024.