Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottsched, Johann Christoph: Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen. Leipzig, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite

Des II Theils II Capitel

Sie schmückte Haupt und Haare,
Nicht durch der Frühlings-Kinder Glantz:
Ein dichtgeflochtner Aehren-Krantz,
Die neue Frucht von diesem fetten Jahre,
Womit sonst Ceres pflegt zu prangen,
Umschloß die Stirn und hieng ihr auf die Wangen.
Sie prieß der Aecker Fruchtbarkeit,
Und wuste zwar der reichen Furchen Seegen,
Mit danckbarer Zufriedenheit,
Als GOttes Wohlthat auszulegen:
Doch daß ich reich und sicher erndten kan,
Daß, sprach sie, meiner Felder Saaten,
Jn keines Feindes Hand gerathen:
Das hat nechst GOtt, mein Held August gethan.

Arie.
Unter den schützenden Schwerdtern der Sachsen.
Grünet und blühet das ruhige Land
Wo man die friedliche Raute sieht wachsen,
Jst kein Verheeren, kein Morden bekannt.
Glücklicher Stand!

Unter den etc.
Jndem sie dieses kaum gesungen,
Daß Wald und Feld davon erklungen;
So kam ein tantzend Chor,
Der lieblich-schertzenden Najaden,
Die sonst am Pleißen-Ufer baden,
Aus ihrem nassen Schilf hervor.
Man merckte bald, daß sie den Helden-Nahmen,
Augustus, zu verehren kamen,
Der abermahl erschienen war.
Sie bauten gleich von Rasen den Altar,
Und wusten Jhm darauf aus angenehmen Rinden,
Ein süßes Räuchwerck anzuzünden.
Sie schmückten sich mit frischen Kalmus-Kräntzen,
Und sungen dieses Lied, am Reyhen, zu den Täntzen.
Arie.
Auf! auf! Saxonia!
Des Helden Fest ist da.
Komm, laß bey unsern Chören,
Komm laß bey dieser Lust,
Auf unsern Held August,
Auch deine Lieder hören.
Auf! auf! Saxonia!
Des Helden Fest ist da.
Beglückt

Des II Theils II Capitel

Sie ſchmuͤckte Haupt und Haare,
Nicht durch der Fruͤhlings-Kinder Glantz:
Ein dichtgeflochtner Aehren-Krantz,
Die neue Frucht von dieſem fetten Jahre,
Womit ſonſt Ceres pflegt zu prangen,
Umſchloß die Stirn und hieng ihr auf die Wangen.
Sie prieß der Aecker Fruchtbarkeit,
Und wuſte zwar der reichen Furchen Seegen,
Mit danckbarer Zufriedenheit,
Als GOttes Wohlthat auszulegen:
Doch daß ich reich und ſicher erndten kan,
Daß, ſprach ſie, meiner Felder Saaten,
Jn keines Feindes Hand gerathen:
Das hat nechſt GOtt, mein Held Auguſt gethan.

Arie.
Unter den ſchuͤtzenden Schwerdtern der Sachſen.
Gruͤnet und bluͤhet das ruhige Land
Wo man die friedliche Raute ſieht wachſen,
Jſt kein Verheeren, kein Morden bekannt.
Gluͤcklicher Stand!

Unter den ꝛc.
Jndem ſie dieſes kaum geſungen,
Daß Wald und Feld davon erklungen;
So kam ein tantzend Chor,
Der lieblich-ſchertzenden Najaden,
Die ſonſt am Pleißen-Ufer baden,
Aus ihrem naſſen Schilf hervor.
Man merckte bald, daß ſie den Helden-Nahmen,
Auguſtus, zu verehren kamen,
Der abermahl erſchienen war.
Sie bauten gleich von Raſen den Altar,
Und wuſten Jhm darauf aus angenehmen Rinden,
Ein ſuͤßes Raͤuchwerck anzuzuͤnden.
Sie ſchmuͤckten ſich mit friſchen Kalmus-Kraͤntzen,
Und ſungen dieſes Lied, am Reyhen, zu den Taͤntzen.
Arie.
Auf! auf! Saxonia!
Des Helden Feſt iſt da.
Komm, laß bey unſern Choͤren,
Komm laß bey dieſer Luſt,
Auf unſern Held Auguſt,
Auch deine Lieder hoͤren.
Auf! auf! Saxonia!
Des Helden Feſt iſt da.
Begluͤckt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="104">
                <l>
                  <pb facs="#f0394" n="366"/>
                  <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Des <hi rendition="#aq">II</hi> Theils <hi rendition="#aq">II</hi> Capitel</hi> </fw>
                </l><lb/>
                <l>Sie &#x017F;chmu&#x0364;ckte Haupt und Haare,</l><lb/>
                <l>Nicht durch der Fru&#x0364;hlings-Kinder Glantz:</l><lb/>
                <l>Ein dichtgeflochtner Aehren-Krantz,</l><lb/>
                <l>Die neue Frucht von die&#x017F;em fetten Jahre,</l><lb/>
                <l>Womit &#x017F;on&#x017F;t Ceres pflegt zu prangen,</l><lb/>
                <l>Um&#x017F;chloß die Stirn und hieng ihr auf die Wangen.</l><lb/>
                <l>Sie prieß der Aecker Fruchtbarkeit,</l><lb/>
                <l>Und wu&#x017F;te zwar der reichen Furchen Seegen,</l><lb/>
                <l>Mit danckbarer Zufriedenheit,</l><lb/>
                <l>Als GOttes Wohlthat auszulegen:</l><lb/>
                <l>Doch daß ich reich und &#x017F;icher erndten kan,</l><lb/>
                <l>Daß, &#x017F;prach &#x017F;ie, meiner Felder Saaten,</l><lb/>
                <l>Jn keines Feindes Hand gerathen:</l><lb/>
                <l>Das hat nech&#x017F;t GOtt, mein Held Augu&#x017F;t gethan.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="105">
                <head> <hi rendition="#fr">Arie.</hi> </head><lb/>
                <l>Unter den &#x017F;chu&#x0364;tzenden Schwerdtern der Sach&#x017F;en.</l><lb/>
                <l>Gru&#x0364;net und blu&#x0364;het das ruhige Land</l><lb/>
                <l>Wo man die friedliche Raute &#x017F;ieht wach&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>J&#x017F;t kein Verheeren, kein Morden bekannt.<lb/><hi rendition="#et">Glu&#x0364;cklicher Stand!</hi></l><lb/>
                <l>Unter den &#xA75B;c.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="106">
                <l>Jndem &#x017F;ie die&#x017F;es kaum ge&#x017F;ungen,</l><lb/>
                <l>Daß Wald und Feld davon erklungen;</l><lb/>
                <l>So kam ein tantzend Chor,</l><lb/>
                <l>Der lieblich-&#x017F;chertzenden Najaden,</l><lb/>
                <l>Die &#x017F;on&#x017F;t am Pleißen-Ufer baden,</l><lb/>
                <l>Aus ihrem na&#x017F;&#x017F;en Schilf hervor.</l><lb/>
                <l>Man merckte bald, daß &#x017F;ie den Helden-Nahmen,</l><lb/>
                <l>Augu&#x017F;tus, zu verehren kamen,</l><lb/>
                <l>Der abermahl er&#x017F;chienen war.</l><lb/>
                <l>Sie bauten gleich von Ra&#x017F;en den Altar,</l><lb/>
                <l>Und wu&#x017F;ten Jhm darauf aus angenehmen Rinden,</l><lb/>
                <l>Ein &#x017F;u&#x0364;ßes Ra&#x0364;uchwerck anzuzu&#x0364;nden.</l><lb/>
                <l>Sie &#x017F;chmu&#x0364;ckten &#x017F;ich mit fri&#x017F;chen Kalmus-Kra&#x0364;ntzen,</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;ungen die&#x017F;es Lied, am Reyhen, zu den Ta&#x0364;ntzen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="107">
                <head> <hi rendition="#fr">Arie.</hi> </head><lb/>
                <l>Auf! auf! Saxonia!</l><lb/>
                <l>Des Helden Fe&#x017F;t i&#x017F;t da.</l><lb/>
                <l>Komm, laß bey un&#x017F;ern Cho&#x0364;ren,</l><lb/>
                <l>Komm laß bey die&#x017F;er Lu&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Auf un&#x017F;ern Held Augu&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Auch deine Lieder ho&#x0364;ren.</l><lb/>
                <l>Auf! auf! Saxonia!</l><lb/>
                <l>Des Helden Fe&#x017F;t i&#x017F;t da.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Beglu&#x0364;ckt</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[366/0394] Des II Theils II Capitel Sie ſchmuͤckte Haupt und Haare, Nicht durch der Fruͤhlings-Kinder Glantz: Ein dichtgeflochtner Aehren-Krantz, Die neue Frucht von dieſem fetten Jahre, Womit ſonſt Ceres pflegt zu prangen, Umſchloß die Stirn und hieng ihr auf die Wangen. Sie prieß der Aecker Fruchtbarkeit, Und wuſte zwar der reichen Furchen Seegen, Mit danckbarer Zufriedenheit, Als GOttes Wohlthat auszulegen: Doch daß ich reich und ſicher erndten kan, Daß, ſprach ſie, meiner Felder Saaten, Jn keines Feindes Hand gerathen: Das hat nechſt GOtt, mein Held Auguſt gethan. Arie. Unter den ſchuͤtzenden Schwerdtern der Sachſen. Gruͤnet und bluͤhet das ruhige Land Wo man die friedliche Raute ſieht wachſen, Jſt kein Verheeren, kein Morden bekannt. Gluͤcklicher Stand! Unter den ꝛc. Jndem ſie dieſes kaum geſungen, Daß Wald und Feld davon erklungen; So kam ein tantzend Chor, Der lieblich-ſchertzenden Najaden, Die ſonſt am Pleißen-Ufer baden, Aus ihrem naſſen Schilf hervor. Man merckte bald, daß ſie den Helden-Nahmen, Auguſtus, zu verehren kamen, Der abermahl erſchienen war. Sie bauten gleich von Raſen den Altar, Und wuſten Jhm darauf aus angenehmen Rinden, Ein ſuͤßes Raͤuchwerck anzuzuͤnden. Sie ſchmuͤckten ſich mit friſchen Kalmus-Kraͤntzen, Und ſungen dieſes Lied, am Reyhen, zu den Taͤntzen. Arie. Auf! auf! Saxonia! Des Helden Feſt iſt da. Komm, laß bey unſern Choͤren, Komm laß bey dieſer Luſt, Auf unſern Held Auguſt, Auch deine Lieder hoͤren. Auf! auf! Saxonia! Des Helden Feſt iſt da. Begluͤckt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_versuch_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_versuch_1730/394
Zitationshilfe: Gottsched, Johann Christoph: Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen. Leipzig, 1730, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_versuch_1730/394>, abgerufen am 03.12.2024.