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Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.

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König Ludwig.
Was rathen Sie, meine Herren?
Blacas d'Aulps.
Lassen Sie uns, Sire, einige hundert Verdäch-
tige, welche ihn in Lyon und Paris unterstützen
könnten, verbannen, und er erlischt von selbst, wie
ein Licht ohne Brennstoff.
D'Ambray.
Wahrlich, das Beste. Ich will eine Liste sol-
cher Uebelgesinnten aufsetzen, und sie zu dem Fuße
des Throns legen.
König Ludwig.
Thu'n Sie es -- ich werde sie nachsehen und
beurtheilen. -- Indeß jetzt den Ney gerufen, Für-
sten von -- Ich weiß nicht, wie der Mann sonst
heißt.

(Blacas d'Aulps geht in den Vorsaal, spricht mit dem Ober-
ceremonienmeister, und kommt zurück.)
Herzogin von Angouleme.
Der Ney, der Ney -- Der unsere Zuflucht? --
Kleiner und häßlicher ist sie nicht zu finden!
König Ludwig.
Er heißt der Brave der Braven, und alle al-
ten Krieger lieben ihn.
Herzogin von Angouleme.
Er ist einer der Frechsten unter den Schlechten,
Koͤnig Ludwig.
Was rathen Sie, meine Herren?
Blacas d’Aulps.
Laſſen Sie uns, Sire, einige hundert Verdäch-
tige, welche ihn in Lyon und Paris unterſtützen
könnten, verbannen, und er erliſcht von ſelbſt, wie
ein Licht ohne Brennſtoff.
D’Ambray.
Wahrlich, das Beſte. Ich will eine Liſte ſol-
cher Uebelgeſinnten aufſetzen, und ſie zu dem Fuße
des Throns legen.
Koͤnig Ludwig.
Thu’n Sie es — ich werde ſie nachſehen und
beurtheilen. — Indeß jetzt den Ney gerufen, Für-
ſten von — Ich weiß nicht, wie der Mann ſonſt
heißt.

(Blacas d’Aulps geht in den Vorſaal, ſpricht mit dem Ober-
ceremonienmeiſter, und kommt zuruͤck.)
Herzogin von Angouleme.
Der Ney, der Ney — Der unſere Zuflucht? —
Kleiner und häßlicher iſt ſie nicht zu finden!
Koͤnig Ludwig.
Er heißt der Brave der Braven, und alle al-
ten Krieger lieben ihn.
Herzogin von Angouleme.
Er iſt einer der Frechſten unter den Schlechten,
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[104/0112] Koͤnig Ludwig. Was rathen Sie, meine Herren? Blacas d’Aulps. Laſſen Sie uns, Sire, einige hundert Verdäch- tige, welche ihn in Lyon und Paris unterſtützen könnten, verbannen, und er erliſcht von ſelbſt, wie ein Licht ohne Brennſtoff. D’Ambray. Wahrlich, das Beſte. Ich will eine Liſte ſol- cher Uebelgeſinnten aufſetzen, und ſie zu dem Fuße des Throns legen. Koͤnig Ludwig. Thu’n Sie es — ich werde ſie nachſehen und beurtheilen. — Indeß jetzt den Ney gerufen, Für- ſten von — Ich weiß nicht, wie der Mann ſonſt heißt. (Blacas d’Aulps geht in den Vorſaal, ſpricht mit dem Ober- ceremonienmeiſter, und kommt zuruͤck.) Herzogin von Angouleme. Der Ney, der Ney — Der unſere Zuflucht? — Kleiner und häßlicher iſt ſie nicht zu finden! Koͤnig Ludwig. Er heißt der Brave der Braven, und alle al- ten Krieger lieben ihn. Herzogin von Angouleme. Er iſt einer der Frechſten unter den Schlechten,

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Zitationshilfe: Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/112>, abgerufen am 28.04.2024.